Nein zu Flüchtlingen - wieder einmal.

22. Mai 2015

20150520_pd4738.hr_klein.jpg

Flüchtlinge, Asyl, Zelte, Österreich
FOTOKERSCHI.AT / APA / picturedesk.com

Ein Gastronom und NEOS-Nationalabgeordneter will 40 Flüchtlinge bei sich unterbringen - der Bürgermeister der Gemeinde "lehnt das strikt ab."


Ich habe vorhin ein Facebook-Posting des Nationalratsabgeordneten Sepp Schellhorn (NEOS) gelesen. Schellhorn will 40 Flüchtlinge privat bei sich unterbringen. 40 Schutzsuchende könnten in seiner Pension ein Dach über dem Kopf haben. Das passt aber nicht allen in den Kram. Gerhard Steinbauer, der Bürgermeister der Gemeinde Bad Gastein, „lehnt das strikt ab“ und wird Schellhorn's Plan "gegebenenfalls mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln" bekämpfen. In dem 4.500-Einwohner-Ort seien bereits jetzt 60 Asylwerber untergebracht, also "rund 1,43 Prozent der Wohnbevölkerung". Die zusätzlichen Asylwerber würden die Flüchtlingsquote auf 2,38 Prozent steigern. Und wieder geht es um Quoten und Zahlen und „bereits erfüllte Verpflichtungen“ …

Grenzen, Zahlen, Zelte, Quoten, “fehlende Kapazitäten" und „bereits erfüllte Verpflichtungen“ - in der Flüchtlingsdebatte scheinen nur noch diese Worte vorzukommen. Es ist fast so, als würden man bewusst ausblenden wollen, dass es sich hierbei um Menschen handelt. Menschen, die aus ihrem Heimatland fliehen mussten. Menschen, die oft einen qualvollen Weg hinter sich haben und Österreich als letzte Hoffnung sehen.

Ich muss an die etwa 90.000 Flüchtlinge aus Ex-Jugoslawien denken, die während des Balkankrieges nach Österreich gekommen sind. Mein Magen dreht sich um, denn anders als bei den heutigen Flüchtlingen habe ich hautnah miterlebt, was diese damals Hilfesuchenden durchgemacht haben. Ich weiß, wie ihr einstiges Heimatland auch 20 Jahre nach dem Krieg aussieht. Ich weiß, dass sie alles verloren haben. Ich weiß, dass sie nicht mehr zurückkehren konnten und sich durch harte Arbeit ein neues Leben, hier in Österreich, erkämpft haben. Nein, ich selbst musste diesen Weg nicht gehen - aber meine besten Freunde, meine Bekannten, Familienangehörige. Ich habe ihre persönlichen Schicksale gehört und miterlebt. Ich wünschte, auch diejenigen, die keine Flüchtlinge in ihrer Familie oder im Freundeskreis haben, könnten sich ein wenig in den Leidensweg eines Flüchtlings hineinversetzen.

Ich bin die Flüchtlingsdebatte leid. Erst letzte Woche haben wir darüber berichtet, dass eine Privatpersonen dem Innenministerium bereits im September 2014 (!) vorgeschlagen hat, Flüchtlinge in einem leerstehenden, etwa 360m2 großen Gebäude unterzubringen. Die Räumlichkeiten seien hotelähnlich angelegt und in einem generell gutem Zustand. Ob es eine Reaktion vom Ministerium gab? Selbstverständlich nicht. Trotz Regen und Kälte werden sie in Zelten untergebracht.

Flüchtlinge, Asylwerber, Privatpersonen, Gastein
Facebook-Screenshot von Sepp Schellhorn

 

 

Blogkategorie: 

Kommentare

 

Dieser Artikel etwas tendenziös... Denn die andere Seite - die der Ablehnung - wird nicht wirklich beleuchtet. Da gehts scheinbar darum, ohne kollegiale Kommunikation politisches Kleingeld zu machen. Und das hat funktioniert. Siehe hier dieser vorschnelle Artikel.

Hier ein Zitat von ORF.at, der ein bissl aufklärt um was es geht.
"„Wir wehren uns nicht gegen die Aufnahme von Flüchtlingen“, betonte Steinbauer. Der Ort leiste schon seit zehn, zwölf Jahren seinen Beitrag dazu. 500 von 1.800 Gemeinden nähmen in Österreich Flüchtlinge auf, Bad Gastein sei eine davon. „Kein einziger Bad Gasteiner regt sich darüber auf.“ Was dem Bürgermeister allerdings sauer aufstößt: Weder der Pongauer Gastronom Schellhorn noch die zuständige Salzburger Landesrätin Martina Berthold (Grüne) hätten die Gemeinde über den Plan, eine weitere Unterkunft für Asylwerber zu öffnen, informiert, wie er erklärte.

„Das passiert schon zum zweiten Mal, dass Berthold über das Wochenende Fakten schafft. Und Schellhorn sitzt im Nationalrat und nennt sich Volksvertreter, er findet es aber nicht einmal der Mühe wert, sich mit der Gemeinde in Verbindung zu setzen.“ Diese Form der „Abgehobenheit ist unerträglich“."

Schade. Zur Anti-Flüchtlings-Propaganda kommt jetzt scheinbar Pro-Flüchtlings-Propaganda. Ich fürchte, so wird das nix werden.

Das könnte dich auch interessieren

Foto: Zoe Opratko
Zum Abschied gibt es kein Trompeten­...
Foto: Marko Mestrović
Ob Hijabi-Style, koschere Perücken oder...
Foto: Marko Mestrović
Nicht über die Communitys zu sprechen,...

Anmelden & Mitreden

5 + 5 =
Bitte löse die Rechnung