Der Mann, der seine Haut verkaufte: Ein Pakt mit dem Leibhaftigen?

22. Februar 2022

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Der Mann, der seine Haut verkaufte
Syrer Sam Ali (Yahya Mahayni) tourt als Kunstwerk nach Europa, statt in einem Flüchtlingslager auf Asyl zu warten. Ist das Freiheit? ©Filmladen Filmverleih

Was ist der wahre Preis von Freiheit? Dieser Frage geht die tunesische Regisseurin Kaouther Ben Hania in „Der Mann, der seine Haut verkaufte“ nach. Der Film kommt am 25. Februar 2022 in die österreichischen Kinos.

Raqqa, kurz vor Kriegsausbruch. Der junge Syrer Sam Ali (Yahya Mahayni) ist unsterblich verliebt in seine Freundin Abeer (Dea Liane), die aus wohlhabendem Hause stammt. In einer überschwänglichen Liebeserklärung und seinem Ausdruck des Wunsches nach Freiheit, die er ihr in einem Zug verlautbart, landet ein Video im Netz. Es führt zu seiner Verhaftung durch die politische Polizei. Der Islamische Staat prescht allmählich vor – Raqqa soll später die Hauptstadt desselben werden. Der frisch aus der Haft entlassene Sam kehrt zum Haus seiner Angebeteten zurück – die ist aber bereits mit einem Diplomaten verheiratet und geht mit ihm nach Belgien. Die politische Lage spitzt sich weiter zu und Sam flieht nach Beirut. Mittellos und verzweifelt ist er auf der Suche nach einer Möglichkeit, zu Abeer nach Belgien zu kommen. Er streunt auf Vernissagen der libanesischen Hauptstadt herum, lebt von Gratiswein und Häppchen und trifft schließlich auf den international bekannten Künstler Jeffrey Godefroi (Koen De Bouw).

Der Mann, der seine Haut verkaufte
Sam und seine Freundin Abeer werden nach dem Vormarsch des IS in Raqqa getrennte Wege gehen. ©Filmladen Filmverleih

Der Mephistopheles der Kunstwelt

Godefroi, eine charismatisch-dunkle Gestalt, bietet ihm einen Deal an: Er will Sams Rücken kaufen. Gar bezeichnet er sich selbst als eine Art Mephistopheles. Sam soll ihm die Rechte an seinem Rücken abtreten – im Gegenzug sorgt der Künstler dafür, dass Sam ein gutes Leben in Europa hat, wenn er sich in Ausstellungen als Werk von Godefroi ausstellen lässt. Erster Stopp: Eine Ausstellung in Brüssel, Belgien. Sam willigt wenig später ein. Prompt bekommt er sein gigantisches Schengen-Visum großflächig auf den Rücken tätowiert und wird zum Ausstellungsstück, lebt in 5-Sterne-Hotels, während seine geflüchteten Landsleute in Camps in ganz Europa ausharren müssen. „Alle sagen, Kunst ist tot. Doch hier sieht man, dass Kunst nie lebendiger gewesen ist“, so Godefroi, der großen Erfolg mit seinem neuen Konzeptwerk feiert, und sogar bei einer Auktion versteigern lässt. Als diabolisches Sidekick brilliert Monica Bellucci in der Rolle der Soraya, die für die Instandhaltung von Sam zuständig ist. Und auch mit seiner großen Liebe Abeer wird Sam wiedervereint. Auf den ersten Blick ist der Preis der Freiheit kein großer – doch das Unglück nimmt wie gewohnt seinen Lauf…

Liebe in Zeiten sich überlappender Katastrophen

Der Mann, der seine Haut verkaufte ist ein Film, der wahrlich einschlägt wie eine Granate. Die tunesische Regisseurin und Drehbuchautorin Kaouther Ben Hania lässt den Zuschauer nicht nur hinterfragen, was für ein Glück es ist, in einem friedlichen Land geboren zu werden, in dem Demokratie herrscht und welche Mühen vor Elend fliehende Menschen aufwenden müssen, um aus dieser vollendeten Tatsache zu entkommen. Der Film ist auch eine gekonnte Satire auf den Kunstmarkt, kommentiert das Phänomen des „Gutmenschentums“, spielt verschiedene Auffassungen von Freiheit gegeneinander aus, und begleitet feinfühlig eine Liebe in Zeiten sich überlappender Katastrophen.

+++ Gewinnspiel +++

Zum Filmstart von Der Mann, der seine Haut verkaufte am 25. Februar 2022 verlost biber 2x2 Kinotickets und Eintrittskarten für die Museumsausstellung „arm & reich“ im Dom Museum Wien. Die epochenübergreifende Schau „arm & reich“ will den Finger auf Wunden legen, Blicke verschieben und durch Kunstprojekte von Armut Betroffenen ein Gesicht und eine Stimme verleihen. Vor allem nutzt sie die Möglichkeit, mittels Kunst Unsichtbares sichtbar zu machen.

Das Dom Museum Wien selbst hat sich als Ort aktueller Diskurse positioniert, wo auf Themen gesetzt wird, die sich wie ein roter Faden durch die Menschheitsgeschichte ziehen und gerade heute besonders verhandelnswert sind. Die Ausstellung "arm & reich" läuft noch bis zum 28. August 2022.

Das Gewinnspiel findet in der KW9 auf den biber Kanälen auf Facebook und Instagram statt.

Der Mann, der seine Haut verkaufte
©Filmladen Filmverleih

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