„Grausig das Weib, grausig der Skandal“ – Die Sexualisierung der „Oligarchennichte“

29. Mai 2020

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Oligarchennichte
Quelle: Pixabay (photosforyou)

Vergangenes Jahr wurde durch die Veröffentlichung eines Videos die gesamte österreichische Innenpolitik auf den Kopf gestellt. Darauf zu sehen zwei Herren, die sich in einer Villa angeregt über die Übernahme der Kronen Zeitung, Wasserprivatisierung und die Vermeidung der drohenden Islamisierung Österreichs unterhalten. Dabei spielte eine russische „Oligarchennichte“, die als Lockvogel agierte, eine zentrale Rolle. Das ganze ging unter dem Begriff: Ibiza-Affäre in die Geschichtsbücher ein. Soweit alles klar. Dass das ganze jetzt noch einen sexistischen Beigeschmack bekommt, wiederum eher weniger.

Vor einem Jahr zeigte sich Strache noch wehmütig als zerrupftes Huhn und entschuldigte sich vor aller Öffentlichkeit vor seiner Frau Philippa. Das Ganze soll nur eine „bsoffene Gschicht“ gewesen sein und das könne auch Saubermännern wie ihm „mal passieren“. Heute spaziert er wieder wie ein stolzer Pfau durch die Stadt und wird auch an den kommenden Wien-Wahlen, mit seiner neuen Partei „Team HC Strache“ teilnehmen.  Währenddessen wurde die Identität der vermeintlichen „Oligarchennichte“ preisgegeben. Fotos von ihr wurden in zahlreichen Medien veröffentlicht und zur Fahndung ausgeschrieben. Während nach dem Lockvogel gesucht wird, lacht sich HC heimlich ins Fäustchen und lässt sich bei den kommenden Wahlen aufstellen. Verkehrte Welt nicht wahr?

Veröffentlichung der Fahndungsfotos

Aber das Ganze ist noch nicht die Spitze des Eisberges. Denn nach der Veröffentlichung der Fahndungsfotos beherrscht ein Thema alle Foren der österreichischen Medienlandschaft. Und wer hätte es gedacht, es ist nicht vordergründig das Verhalten der korrupten Politiker, das angezweifelt wird, sondern vielmehr das Aussehen der „Oligarchennichte“. Na eh klar, jüngst betonte Strache noch eindrücklich, wie „schoaf“ seine damalige Gesprächspartnerin war. Scheinbar warteten alle gespannt vor den Bildschirmen, ob sie dem lieben Strache nun nicht einmal wirklich glauben und vertrauen können. Um dann verwundert festzustellen, dass diese junge Damen, ihres Erachtens „ja gar nicht so schoaf ist“. Ja, etwas Wichtigeres gibt es in diesem Zusammenhang sicher nicht zu besprechen, als das Aussehen dieser Frau. Wenn jetzt noch einmal jemand sagt, dass es eh keinen Sexismus gibt und sich die Frauen „mal zusammenreißen sollten“, der darf gerne hier aufhören weiter zu lesen.

Österreich – Was ist mit euch?

Ein korrupter Politiker, der noch immer auf freiem Fuß herum läuft und nicht nur das, der auch noch bei den kommenden Wahlen antreten darf, ist das eine. Dass er nicht angezeigt werden kann, da eine Lücke im Gesetz besteht die besagt, dass PolitikerInnen nicht für Aussagen über korrupte Deals bestraft werden können, zu dessen Ausführung sie zu diesem Zeitpunkt keine oder noch keine Macht haben, das andere. Aber das diese ausgeschriebenen Fahndungsfotos nun derart sexualisiert werden und die Form der Nase der „Oligarchennichte“ gerade das größte Problem der ÖsterreicherInnen darstellt, lässt mich wirklich an der Intelligenz meiner MitbürgerInnen zweifeln. Wenn das Aussehen innerhalb dieser Causa die höchste Brisanz und größte Wichtigkeit hat, habe ich wohl nun offiziell die Hoffnung in die Menschheit verloren. Ich hätte jetzt gerne auch jemand der mir „ein paar illegale Substanzen ins Getränk mischt“ (wie es Strache einst in der Causa-Ibiza behauptete), um diesen Irrsinn zu ertragen.

Zur Veranschaulichung folgt nun eine Flop 5 der Kommentare, die in Bezug auf das Aussehen der „Oligarchennichte“ gepostet wurden. Natürlich nicht auf- oder absteigend gereiht – diese Entscheidung kann von jedem selbst getroffen werden.

Oligarchennichte

 

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