Endlich sprechen migrantische Jugendliche über die EU
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Über die EU unterhalten sich in der Regel nur Politiker. Jugendliche mit Migrationshintergrund finden dabei kaum Berücksichtigung. Aus diesem Grund gündete das Institut für Publizistik und Kommunikationswissenschaft das „Europäische Jugendparlament VHS“. Wir waren dabei.
„Wir brauchen kostenlose Deutschkurse“ war eines der am häufigsten erwähnten Punkte der Jugendlichen bei der Podiumsdiskussion des europäischen Jugendparlaments letzten Freitag. Neben den benötigten Deutschkursen fiel auch häufig die Notwendigkeit, die Preise bei Bio-Produkten, sowie Öffi-Fahrscheinen zu senken. Auch im Bereich der Gesundheit haben die Schüler:innen viel zu sagen gehabt. Medikamente seien zu teuer und auch die Wartezeiten für einen Termin beim Arzt müssen deutlich kürzer werden. Die Schülerinnen schilderten Probleme und suchten Lösungsvorschläge. Die, die normalerweise immer überhört wurden kamen nun endlich zu Wort.
Bei der Veranstaltung „Europäisches Jugendparlament VHS“ handelte es sich um ein Pilotenprojekt und einem neuen Format der Politischen Kommunikation und Bildung für Jugendliche. Im diesen Fall für insgesamt 40 VHS-Schüler:innen. Vorbereitet und entworfen wurde die Veranstaltung vom Institut für Publizistik und Kommunikationswissenschaft der Universität Wien. Hauptziel war es, dass sich die Jugendlichen mit vier EU-relevanten Themen auseinandersetzen und miteinander diskutieren. Dies geschah in sogenannten „Weltcafe-Runden“ in vier verschiedenen Räumen, in denen über „Krieg und Frieden“, „Nachhaltigkeit“, „Beruf und Ausbildung“ und „Gesundheit“ gesprochen wurde.
„Ich bin besonders gespannt auf die Standpunkte der Jugendlichen“
Einige Minuten bevor die Veranstaltung im großen Festsaal mit drei Präsentationen begann, erzählte mir die VHS-Schülerin Nahida, welche Themen sie besonders wichtig findet. “Ich bin heute für die Themen Bildung und Gesundheit verantwortlich. Ich habe mich vorbereitet und freu mich sehr mit den anderen zu diskutieren.“ Kurz darauf begann das Event schon mit den Vorträgen, welche alle die Europäische Union und ihr Wirken behandelten. Besonders als die Frage „Wer ist für den Erhalt der Demokratie und Sicherheit verantwortlich?“ in den Raum geworfen wurde, grübelten alle. Nach kurzem Überlegen riefen die Schüler:innen Antworten raus. „die Politiker!“, „die Regierung!“ oder auch einfach „die EU!“ Alles richtig, aber die eigentliche Antwort wäre „Alle Menschen!“ gewesen. Denn alle Menschen, unabhängig vom Alter und der Herkunft, dürfen und müssen sich an den EU-relevanten Themen beteiligen.
Kurz nach 10:30 war es so weit. Die Schüler:innen begaben sich gemeinsam mit den Publizistik-Student:innen in die insgesamt vier Weltcafe-Räume und verschlossen die Türen. Pro Thema und Raum gab es zwei 45 Minuten lange Diskussionsrunden, in denen Lösungen für mögliche Missstände gefunden werden sollten. Gesagt – getan. Nach den knappen zwei Stunden wurden die gesammelten Ergebnisse bei einer Podiumsdiskussion, welche vom Herrn Schipper von der Uni Wien moderiert wurde, im Festsaal vorgestellt. Die Schüler:innen waren aktiv und voller Energie dabei, weil sie endlich gehört wurden.
Das Event sei ein voller Erfolg gewesen, so der Geschäftsführer der Wiener Volkshochschulen Herr Schweiger. Bei seinen Abschlussworten zur Podiumsdiskussion ließ er seine Freude über den Erfolg des Events durchblitzen: „Wer heute den Teilnehmer:innen beim Diskutieren zugehört hat, spürt nichts von angeblicher Politikverdrossenheit. Man sieht mit welcher Begeisterung sich junge Menschen in der Politik einbringen, wenn sie dabei ernst genommen und gehört werden“
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