American Dream - Ein paar Eindrücke aus und von den Vereinigten Staaten

21. Juli 2018

Meinen ersten Urlaub diesen Sommer verbrachte ich in den USA - in San Francisco, Los Angeles und Santa Monika, sowie (wieder zurück nach SF) Oakland. Der Urlaub war nicht besonders lang, sodass ich mir das das Recht nehmen würde hier ein 'Allgemeinurteil' über diese Städte alegen zu dürfen. Dennoch konnte ich interessante, persönliche Eindrücke sammeln und viel Zeit mit Einheimischen verbringen von denen ich bestimmt einiges über das Leben dort erfahren habe, was man sonst nicht ahnen würde.

Wetter – Leute - Freizeit

Mitten im Sommer ist das Wetter in San Francisco recht unangenehm bis mühsam. Schichten-Look ist angesagt. Weil: Kalt in der Früh – stetige Temperatursteigerung – möglicherweise sogar mit Sonne und (kurz auch) blauem Himmel, dann wieder Abfall der Grade am Abend.

Nebel ist in SF normal – er kommt schnell und legt sich tief über die Stadt, lässt alle Spitzen und Türme hoher Gebäude innerhalb von Minuten verschwinden. Auch der Wind macht sich ununterbrochen bemerkbar. Weg wehen kann er den Nebel aber leider nicht. Die Wolkenschichten sind oftmals dick und grau. Dadurch bekommt man auch mal ein ge- und bedrücktes Gemüt, habe ich gesagt bekommen. Es wirkt oftmals so, als ob es kurz vor dem Regen wäre (graue Atmosphäre und Stimmung) – aber regnen tut es dann im Endeffekt nie! Es sieht immer nur so aus. So ungefähr lässt sich das gefühlte Klima beschreiben. Die Luftfeuchtigkeit gibt noch ihren Rest dazu. 

Das mildeste und wärmste Wetter hat SF im Herbst (für eine kurze Zeit).

Umso heißer ist es sechs High-Way-Stunden mit dem Auto entfernt: Los Angeles und Santa Monica. Trockene Hitze, die man aber ertragen kann.

Für die Amerikaner ist Essen ein großes Thema sein. Es gibt unterschiedlichste Küchen in Hülle und Fülle! Die Vielfalt aus kulinarisch-kulturellen Angeboten ist beeindruckend und gut! Besonders die asiatische Küche glänzt dort. Dies hängt vermutlich mit dem großen Anteil an Einwanderern vom asiatischen Kontinent zusammen. Aber auch die mexikanische Küche ist sehr stark präsent.

Ich habe Europäer oft über Amerikaner sagen hören, dass diese oberflächlich seien und ihre Nettigkeit nur gespielt ist. Diese Meinung kann ich absolut nicht teilen.

Natürlich wirkt ihr 'Hi, how are you doing?‘  bei jeder einzelnen Begrüßung etwas befremdlich, bzw. nicht gerade ernst gemeint. Klar interessiert es die Kassiererin nicht, wie es dir tatsächlich geht. Dennoch kann ich ruhigen Gewissens nach meinem Aufenthalt dort behaupten, dass die Leute wirklich allgemein um einiges netter sind, als viele hierzulande, oder Menschen aus verschiedensten, großen Teilen des europäischen Kontinents die ich auch besucht habe. Sowohl Frauen die ich traf, als auch Männer - Einheimische und sichtlich dort hinzugezogene.

Was neu für mich war, war das Erlebnis eines Baseball-Spieles und vor allem zu erfahren, dass Leute dort in erster Linie nicht unbedingt wegen dem Match hingehen (Collage-Spiele besitzen einen weitaus höheren Wert), sondern um sich mit Freunden zu treffen, eine nette Zeit gemeinsam zu verbringen, was zu essen und zu trinken (trotz der Tatsache, dass sie behaupten, das Essen dort wäre 'Müll‘) und auch mal die Sitzplätze zu verlassen um herumzuspazieren, weil das Spiel nun wirklich alles andere als spannend ist.

Dennoch war das Stadion in SF, mit knappen 42.000 Sitzplätzen, beeindruckend.

Sicherheit

Sicher habe ich mich eigentlich die ganze Zeit über während meiner Reise gefühlt.

Trotz der Tatsache, dass Oakland als sehr gefährlich eingestuft wird (es gibt rund zehn 'hot spots‘, wo es niemandem empfohlen spazieren zu gehen, da dort bewaffnete Raubüberfälle 24/7 Realität sind). Um nichts herauszufordern habe ich mich dann aber doch nur innerhalb der ungefährlichen Gegenden von Oakland bewegt.

