Starke Frauen - starke Männer
Wünsche für das neue Jahr
Wie jede andere Frau, die Mitte Dreißig und schon länger Single ist, werde ich oft - mal argwöhnisch, mal belächelnd - gefragt, was ich mir denn für einen Mann ‚wünsche‘.
Denn es ist einfach zu denken, dass die ‚übrig gebliebenen‘ die komplizierten sind und sie deswegen keinen Partner finden.
Dabei wissen wir Singles nur allzu gut, wie schwer es ist, die/den ‚Richtigen‘ zu finden – und wir streben ja auch gar nicht nach jemandem, der perfekt ist, aber je länger man alleine ist, desto mehr werden einem die Dinge bewusst, die man mit Sicherheit nicht an einem Partner haben möchte. Weil man Erfahrungen macht auf seiner Suche, viele unterschiedliche Charaktere aber vor allem auch sich selbst kennenlernt und die Beweise dafür bekommt, dass es oftmals besser ist, Single zu bleiben, als Sachen zu tolerieren, die einem selbst in einer Beziehung schaden würden.
Ich habe mir sehr viele Gedanken zum Thema Partnerschaften gemacht. Denn nicht wenige Verhaltensweisen und Muster in einer Beziehung sind, meiner Meinung nach, fragwürdig. Weil Menschen oftmals aus den nicht ganz richtigen Motiven eine Beziehung anfangen.
Sie denken nur allzu oft, ihre Puzzleteile so endlich zusammenzubekommen, ihre Wunden zu heilen, ihren Rettungsanker endlich zu finden und ihre Leere zu füllen. Eigentlich recht egoistisch, dreht es sich, so gesehen, immer nur um das eigene Ich, und weniger um den Partner.
Diese Menschen verwechseln dann Unabhängigkeit des Gegenübers mit Distanz, und wenn der Partner nicht sehr anhänglich ist, sind sie der Meinung, dass er/sie nicht impulsiv oder leidenschaftlich genug oder gar desinteressiert ist.
Schlösser aus Sand
Nicht wenige Beziehungen sind auf Sand gebaut.
Sandkörner aus Angst, Abhängigkeit und viel Unsicherheit. Beiderseitig und einander bedingend.
Ein rieselndes, wackeliges Fundament, das den meisten Erdbeben nicht standhält, bei der kleinsten Krise bereits ins Wanken gerät. Immer, und immer wieder. Streit, Vorwürfe, Trennung und x-maliges Zusammenraufen, weil man das Gefühl hat, dass man nicht ohne einander, aber auch nicht miteinander kann. Weil man etwas im Gegenüber sucht, was eigentlich gar nicht da ist. Weil man nach etwas sucht, was nur in einem selbst ist. Leider ist es wesentlich umständlicher dies in sich selbst zu entdecken, als in einer anderen Person, die es einem zeigt.
Und so bedienen sich ‚Liebende‘ einander mit Glückseligkeit. Erst wenn der andere nicht mehr da ist, merkt man, dass man die Zufriedenheit nie wirklich in sich selbst gefunden hat. Mitten im Herzschmerz sucht man baldigen Ersatz, oder aber braucht Jahre, um über den/die Ex hinwegzukommen.
Leute, die alleine nicht glücklich sein können, sind nicht aus denselben Gründen mit jemandem zusammen, wie jene, die auch ohne eine Beziehung zufrieden sind. Sie lieben vielmehr das Lieben und das Geliebtwerden – das Brauchen und das Gebrauchtwerden. Nicht die Person, die ihnen gegenüber steht.
Verliebt in das Falsche
Sehr viele Menschen verwechseln sexuelles Begehren mit aufrichtiger Wertschätzung.
Manche suchen ständig nach dem Gefühl des Veliebtseins und haben den Eindruck, dass sie sich ohne dieses nicht richtig spüren, nicht lebendig sind.
Viele trachten danach, gebraucht zu werden und fühlen sich nur dann richtig geliebt, wenn sie sehen, dass es dem Partner ohne sie nicht so gut geht.
Manche brauchen das Gefühl des Gebens, des Rettens, der Stärke, die sie in die Beziehung einbringen, und nicht die Beziehung selbst.
Einige lieben es einfach zu wissen, dass sie jemandem gefallen, den Gedanken, dass sie gewollt werden, setzen sie gleich mit intakter Liebe.
Und sehr viele von uns sind nicht einmal in der Lage, Liebe anzunehmen, weswegen sie sich oftmals daneben benehmen, den Partner nicht wertschätzen und ihn schlecht behandeln.
Stärke und Stärke
Aber was ist schon eine starke, gesunde Beziehung?
Ich finde: Wenn beide bereits vor der Beziehung zufriedene Individuen waren, die ihre Unabhängigkeit an sich selbst und an dem anderen schätzen, diese respektieren und nicht einschränken wollen.
In meinen Augen ist ein zufriedener Mann einer, der starke, unabhängige Frauen mag. Ein Mann, der nicht versucht durch eine Frau erst glücklich zu werden, sondern es schätzt, eine Frau mit innerer Ruhe und Ausgeglichenheit an seiner Seite zu haben, die ihrerseits auch ohne ihn glücklich sein kann. Eine Frau, die sich für eine Beziehung nicht aufgibt.
