Šta ima? Coronaupdate aus Bosnien, Kroatien und Serbien

20. März 2020

Covid-19 hat uns alle im Griff. Wir erleben eine Reizüberflutung an Informationen. Zig Liveschaltungen zu Korrespondenten nach Brüssel, Paris oder Rom. Was ist mit Belgrad, Zagreb oder Sarajevo?

Mein Vater schickt neulich erst ein Video in unsere Familiengruppe. Zu sehen ist eine Frau in einem Dorf irgendwo in Ex-Ju, die sich ausführlich darüber auslässt, wie übertrieben sie die ganze Corona-Panik findet. Kein Schimpfwort wird ausgelassen. Das Video ist nur eines von vielen. Leute aus Ex-Ju rühmen sich oft mit ihrer Gelassenheit und das Leben nicht so ernst zu nehmen – im Vergleich zu „Švabos“. Spiegelt sich in unseren Festen #rakijafüralle, Gespräche und lautem Lachen mit 89324 Dezibel wieder. Leider auch in der Wirtschaft und Wohlstand der Länder. Wie ist es aber jetzt bei Corona? Wie produktiv ist unsere laissez-faire Einstellung in Krisenzeiten?

„Bin froh, dass ich nicht unten bin.“

Es geht wohl vielen so. Ohne großer Kurzanhänger oder Patriot zu sein, aber viele schätzen sich glücklich jetzt in Österreich zu sein. Stabiles Gesundheitssystem und frühzeitige Maßnahmen. Die Zahlen der Corona-Infizierten sind in Kroatien, Bosnien und Serbien noch überschaubar. 130 in Kroatien, 135 Serbien und 89 in Bosnien*. Die Zahlen ändern sich laufend – alleine während ich diesen Artikel schreibe. Die Grenzen sind alle dicht. Serbien und Bosnien haben den Ausnahmezustand ausgerufen. Kroatien verschärft Einreisebedingungen. Überall sind Schulen, Unis und Geschäfte (mit Ausnahmen natürlich), geschlossen. In Serbien verkündete Präsident Vučić, dass von 20 bis 5 Uhr niemand das Haus verlassen darf. Für Menschen ab 65 gilt sogar ein komplettes Ausgangsverbot. Bei Missachtung folgen Strafen ab 1300€. In Bosnien das gleiche, nur dass das komplette Ausgangsverbot auch noch für Menschen unter 18 gilt. 

Wie lang das noch gut geht?

Slowenien ist sowas wie der Klassenstreber am Balkan. Dort hat man schon über 8000 Leute auf Corona getestet, in Kroatien nur 1200. Wie groß die Angst vor einer weiteren Ausbreitung des Coronavirus zum Beispiel in Bosnien ist, traut man sich nicht laut sagen. Die dortigen Krankenhäuser sind so schon schlecht ausgestattet. Das Kopfkino wie das während einer Pandemie ausschaut ersparen wir uns lieber. Wie hoch wohl die Dunkelziffer ist? 

Es sind dann Bilder wie diese, die Panik hervorrufen. wenn selbst auf Ärzte kein Verlass ist.  Der Chefarzt der Universitätsklinik in Mostar, wo es auch bereits bestätige Corona-Infektionen gibt, erscheint so zu einer Pressekonferenz: mit Sonnenbrille und Lederjacke. Er macht schräge Bemerkungen und greift sich  ständig in Gesicht.  Hauptsache Outfit sitzt, oder?

Chefarzt Mostar Uniklinik

Foto: Screenshot von Twitter bei Ivana Tomić

Mehr Krisenerfahrung als die Anderen

„Wir erinnern uns nicht an einen solchen Mangel seit dem Krieg“, erzählt mir Branimira. Sie wohnt in Zagreb, Kroatien. Während des Jugoslawienkrieges ist sie mit ihrer Familie nach Österreich geflüchtet und nach dem Krieg wieder nach Kroatien zurückgekehrt. „Es war beängstigend zu sehen, dass es kein Fleisch und Käse auf dem Markt gab, kein Toilettenpapier und Hygienemittel in Geschäften“ sagt Branimira. Der Jugoslawienkrieg kriegt ist nicht lange her und man darf nicht vergessen, wie viele Menschen durch die jetzige Situation getriggered werden könnten. Leere Supermärkte, Ausgangssperren oder alleine die Panik einiger, kann bei vielen Erinnerungen an den Krieg hervorrufen. In Österreich gibt es vereinzelt auch noch Zeitzeugen des 2. Weltkrieges, aber sicher nicht so viele Zeitzeugen des Jugoslawienkrieges wie in Ex-Ju. Branimira zeigt sich aber trotz allem optimistisch und meint „Es ist Frühling und es wäre viel besser, in der Natur spazieren zu gehen oder in der Innenstadt einen Kaffee in der Sonne zu trinken, aber jetzt ist die Situation so, dass wir vor allem unsere Leben retten müssen“.

 

 

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