"Schade, kein Schokobaby"

03. März 2021

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Baby, Schwangerschaft, Elternschaft
Foto: Free-Photos from Pixabay

In meiner Schwangerschaft habe ich mit Freund*innen und Bekannten darüber fantasiert, wie mein Kind wohl aussehen wird. Ein Aspekt schien dabei bei vielen von besonders großem Interesse zu sein: Die Hautfarbe meines zukünftigen Kindes.

„Hoffentlich hat dein Baby so eine schöne, dunkle Farbe wie du“, sagt eine Freundin. Die Aussage irritiert mich, warum ist mir zuerst aber nicht klar. War doch nur ein Kompliment, oder? „Ich freu mich so auf dein Schokobaby“, höre ich eine Bekannte sagen. Sicher auch nur nett gemeint, wenn auch unglücklich formuliert. Mit der Zeit häufen sich Aussagen wie diese. Warum ist die Hautfarbe meines Kindes so relevant? 

Natürlich darf man dunkle Haut schön finden. Doch mit den Worten „Hoffentlich hat dein Kind schöne, dunkle Haut“ sagt man auch: „Hoffentlich hat es keine helle Haut“. Die Hoffnung auf Exotik bleibt unerfüllt: Meine Tochter ist hellhäutig. 

„Dein Kind ist ja weiß“. Auch wenn es keiner ausspricht, so habe ich das Gefühl, bei manchen eine gewisse Enttäuschung wahrzunehmen. Stellen wir uns die Situation umgekehrt vor: Ein dunkelhäutiges Baby kommt zur Welt, das Umfeld reagiert enttäuscht über die Hautfarbe. Eindeutig rassistisch, oder?

Ist „positiver“ Rassismus nur halb so schlimm?
Man könnte nun sagen: Ist doch schön, dass mein Umfeld sich ein dunkelhäutiges Baby gewünscht hat. Andersherum wäre es doch viel schlimmer gewesen. Ich sehe das anders. Die Enttäuschung über die Hautfarbe meines Kindes ist eine Beleidigung. Wenn „positiver“ Rassismus kritisch betrachtet wird, kommen oft Aussagen wie: „Wenn man so etwas auch nicht sagen darf, darf man ja gar nichts mehr sagen“. Sollten wir ganz damit aufhören, über Hautfarben zu sprechen? 

Menschen sehen unterschiedlich aus und darüber sollen wir auch weiterhin sprechen können. Wir brauchen allerdings ein verstärktes Bewusstsein darüber, dass das Kategorisieren von Hautfarben in "schön" und "weniger schön" immer problematisch ist, auch wenn es sich – zur Abwechslung– einmal nicht gegen schwarze Menschen richtet.

 

 

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