Nanu, das war deutlich. Der österreichische Außenminister Sebastian Kurz geht im heutigen Kurier-Interview besonders hart mit den zahlreichen austro-türkischen Erdogananhängern ins Gericht. Kurz wörtlich: "Wer sich in der türkischen Innenpolitik engagieren will, dem steht es frei, unser Land zu verlassen."

Sebastian Kurz, der neben dem Amt des Außenministers auch als Integrationsstaatssekretär fungiert, legt nach. Er erwarte sich, dass türkischstämmige Menschen sich "loyal gegenüber Österreich" verhalten und kritisierte auch die Demonstrationen, die vergangenes Wochenende in Wien anlässlich des gescheiterten Putschversuches stattgefunden haben: "Wer Konflikte hereinträgt, beeinflusst das Zusammenleben negativ."

Äußert sich sehr kritisch zu den Pro-Erdogan-Demos - Außenminister Sebastian Kurz

Aus diesem Grund bestellte der Außenminister den gestern bei der ZIB24 aufgetretenen türkischen Botschafter in Österreich, Mehmet Hasan Gögus, zu sich ins Außenamt. Der hatte im Gespräch mit Roman Rafreider gestern Abend autoritäre Tendenzen bestritten und Erdogan als  Demokraten bezeichnet. Zu den Absetzungen der Lehrer, Richter und Staatsbediensteten sagte Gögus wenig, er beklagte viel mehr die doppelten Standards Europas, wenn es um die Behandlung der kurdischen Untergrundorganisation PKK geht.

So sieht eine Pattstellung aus: Österreichische Politiker nehmen die Türken hierzulande in die Pflicht. Der Großteil von denen fühlt sich wiederum missverstanden und beklagt die traditionell negative Berichterstattung über ihr Heimatland. Die Aussage von Kurz, die Demonstranten können - auf gut Deutsch - nach Hause gehen, wenn es ihnen hier nicht passt, ist neu und erinnert an blaue Rhetorik. Sollten dann auch die in Wien demonstrierenden Kurden die Heimreise antreten, wenn sie auf Wiens Straßen zu Recht gegen Repressalien gegen ihr Volk in der Türkei demonstrieren? Oder gilt das nur für Erdogan-Anhänger? Die Antwort weiß nur der Außenminister.