Die aktuelle Ausgabe der AULA ist an Grausligkeit kaum zu übertreffen

08. August 2015

Dass die FPÖ-nahe Zeitschrift „Die AULA – das freiheitliche Magazin“ gern geschichtsrevisionistische, verharmlosende und zynische Artikel veröffentlicht, weiß jeder, der diese „Zeitung“ schon einmal in den Händen gehalten hat. Ein Artikel von Fred Duswald, Mitglied der schlagenden Burschenschaft „Danubia München“ in der Sommer-Ausgabe unter dem Titel „Mauthausen-Befreite als Massenmörder“, reiht sich aber nicht nur in die Serie verurteilenswerter Texte der AULA ein, sondern begeht eine Täter-Opfer-Umkehr die schlimmer nicht sein kann.

Duswald bezeichnet darin KZ-Häftlinge als „Landplage“ und schreibt von einer „Horde von 3.000 Befreiten“ die „raubend und plündernd, mordend und schändend“ durch das „unter der 'Befreiung' leidende“ Land" zog. Für Duswald scheint auch klar, dass es sich bei den in Konzentrationslagern Inhaftierten um Kriminelle handeln müsse. In revisionistischer Tradition erklärt uns Duswald, dass mit der Befreiung Mauthausens plötzlich „18.000 registrierte Häftlinge“ frei waren und hinzu noch eine „unbekannte Anzahl nicht erfaßter [sic!] Insassen“ kam. Der Artikel vermittelt einem beinah das Gefühl, dass mit der Befreiung Mauthausens durch die 11. US-Panzerdivision die Mauern eines Hochsicherheitsgefängnisses mit verurteilten Schwerverbrechern eingerissen wurden, die in Folge plündernd und brandschatzend durch die Gegend zogen. Tatsächlich aber befanden sich in Mauthausen von 1938-1945 an die 200.000 inhaftierte Menschen verschiedenster Nationalitäten im KZ-System. Unter ihnen viele politische Gefangene, Homosexuelle, Kriegsgefangene und sogenannte „Asoziale“. Etwa die Hälfte der Insassen, also rund 100.000 Menschen wurde ermordet. Die meisten fielen der bedingungslosen Ausbeutung und Zwangsarbeit zu Opfer. Auf welche Angst der Bevölkerung vor den Befreiten spielt Duswald also hier an? Vermutlich auf die seiner verehrten Schergen der SS und deren Helfershelfer, die sich auszumalen begannen, was ihnen wohl widerfahren würde, wenn man sie als Mörder und Folterknechte entlarven würde.

Der Geschichtsrevisionismus ist eine gefährliche Waffe der Rechten, die immer wieder als solche dekuvriert und bekämpft werden muss. Nicht anders ist der im Schwur von Mauthausen enthaltene Appell an die Welt zu verstehen: „[…] Wir werden einen gemeinsamen Weg beschreiten, den Weg der unteilbaren Freiheit aller Völker, den Weg der gegenseitigen Achtung, den Weg der Zusammenarbeit am großen Werk des Aufbaus einer neuen, für alle gerechten, freien Welt. […] Im Gedenken an das vergossene Blut aller Völker, im Gedenken an die Millionen, durch den Nazifaschismus ermordeten Brüder geloben wir, daß wir diesen Weg nie verlassen werden. […] Wir wenden uns an die ganze Welt mit dem Ruf: Helft uns bei dieser Arbeit. Es lebe die internationale Solidarität! Es lebe die Freiheit!"

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