Los Angeles und Santa Monica empfand ich als sehr angenehm.

In San Francisco tummeln sich viele Obdachlose. Überall. In der Innenstadt werden diese, umso mehr das Tageslicht abnimmt, etwas lauter/aktiver und können unter Umständen beunruhigend wirken. Auch das Betteln oder Schnorren fängt erst an, wenn die Sonne untergegangen ist. Heimatlose die Musik spielen, verkleidet sind oder laute Selbstgespräche führen, gehören einfach zur Stadt.

An öffentlichen Plätzen entlang des Hafens ist es schwierig sich irgendwo hinzusetzen (Bank, sonstiges, freies Gelände), weil man dann eigentlich schon mitten im Wohnzimmer eines Wohnungslosen sitzt. Jedoch sind sie dort in kleinen Gruppen versammelt und sehr friedlich, nahezu unauffällig.

Autoeinbrüche kommen in SF recht regelmäßig vor.

Soziales

Das soziale Netz, welches einen bei uns ziemlich sicher auffängt, lässt in Amerika sehr zu wünschen übrig. In Drogeriemärkten findet man Zahn-Reparatur-Sets To-Go (z.B. Kronen selbst wieder ankleben). Man erhält außerdem ganz selbstverständlich Dinge, die man hierzulande nicht einmal von einem vorsichtigen Apotheker trotz gültigem Rezept ausgehändigt bekäme.

Die Menschen können/wollen es sich nicht leisten zum Arzt zu gehen, wenn ein Besuch bei einem stinknormalen Hausarzt einige hunderte Dollar kostet, trotz der Tatsache, dass man eigentlich versichert ist! Wenn man es überhaupt ist. Denn versichern muss sich keiner so wirklich, bzw. sieht es ganz anders aus als bei uns (unterschiedliche Optionen, etc.). Natürlich ist die Verlockung groß, einen massiven Batzen Geld mehr auf dem Konto oder im Börserl zu haben, als diesen bei der Versicherung liegenzulassen, deren Leistungen man phasenweise dann sowieso nicht in Anspruch nimmt, weil man Glück hat und nicht krank wird.

Ja, Amerikaner verdienen mehr als wir. Aber die Preise in SF/LA für nahezu alles sind mindestens genauso gesalzen (Anmerkung: NYC ist nicht anders).

Preise

Eine USA-Reise kann mitunter sehr teuer werden. Zwar ist der US-Dollar etwas schwächer, dennoch kommt man keineswegs günstiger davon. Die Preise – auch in Restaurants – sind überall ohne Steuern angeschrieben (diese ist oft niedriger als bei uns), und dann kommt noch das Trinkgeld dazu. Ein Muss. Zwischen 15 und 25 Prozent ist es normal einem Angestellten (z.B. Kellner) zu geben (teilweise sogar an der Kassa im Kleidergeschäften – man wird aufgefordert auszuwählen 'wie viel' Trinkgeld man dem Verkäufer gibt, um mit der Zahlung fortzufahren).

(Quell/Trink)Wasser ist generell teurer als Softdrinks.

Im Restaurant kostet in LA ein Achtel Liter des günstigsten Weins knappe 12 $. Plus Steuern und Trinkgeld macht es dann 15 aus - mindestens. Alkoholiker zu sein, ist in den USA schwer, denke ich.

Bezahlt wird alles per Kreditkarte. Kleingeld hat so gut wie keine Bedeutung (höchstens bei den Parkuhren zu gebrauchen, wenn man die Visa ausnahmsweise nicht bei sich hat).

Im Dienstleistungsbereich sind die Angestellten allgemein viel netter als hierzulande – sie tauschen dir sofort alle Getränke/Speisen aus, wenn sie einem z.B. doch nicht schmecken – man bekommt im Nachhinein kostenlos Extras dazu, etc. Allerdings kann es passieren, dass sie ganz selbstverständlich auf Spanisch mit einem reden, und davon ausgehen, dass man sie versteht (viele Südamerikaner, außerdem wird dort, wie bei uns Englisch, Spanisch unterrichtet)

Ah ja, Starbucks ist etwas günstiger ;-)

San Francisco

Gentrification  / Gentrifizierung

San Francisco und Umgebung ist besiedelt von vielen IT-Branchen (Google, You Tube, Apple, etc.)  In diesen arbeiten hauptsächlich junge Leute aus den besten Universitäten weltweit!