Männer und Frauen sollten sich von Anfang an mit Respekt, Achtung, und großem Interesse aneinander begegnen. Und eben nicht Interesse an den Gefühlen, die der andere auslöst, sondern Neugier an der Person die dahinter steht!
Emotionen blenden stark und lassen uns das Wesentliche nicht sehen. Wir lieben viel zu schnell die Gefühle allein, und verlieren das aus den Augen, worum es tatsächlich geht – den Menschen. Die Gefühle sind wir selbst, nicht die Person die sie auslöst. Wenn wir nur dieses Gefühl lieben, haben wir den Menschen schon verloren.
Daher sollten Männer und Frauen, besonders am Anfang, darum bemüht sein, ihre individuelle Einzigartigkeit zu erkennen, in all ihren Rollen des Alltags. Das sind die Dinge, denen auf lange Sicht große Wertschätzung gebührt.
In meinen Augen ist es nur dann eine gesunde Beziehung, wenn beide mit ihrem Leben zufrieden sind und dennoch bewusst eine Beziehung miteinander eingehen wollen, während sie sich klar darüber sind, dass sie alleine genauso erfüllte Wesen wären. Ohne diesen Zustand würde ein wichtiger Träger gewisser Stärke fehlen, der notwendig ist, um in Krisenzeiten für den anderen da zu sein!
Ich? – Du!
Und wenn man aber zaubern könnte?
Nun, es ist gar nicht so einfach konkret in Worte zu fassen, was man sich denn genau ‚wünscht‘, wenn man es dann festlegen muss.
Ich weiß nicht, was sich ein Mann wünscht. Ich kann nur meine weibliche Perspektive äußern, weil ich schon so oft gefragt wurde…
Ich wünschte mir einen Partner, der sich für meine Ideen und meine Meinungen interessiert, und nicht ständig nur von sich und seiner Welt redet, nach Anerkennung und Bestätigung sucht, während er seine eigene Unsicherheit mit vielen Worten über sein Tun zu überdecken versucht.
Ein ‚gestandener‘ Partner ist einer, der Eifersucht nicht gut findet, und nicht danach strebt, der ausschlaggebende Grund für die Zufriedenheit des Gegenübers zu sein und so emotionale, körperliche oder finanzielle Abhängigkeit schaffen möchte.
Ich schätze Männer, die sich in meine Gedanken, meinen Humor und mein Lachen verlieben, in meine Weltanschauungen, mein Herz und meine Visionen. Nicht jene, die nur meine Liebe lieben, und meine Zuneigung, die ich ihnen schenke.
‚Stark‘ ist in meinen Augen nicht jemand, der keine Gefühle zeigt. Stark ist jemand, der mich wertschätzt und sich ansieht, was hinter der Oberfläche ist, mir meine Zeit gibt und nicht drängelt.
Ich schätze Männer, die sich nicht nur in die Reflektion ihres Selbst verlieben, welche sie in meinen Augen sehen.
Ich wünsche mir einen Mann, der mich nicht auf das Körperliche oder das Äußerliche reduziert.
Ich möchte keinen Mann, der das Erreichen seiner Ziele von mir abhängig machen will, oder mich als seine liebevolle Lehrerin sieht.
Ein Partner sollte sich nicht in die Gefühle verlieben, die ich in ihm wecke, sondern in mich, und was ich für die Welt und in dieser Welt bin – unabhängig davon, was ich ihm entgegenbringe.
Ich möchte mich selbst in einen Mann verlieben, nicht in die Tatsache, dass ich etwas zu geben habe, oder dass ich jemanden glücklich mache.
Ein Mann sollte nicht eingeschüchtert sein von meiner Stärke und meinem Sein, und mich das dann durch ungute Gesten spüren lässt.
Überhaupt denke ich: Männer, die sich keine Zeit damit lassen wollen eine Frau zuerst richtig kennenzulernen, bevor sie mit ihr körperlich werden, haben Angst davor die Frau könnte draufkommen, dass sie vermutlich gar nicht so toll sind und charakterlich eigentlich gar nicht so viel zu bieten haben.
Diese Männer sind im Grunde unsichere Machos. Die Sorge, die Frau könnte es sich anders überlegen, wenn sie mehrere, längere Gespräche mit ihm führt, ist stets in ihrem Kopf, sodass sie es mit allem sehr eilig haben.
Ich wünsche mir einen Mann, der mich voll und ganz respektiert, meine Aussagen, meine Gedanken, meine Wünsche, und mein Benehmen. Einen, der mich nicht ändern möchte und all meine Grenzen immer ernst nimmt.
Tja
Möglicherweise lachen einige über mich und meinen, dass ich mit meiner endlos langen Liste nie jemanden finden werde.
Aber diese Liste kam nur zustande, weil ich solche Männer kennenlernte, die genau so waren, wie hier beschrieben: All die Dinge von denen ich nun weiß, dass ich sie bestimmt nicht möchte. Wenn ich an diese Begegnungen zurückdenke, stimmt es mich traurig und wütend. Aber es gibt mir auch Hoffnung und macht mich stolz auf mich selbst, dass ich weiß, wer ich bin.
Meine Wünsche sind nichts Selbstverständliches, aber so ist es auch nicht die Person, die diesen entsprechen wird.
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