VHS – Eine Zukunft voller Perspektiven

02. Mai 2019

Der Arbeitsmarkt in Wien hat es in sich. Die Konkurrenz ist groß. Hat man in manchen Sparten keine Ausbildung oder einen Studien- oder Schulabschluss vorzuweisen, läuft man bei Bewerbungsverfahren oft gegen die Wand. Das Ergebnis sind Selbstzweifel und Zukunftsängste. Manch einer weiß oft gar nicht, welche Möglichkeiten in Wien angeboten werden, um seine abgebrochene Ausbildung nachzuholen oder studieren zu können, ohne „den klassischen Weg gegangen zu sein“. Die VHS bietet eine Vielzahl an Angeboten für genau diese Fälle. Aber wie findet man das richtige für sich? Wir haben mit einem Experten der VHS sowie drei Kursabsolventen gesprochen, die sich auskennen.

„Von der Hilfskraft zur Fachkraft“

VHS Bildungsangebote

Johannes Luschnig ist Mitentwickler des hybriden Lehrabschlusses an der VHS. Was heißt das konkret? In diesem Kurs ist es Personen, die zwar Berufserfahrung, aber keinen Lehrabschluss haben, möglich, diesen nachzuholen. Und das ohne Anwesenheitspflicht. Luschnig erklärt, dass es vielen Kursteilnehmern aufgrund von Vollzeitbeschäftigung oder Kinderbetreuung gar nicht möglich sei, Kurse zu besuchen. Dank der hybriden Form kann die Durchführung des Kurses neben den privaten Verpflichtungen, der Kinderbetreuung usw. ganz bequem als E-Learning-Format mit Erklärvideos und Lernspielen zu Hause erfolgen. Offene Fragen, die während der Online-Kurse aufkommen, können bei einem persönlichen Coaching samstags mit den Kursleitenden geklärt werden. Nach sechs Monaten Kursdauer folgt abschließend eine theoretische sowie eine praktische Prüfung. Voraussetzung für den Kurs ist ein Mindestalter von 18 Jahren sowie eine 1,5-jährige, einschlägige Berufserfahrung. Jenny, die heute als Assistentin von Herrn Luschnig angestellt ist, stand vor ca. sechs Jahren vor demselben Problem, wie viele Personen, die die Lehre vorzeitig abgebrochen oder nie eine begonnen haben. Nach zahlreichen erfolglosen Bewerbungen entschied sie sich, den außerordentlichen Lehrabschluss nachzuholen – darauf folgte prompt die Festanstellung.

„In zehn Jahren? Bin ich Ernährungsberaterin!“

VHS Bildungsangebote

Die Geschwister Nino und Irakli Chighladze sind 25 bzw. 24 Jahre alt kommen aus dem Kaukasus. Beide verbindet schon immer der Wunsch, Ernährungswissenschaften zu studieren. Unmöglich, ohne Matura. Dachten sie zumindest - bis Irakli durch Freunde und Online-Recherche auf die VHS gestoßen ist. Nach einer persönlichen Beratung entschieden sich seine Schwester und er für den „Lehrgang Studienberechtigung“ an der VHS. Dafür meldeten sie sich bei der Universität Wien und erfragten die benötigten Kurse, die sie vor Studienantritt absolvieren müssen. Für jedes Wahlstudium gibt es verschiedene zu bewältigende Kurse. Für die Studienberechtigungsprüfung ist eine berufliche oder außerberufliche, studienbezogene Vorbildung erforderlich. Diese kann aber nachgeholt werden. Das Mindestalter beträgt 20 Jahre. Abschließend erhält man einen Zulassungsbescheid der Bildungsinstitute und kann zur Studienberechtigungsprüfung antreten. Insgesamt dauert das ganze etwa 1,5 Jahre – je nach verfügbarer Zeit und Engagement der Kursteilnehmer. Heute studieren sowohl Nino als auch Irakli ihr Wunschstudium. Die Geschwister bereuen ihre Entscheidung keine Sekunde und sind vielmehr dankbar für diese Möglichkeit: „Die Lehrer waren sehr kompetent, hilfreich und sind auf jeden einzelnen Schüler eingegangen. Gemeinsam haben wir Ausflüge, zum Beispiel in den Zoo, gemacht. Das war wirklich eine schöne Zeit.“ erinnert sich Nino. Auch Irakli hat sich durchgebissen – neben dem Lehrgang arbeitete er Teilzeit. Für ihn war die Zeit deshalb besonders anstrengend, aber sein Wunsch Diätologe oder Qualitätskontrolleur zu werden, half ihm, durchzuhalten.

