Warum gerade so wenig Hilfe nach Syrien gelangt
Ein Land, das seit Jahren durch Krisen gezeichnet ist: Bürgerkrieg, Sanktionen und jetzt die Folgen des verehrenden Erdbebens: In Syrien sind viele Gebäude durch die andauernden Kampfhandlungen ohnehin unter Einsturzgefahr, die medizinische Versorgung wird knapp, Hilfslieferungen kommen nur über einen einzigen Grenzübergang in die Rebellengebiete, zusätzlich könnten die Sanktionen die Hilfe zusätzlich erschweren. Auch in den kurdischen Gebieten in der Südosttürkei kommt die staatliche türkische Hilfe Berichten zufolge oft nicht an.
Vor allem im Norden Syriens ist das Ausmaß der Erdbebenkatastrophe schwer zu fassen: Die Hilfsleistungen kommen nur schleppend an und Hilfe kommt nur langsam voran, wie es Donnerstagfrüh in einer APA-Meldung heißt – nicht zuletzt wegen der politischen Lange im Land. In Teilen Syriens herrscht seit 2011 Bürgerkrieg. Das Land ist in verschiedene Machtbereiche gesplittet: In jenen Teilen der Erdbebenregion, die von Syriens Präsident Baschar al-Assad kontrolliert werden, läuft die internationale Hilfe seit gestern langsam an, erste Hilfsflugzeuge sind in Aleppo und Damaskus gelandet. Doch in welchem Ausmaß die Hilfsgüter auch in den von den Rebellen kontrollierten Gebieten im Nordwesten Syriens ankommen werden, ist noch unklar. Auch in die mehrheitlich kurdischen Gebiete der Türkei wie Hatay und Adiyaman gelangt immer noch sehr wenig Hilfe. "Wir werden jetzt einfach anfangen zu graben, ob sie tot oder lebendig sind. Es kommt keine Hilfe" hört eine Angehörige von Betroffenen in Hatay heute am Telefon.
"Lassen Sie die Politik beiseite und lassen Sie uns unserer humanitäre Arbeit tun", appellierte der UN-Hilfskoordinator für Syrien, El-Mostafa Benlamlih, in einem Interview der Nachrichtenagentur AFP an die Regierung von Baschar al-Assad.
Zusätzlich zu den Erdbeben gibt es in Syrien weiterhin Angriffe seitens der Türkei, was Hilfe vor Ort noch schwieriger macht: „Wir haben gestern Nacht noch mal Nachbeben gehabt, und trotzdem wurden weiter türkische Luftangriffe geflogen“, so Fee Baumann von der Hilfsorganisation „Kurdischer Roter Halbmond“ am Dienstagabend in einem Gespräch mit dem ZDF per Zuschaltung aus Qamschili in Syrien. „Und das auch gerade in der Gegend, die vorher schon von den Luftangriffen schwer in Mitleidenschaft gezogen worden war.“
Erschwerte Hilfe durch politische Lage
Vor allem die Millionen an Binnengeflüchteten sind betroffen: Vor allem in den Provinzen Aleppo, Latakia, Hama, Ildilb und Tartus wurden laut UNO durch den Krieg fast drei Millionen Menschen vertrieben: Rund 1,8 Millionen leben in Notunterkünften. Viele der Gebäude in den Regionen sind so stark beschädigt, dass sie sehr leicht einstürzen.
Die Nothilfe war laut UNO auch wegen einer zerstörten Straße zum Grenzübergang Bab al-Hawa zwischen der Türkei und Syrien erschwert gewesen, die inzwischen aber laut WHO repariert werden konnte. Vor allem die Stadt Idlib scheint derzeit kaum Hilfe zu erhalten. Durch den einzigen offenen Grenzübergang von der Türkei kommen keine Hilfslieferungen. Die Vereinten Nationen melden, dass die Straßen zerstört sind und Verbindungsrouten unterbrochen.Zusätzlich dazu läuft eine erneute Diskussion um bestehende Sanktionen gegen Syrien. Die syrische Bevölkerung habe wegen der Sanktionen keinen Zugang zur nötigen Ausrüstung, teilte das Außenministerium in Damaskus am Dienstagabend mit. "Manchmal graben sie mit bloßen Händen durch die Trümmer, weil die Geräte dafür verboten sind", hieß es. Die UN hat Syriens Regierung aufgerufen, Helfenden Zugang zu den von Rebellen kontrollierten Erdbebengebieten im Nordwesten des Landes zu ermöglichen.
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