Danke, aber ehrlich!

14. April 2020

Lob ist wichtig, vor allem in Krisenzeiten. Die Politik macht aber einen gewaltigen Fehler, wenn sie Migranten dabei ausschließt.


Seit dem Ausbruch von Covid-19 vergeht kaum ein Tag, an dem der Kanzler oder ein Minister nicht vor die Kameras treten, um uns über die neuesten Entwicklungen zu informieren. Dabei dürfen auf keinen Fall die Dankesbekundungen fehlen, die sich (zu Recht) an jene richten, die Großartiges leisten: Die Supermarkt- kassiererin, der Lkw-Fahrer, die Paketzusteller, die Pflegerin im Spital. Allerdings gibt es zwei Haken an dem Wertschätzungsgewitter:

FAVORITEN IST NICHT ÖSTERREICH

Die kleinen Helden des Alltags nehmen das “Danke” gar nicht wahr, weil es nicht an sie adressiert ist. Oft wird von Österreicherinnen und Österreichern gesprochen. Dabei arbeiten vor allem MigrantInnen in diesen schlecht bezahlten Jobs. Die sehen sich in den seltensten Fällen als “Österreicher” – und bevor wieder der Mob der erzürnten Patrioten ausrückt – sondern vor allem als Wiener, Dornbirner, Austrotürken, Favoritner, Migranten oder einfach in Österreich lebende und arbeitende Menschen. Herr Kanzler, denken Sie darüber nach.

Der zweite Haken knüpft an die Geschichte über Valerija und andere Leidensgenossinnen im 24-Stunden-Pflegebereich an. Die Frauen sind unsichtbar und leisten enorme Arbeit, um ihre Familien in Rumänien, Bulgarien oder Kroatien zu versorgen. Dabei nehmen sie Reisestrapazen in Kauf und sorgen sich um unsere pflegebedürftigen Angehörigen. Sie waren schon vor der Coro- nakrise Heldinnen, in schweren Zeiten wie diesen sind sie zu Superheldinnen aufgestiegen. Sie verdienen Anerkennung, vor allem in monetärer Form. Vergessen wir nicht, dass vielen von diesen Frauen unter schwarz/blau die Familienbeihilfe halbiert wurde. (Die sogenannte “Indexierung” wird vom Europäischen Gerichtshof geprüft und höchstwahrscheinlich rückgängig gemacht). Halbiert! Die einzig richtige Antwort darauf ist eine Verdoppelung. Wann, wenn nicht jetzt?

Amar
Amar Rajkovic

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