Lockerung der ärztlichen Schweigepflicht

01. April 2015

Nach dem Airbus A320 Absturz diskutieren Experten, ob die Schweigepflicht seitens der Ärzte gelockert werden solle. Co-Pilot Andreas L. sei trotz Krankschreibung am Tag des Absturzes geflogen.

Medien zufolge soll Andreas L. das Flugzeug mit 149 anderen Menschen an Bord absichtlich in den französischen Berg Estrop gelenkt haben. Der Co-Pilot des Fluges 4U9525 war seit einiger Zeit in ärztlicher Behandlung. Verschiedene Quellen stufen seinen psychischen Zustand unterschiedlich ein. Es ist die Rede von manischen Depressionen über bipolare Störungen bis hin zur Suizidgefährdung. Wie kann eine Person mit solch einer Vorgeschichte problemlos als Co-Pilot mit immenser Verantwortung für andere Menschenleben tätig gewesen sein?

Zwangsläufig kam es unter Experten zur Debatte über eine Lockerung der ärztlichen Schweigepflicht für sensible Berufe wie Piloten. Der Verkehrsexperte Dirk Fischer von der CDU und Thomas Prinz vom Arbeitgeberverband BDA sprachen sich klar für eine Lockerung aus. "Wenn Arbeitnehmer, die in sicherheitsrelevanten Bereichen arbeiten, psychische Probleme haben, sollte eine unabhängige staatliche Stelle davon erfahren", schlägt Prinz vor.

Ilja Schulz, Präsident der Pilotenvereinigung Cockpit, ist ganz anderer Meinung. Bei nicht garantierter Schweigepflicht würden sich Patienten nicht trauen, über ihr Problem zu sprechen, „weil immer die Angst vom Fluglizenzentzug mitschwingt.“ Folglich könne man ihnen keine „echte Hilfe“ anbieten. Darüber hinaus gäbe es schon jetzt die Befugnis für Ärzte und Psychotherapeuten bei Gefährdung Dritter die Schweigepflicht zu brechen.

Das deutsche Strafgesetzbuch betrachtend, geht die Schweigepflicht sogar über den Tod hinaus. Bei geplanten Straftaten ist sehr wohl eine Bekanntgabe des Arztes an die Behörde nicht nur möglich sondern Pflicht. Mit einem Verschweigen würde sich der Mediziner strafbar machen. Die Frage lautet aber, welcher potentielle Täter denn seine bösen Pläne offen legt würde. Ab wann gilt eigentlich ein Patient als gefährlich für die Umgebung, wenn jeder Arzt und Experte eine andere Ansicht zu dem Thema aufbringt?

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