Diese jungen Frauen und Männer kommen nicht nach SF weil es so schön dort ist, sondern weil sie viel Geld verdienen können, und mit diesem dann wieder, nach einigen Jahren, weg ziehen.

IT-Arbeitgeber bieten ihren Mitarbeitern drei (oftmals) kostenlose Speisen am Tag, gratis Freizeit- und Sportaktivitäten, welche man z.B. in seiner Mittagspause machen kann, sowie u.a. Meditation, oder andere, mentalbegleitende Therapien.

Somit ist gesichert, dass das Personal gerne zur Arbeit kommt und vor allem viele Stunden am Tag bleibt. (Anzumerken ist: Das Arbeitstempo ist in vielen Büros wahrlich ein etwas langsames - man hat ja auch Zeit von 8-19 Uhr.)

Der Einkommensunterschied zwischen den zwei Klassen - reich / arm - ist gewaltig. Ein 'Mittelding' gibt es so gut wie gar nicht, die Mittelschicht ist sehr klein. Die Stadt wächst rasant - alles wird in SF von Tag zu Tag teurer. Die Jungen können es sich noch leisten, denn sie sind die Großverdiener. Die schon lange dort lebenden nicht. Diese müssen dann tatsächlich wegziehen, oder verarmen.

Verwunderlich ist der überaus hohe Anteil an Menschen ohne Heim somit ganz und gar nicht mehr.

SF ist die Stadt, in welcher es die meisten 1-Zimmer-Wohnungen in den USA gibt. Diese beinhalten weder WC, noch Bad oder Küche (alles am Gang). Dennoch beträgt die Miete rund 750 Dollar.

Eine gewöhnliche Mietohnung (ca. 70 m2) kostet rund 4000 US Dollar. Mitbewohner zu haben, bzw. sich eine Wohnung zu teilen, ist also normal.

Fazit

Leben würde ich dort nicht unbedingt für immer wollen. Einige Jahre könnte ich es mir unter Umständen vorstellen.

Immer wieder – und ich bin sehr oft in diese Diskussion hinein geraten -  fand ich es sehr komisch, dass Amerikaner es als unhöflich empfinden, wenn man sie nach ihrer eigentlichen, also originalen Herkunft fragt. Natürlich frage ich einen fließend englisch sprachenden Asiaten, welche denn seine Wurzeln sind. Für mich an und für sich kein Problem. Das gehört sich dort aber anscheinend ganz und gar nicht – das hat niemanden zu interessieren – es ist Überschreitung der Privatsphäre und ist ein absolutes NO GO! Nur Touristen fragt man, woher sie kommen – und dann bezieht man sich auf das Land, nicht ihre DNA.

Verstehe ich nicht. Da wird mir erzählt, dass Paul aus dem Office an seinen Wochenenden in die Rolle einer Drag Queen schlüpft (dann Anastasia ist) und er all seine Kollegen zu seinem Auftritt eingeladen hat weil sein schwuler Freund jetzt auch das erste Mal mitmacht (also DAS ist etwas ganz Selbstverständliches!), aber als ich frage, woher denn Paul stammt (sorry, sowas interessiert mich einfach!), sagt man mir: Das wissen wir nicht, niemand im Büro fragt sowas, das ist 'rude'! --- WHAT?!

Wie auch immer.

Zwei positive Dinge sind mir aufgefallen, was ich mir in Österreich auch wünschen würde:

In Restaurants bekommen die Gäste immer ganz selbstverständlich und ohne zu fragen  Leitungswasser auf den Tisch gestellt, welches permanent nachgefüllt wird. Okay, es schmeckt scheußlich. Es ist mit Chlor versehen und dementsprechend fällt auch der Genuss aus (ich habe es meistens nicht angefasst). Wenn man österreichisches Quellwasser gewohnt ist, ist man offenbar ganz schön verwöhnt. Ist aber eine schöne, kundenfreundliche Sache, finde ich!

Und: Es ist eine Selbstverständlichkeit sich im Restaurant das einpacken zu lassen, was man nicht aufgegessen hat. Sei es auch nur eine Handvoll Salatblätter. Es gibt für alle 'Restln‘ entsprechende Recyclingverpackungen. DAS mache ich ab jetzt auch hier. Ich lass mir immer alles einpacken, 1. wenn ich schon dafür bezahlt habe, und 2. bevor es sowieso dann einfach nur weggeworfen wird. Damit ein Wiener Kellner wieder mal herablassend und dann genervt schauen kann. ;-)

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