„Die Berufsreifeprüfung ist für mich die perfekte Ergänzung zu meinem Job“

VHS Bildungsangebote

Emil Bannani ist ein idealistischer Mensch: Sein Antrieb war schon immer, Menschen aus dem „Arbeitermilieu“, aus dem er selbst stammt, helfen zu können. Deshalb möchte er Jus studieren um die zu unterstützen, die sich eine Rechtsberatung nicht leisten können. Genau wie Nino und Irakli suchte er deshalb nach einer Möglichkeit, zu studieren, obwohl er nach absolvierter Handelsschule und begonnenem Aufbaulehrgang kurz vor Abschluss aus privaten Gründen abbrechen musste. „Wenn‘s privat halt mal nicht geht, geht’s halt nicht“ – im Februar hat er nun mit der Berufsreifeprüfung an der VHS begonnen. Um zur Berufsreifeprüfung zugelassen zu werden, muss eine erfolgreiche Berufsausbildung nachgewiesen werden. In der Regel ist damit eine Lehre oder dreijährige Fachschule gemeint. Die Berufsreifeprüfung entspricht der schulischen Reifeprüfung und ermöglicht einen uneingeschränkten Universitätszugang. Insgesamt müssen die Kursteilnehmende vier Prüfungen auf Maturaniveau ablegen. Für Emil heißt das Deutsch und Mathe pauken, bis er nach ca. zwei Jahren die Zentralmatura absolvieren darf. Dreimal in der Woche besucht Emil die Kurse an der VHS, muss aber neben seiner Vollzeitbeschäftigung in einer Gewerkschaft viel selbständig lernen. „Das darf man nicht unterschätzen. Man braucht schon eine gewisse Willensstärke und Selbständigkeit. Das Klischee, dass die Leute aus der Lehre oder Abendschule dümmer sind als der Rest, stimmt in meinen Augen nicht. Die sind erst recht ehrgeizig“, berichtet der 22-Jährige. Genau wie Nino und Irakli lobt Emil die Lehrkräfte der VHS: „Sie haben so viel Wissen, bauen einen super auf und es bleibt viel Zeit für Fragen.“ Auch das Klima unter der 15-Köpfigen Klassengemeinschaft könnte laut Emil nicht besser sein: „Jeder will wirklich diese Reifeprüfung ablegen und passt dementsprechend auf. Keiner stört den Unterricht, so wie das vielleicht früher in der Schule war“.

Die Bildungsangebote der VHS öffneten für Nino, Irakli und Emil eine neue Tür. Zweifel und Ängste haben in ihren Gedankengängen keinen Platz mehr.

Vorbereitung auf die außerordentliche Lehrabschlussprüfung
Der außerordentliche Lehrabschluss ist für alle interessant, die über Berufserfahrung verfügen, aber keine formale Berufsausbildung vorweisen können.  Als einziger Anbieter Österreichs bieten die Wiener Volkshochschulen den außerordentlichen Lehrabschluss ohne verpflichtende Anwesenheit an. Teilnehmer werden optimal auf die ordentliche Lehrabschlussprüfung der Wirtschaftskammer vorbereitet, indem der Lernstoff flexibel und ortsungebunden über E-Learning angeeignet wird und bei offenen Fragen freiwillige Coachingstunden zur Verfügung stehen. Andere Bildungsinstitute erfordern monatelange Kursanwesenheit. Ein solcher Lehrgang nennt sich hybrider Lehrabschluss und wurde von den Wiener Volkshochschulen konzipiert und heuer erstmalig angeboten. Johannes Luschnig, Gerald Fitzinger und ihr Team von lehrabschluss.at haben die E-learning-Plattform dazu entwickelt. Weiter Infos unter www.vhs.at/lehrabschluss
Studienberechtigungsprüfung und Berufsreifeprüfung
An den Wiener Volkshochschulen gibt es sowohl für die Studienberechtigungsprüfung als auch für die Berufsreifeprüfung Tages-, Abend- oder Blended-Learning-Lehrgänge. Solltest auch du Interesse haben, einzusteigen, kannst du dich ab sofort anmelden und ab September mit den Kursen beginnen. Fördermöglichkeiten gibt es über das WAFF und die Arbeiterkammer. Mehr Infos und Kontakte für Terminvereinbarungen auf www.vhs.at/brp bzw. www.vhs.at/sbp

Fördermöglichkeiten gibt es über den WAFF und die Arbeiterkammer.

Alles Gute für die Zukunft!

 

 

 

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