„Bildung lässt sich nicht downloaden.“

25. Oktober 2016

Internet ist ein lustiger Ort, an dem ganz andere Regeln herrschen als in der “realen” Welt. Es wird geschimpft was das Zeug hält und beleidigt ohne Ende. Von Liebeserklärungen bis argen Drohungen, ich habe im Internet schon alles erlebt. 

In diesem Sinne bewundere ich berühmte Menschen. Entweder sind sie hassresistent oder sie lesen und hören nicht zu, was man über sie schreibt und sagt. Natürlich kann man eine Meinung über eine berühmte Person haben. Man kann diese auch äußern und Internet eignet sich perfekt dazu, um sich über Menschen, Probleme und sonstiges zu unterhalten. Im Web werden aber so manche Grenzen sehr gerne überschritten. 

 

„Das Internet erschafft keine neue Gesellschaft, es spiegelt nur die Gesellschaft wieder.“

 

Eine Freundin von mir ist bekannte Health-Bloggerin, Sportlerin, Fitnesstrainerin, Ernährungsspezialistin und engagiert sich in Special Olympics. Ihr Mann ist ein sehr bekannter Fußballspieler. Sie leistet eine unglaublich gute Arbeit und wird dabei auf Instagram von knapp einer Million und auf Facebook von mehr als 1.2 Millionen Menschen beobachtet. Doch die Beobachtung heisst auch Kritik, die zumeist keine konstruktive ist. Sie wird hauptsächlich dafür kritisiert, dass ihr Mann berühmt ist und sie als seine Frau lieber in seinem Schatten bleiben soll. Schimpfwörter und Beleidigungen sind in dem Fall keine Seltenheit. 

Es stimmt, dass das Internet keine neue Gesellschaft erschafft. Man sieht aber immer öfter, dass das Internet die Gesellschaft nicht nur wieder spiegelt, sondern dass es viel zu oft die schlimmste Seite unserer Gesellschaft zeigt. 

 

 

„Warum das Internet scheiße ist? Weil die Welt scheiße ist.“

 

Ich finde weder das Internet, noch die Welt scheiße. Es ist als würde man sagen, dass alle Polen saufen, weil man ein paar betrunkene Polen in der U-bahn gesehen hat. Man sieht aber nicht die normalen Menschen, die sich um ihre eigenen Sachen kümmern, leise sind und keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Jean Cocteau hat mal gesagt: “Die große Stärke der Narren ist es, dass sie keine Angst haben, Dummheiten zu sagen”. Es sind dieselben Menschen im Internet, denen wir in der U-bahn oder auf der Straße begegnen. Mit dem Unterschied, dass sich diese Menschen auf der Straße nicht zu sagen trauen, was sie sich im Netz erlauben und ihre Angst, Dummheiten zu sagen wird im Internet sogar kleiner. Internet hat jedem die Möglichkeit gegeben, lauter zu werden. Den dummen und den klugen. 

 

Keyboard Warriors

Wenn man einen Job hat, in dem man seine Meinung äußert und sich auf eine gewisse Art und Weise offenbart, muss man mit Kritik rechnen. Ich habe schon mal geschrieben, dass ich gegen konstruktive Kritik nichts habe und sie unterstütze. Schimpfen und beleidigen sind aber, soweit ich weiss, kein Teil einer konstruktiven Kritik. 

Ich habe schon einiges über mich gelesen: “Ich schneide dein hübsches Gesicht mit einem Stanley-Messer”, “Der Schreiberling ist einfach ein Wichtigtuer und Lügner. Man sollte ihm das Atmen verbieten”, “Du hast deine Heimat verraten” sind nur einige von sehr vielen Beispielen.

Als Journalist veröffentliche ich meine Texte fast ausschließlich im Internet. Es gibt konstruktive Kritik, es gibt Menschen, die mir Recht geben und dann gibt es Menschen, die mich beleidigen und über mich schimpfen. Ich habe vor kurzem realisiert, wie sehr ich mich daran gewöhnt habe und wie sehr mir das egal geworden ist, was Menschen über mich denken. Ich nehme die Kommentare wahr, mache mir aber keine Gedanken darüber, wenn ich beschimpft oder beleidigt werde. Würden  dieselben Menschen, die diese Kommentare verfasst haben mir das gleiche ins Gesicht sagen? Das denke ich nicht. Keyboard Warriors lassen ihre Frust aus und meistens die beste Reaktion ist einfach nur keine Reaktion zeigen. 

 

Verantwortungsvolles Schreiben = Verantwortungsvolles Rezipieren

 

Ich schätze mich sehr glücklich ein, dass ich zu den Menschen gehöre, die danach gefragt wurden, ihre Meinung auf einer Internet-Plattform zu veröffentlichen. Ich mache mir immer ganz viele Gedanken, worüber ich meinen nächsten Beitrag schreiben soll. Nicht, weil ich Angst vor Kritik habe - sie ist wie schlechtes Wetter, irgendwann mal kommt es sicher. Ich überlege mir worüber ich schreibe, weil schreiben meiner Meinung nach mit einer großen Verantwortung verbunden ist. Egal ob man über Politik, neue Technologien oder einfach nur seine Meinung schreibt. Man weiss nicht genau, wer seine Lesern sind und wie sie die Information interpretieren werden. Das gleiche soll für Menschen gelten, die Beiträge, Fotos oder sonstiges im Web kommentieren - Nachdenken bevor man etwas blödes postet kann dabei helfen, einige Probleme zu meiden.

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