Nachher sind immer alle G'scheit

30. April 2020

Die Temperaturen steigen, die Ausgangsbeschränkungen fallen - die Corona-Krise ist in Österreich relativ glimpflich ausgegangen. Nun, wo die Gefahr fürs erste gebannt zu sein scheint, kommen auch die Besserwisser in die Medien zurück. Haben Kanzler und Vizekanzler den ÖsterreicherInnen unnötig Angst gemacht?

Um diese Frage zu beantworten, müssen wir uns kurz an die ersten Tage des März zurück erinnern. Zu diesem Zeitpunkt herrscht in Italien bereits Alarmstufe rot. Hunderte Fälle von CoViD-19 PatientInnen belagern die Notaufnahmen der Krankenhäuser. Kranke und sterbende Menschen liegen in den Gängen der Spitäler, ÄrztInnen sind am Ende ihrer Kräfte, das Gesundheitssystem steht am Rande des Kollaps.

Wos soll des Virus schon mochn?

Kanzler und Vizekanzler beschließen, die Öffentlichkeit darüber zu informieren, dass das Virus kein harmloser Schnupfen ist, sondern ein neuer, gefährlicher Krankheitserreger. Sie tun das in einer sachlichen, fokussierten Art: wenn wir jetzt nicht diszipliniert daheim bleiben und "social distancing" betreiben, werden Menschen sterben.

Der Vorwurf

Jetzt, Wochen später, sagen und schreiben einige JournalistInnen und PolitikerInnen , dass dies eine Angstmacherei und völlig übertrieben gewesen wäre. Die Bevölkerung hätte auch ohne drastische Beispiele verstanden, dass sie zu Hause bleiben muss. Kein Zweifel, manche hättens eh verstanden - leider nur wäre das die Minderheit gewesen. Die Mehrheit, und damit meine ich jetzt die klopapierhortende Menge, hat ihren Grad der Vernunft im Nahkampf im Supermarkt gezeigt.

Die Alternative

Ein was wäre wenn Szenario besagt, dass es auch in Österreich zu ähnlichen Szenen hätte kommen können, wie in Italien. Tausende Tote, Eishallen die zu Leichenhallen umfunktioniert werden müssen, Chaos und Panik. Ist das wirklich für manche eine ernstzunehmende Alternative?

Verschwörung? Blödsinn

Dieser Text soll kein Lobgesang an Kanzler Kurz oder Vizekanzler Kogler sein. Die Bundesregierung hat ihre Aufgaben mustergültig erfüllt und die Bevölkerung geschützt. Der Vergleich mit dem Postler, der seine Arbeit auch hervorragend macht und dafür nicht gelobt wird, erübrigt sich - hier ging es um das weiterbestehen der sozialen und wirtschaftlichen Strukturen des Landes. Man kann den Grünen und der ÖVP vieles Vorwerfen, aber die Behauptung, Kanzler und Vizekanzler hätten sich verschworen, um mit Corona einen Staatsstreich zu planen ist hirnrissig.

Wurden Fehler gemacht? Natürlich.

Nicht alles ist perfekt gelaufen. Beispielsweise der Ostererlass oder die nicht reparierten Erlässe hätte man besser kommunizieren können. Im Nachhinein würde die Regierung diese Dinge sicherlich gerne besser machen. Dennoch, im Vergleich zu anderen Ländern ist Österreich vorerst sehr gut durch diese Krise gegangen, und der wirtschaftliche Schaden wird hoffentlich so weit abgefedert werden, dass man im Nachhinein wirklich behaupten kann, man wäre mit einem blauen Auge davongekommen.

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