true fruits: True bis es weh tut

19. August 2019

Satire darf alles, so auch in der Werbung, schreibt unsere Redakteurin Jelena Čolić.


Jelena Colic,

True fruits sind alte Bekannte, wenn es um provozierende Werbung geht. Bereits 2017 haben sie mit ihrer ersten Werbekampagne in Österreich für Aufregung gesorgt. „Noch mehr Flaschen aus dem Ausland“ oder „Schafft es kaum über die Grenze“ (hier war eine schwarze Flasche sichtbar) waren Sprüche, die für mächtig Aufruhr über Social Media gesorgt haben.  Die Werbekampagne war damals true fruits‘ Antwort auf die Schließung der West-Balkanroute, an der unser damaliger Außenminister Kurz maßgeblich beteiligt war.  Sie haben sich der Satire bedient, um ihren Standpunkt zu der damaligen österreichischen Außenpolitik darzustellen.  Es ist nicht normal, dass schutzsuchende Menschen kilometerlange Fußmärsche zurücklegen und unter schwersten Bedingungen nach Österreich kommen und schlussendlich nicht willkommen geheißen werden. Aber so war es in Österreich. Satire hinterfragt Normalität. Ist es provokant, zweideutige Plakate aufzuhängen, die eventuell missverstanden werden? Ja. Sollte man es deswegen lassen? Auf keinen Fall!

Abgefüllt & mitgenommen

Das gleiche Muster taucht bei der aktuellen Sexismus-Debatte rund um den Instagrampost, auf dem eine mit Wasser gefüllte Flasche und das Wording „abgefüllt und mitgenommen“ zu sehen ist, auf. Sexismus und Rape Culture würden da befeuert werden, war der Grundtenor der KritikerInnen. Werbekommunikation steht immer in Bezug zu aktuellen Themen und Trends. Laut einer Studie hat in Österreich jede 4. Frau eine Vergewaltigung erlebt. true fruits schafft es mit einer einzelnen Aktion, solche gesellschaftlich relevanten Themen in den Fokus zu rücken und kann einen Diskurswechsel vorantreiben. Nach der Logik der KritikerInnen sollten die Simpsons oder South Park verboten werden. Es ist ein Fass ohne Boden. Über manche Dinge muss auch direkt und überspitzt gesprochen werden. Sie verschwinden nicht von alleine. 

Sexuelle Übergriffe gehören leider für viele Frauen zum Alltag. Und Satire zeigt unzensiert die Missstände unserer Gesellschaft auf. Die Autoren – in diesem Falle das Marketingteam des Bonner Unternehmens –  wollen eine Veränderung. Die brauchen wir. Auch in unserer Diskussionskultur.  

 

*Von dem Kommentar "This how I like my hoes" von Nicolas Lecloux möchte ich mich distanzieren. Das klingt wie ein sehr unüberlegter Spruch und hat mit Satire nichts zu tun.

redaktion@dasbiber.at

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