Was hat unserer Welt gerade noch gefehlt? Ein „Lifestyle-Tool“ namens Selfie-Stick. Diese praktische Ego-Prothese trickst funktional unsere zu kurz geratene Natur aus. Länger ist halt besser, eine ewige Devise. J.K. Rowling wies letztens darauf hin, dass es Penis-Verlängerungen im Internet zu bestellen gibt. Nun sind dort auch praktische Armverlängerungen zu erwerben: Ab schlappen 8,99€ inkl. Bluetooth-Selbstauslöser ist der Selfie-Stick bei Amazon erhältlich. Gruppen-Selfies, Mannschafts-Selfies, Panorama-Selfies, alles ist endlich möglich. Dem Selbstbildnis sind keine Grenzen mehr gesetzt. Na Gott sei dank! Heidi Klum kann mit ihm schrill auf dem Pro7-Sofa hantieren und Kim Kardashian hat eine neue Waffe in ihrer Handtasche. Auch Mr. President spielte schon mit ihm im Oval Office. Der Stick ist bei weitem nicht nur ein Verirrung asiatischer Touristen. Im Gegenteil, diese Woche schlug mir mein Style-Newsletter neben High-Heels und It-Bags auch verschiedene „sexy“ Selfie-Stick-Modelle vor. Pink ist etwa auch erhältlich.

Leute, bitte einmal ganz dringend den Blick weg vom Selbstauslöser und kurz der Wahrheit ins Auge sehen: Das ist der Untergang! Die Schalldurchkreuzung von Peinlichkeit, gesellschaftliche Ego-Verwahrlosung. Ich schäme mich fremd. Es sollte ein gesetzliches Grundmaß an „Stil“ in unserer Welt geben. Allein die Vorstellung, einen Selfie-Stick als Accessoire aus meiner Handtasche hervorzuzaubern und damit öffentlich (!) herum zu posieren, lässt mich rot anlaufen. Da würde ich eher probieren mit einem Regenschirm Fotos zu machen!. Daher bitte ich alle: Lasst ihn stecken. Es ist gut, wenn unsere Selfie-Welt Grenzen hat! Auch in Zentimetern.

PS: Immerhin, es gibt schon Maßnahmen. So sind Selfie-Sticks in Südkorea, Versailles und Tiger-Selfies in New York verboten:

http://www.focus.de/reisen/service/museen-laender-staedte-10-orte-an-den...