"Wenn er abgeschoben wird, ist er in Lebensgefahr"

01. Februar 2021

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Abschiebung
© Zur Verfügung gestellt

Dem 17-jährigen Taufiq droht die mögliche Abschiebung nach Afghanistan. Doch seine MitschülerInnen der Handelsakademie in Eisenstadt kämpfen dagegen an. 

„Er hat niemanden in Afghanistan. Wie soll man mit 17 Jahren alleine und ohne Hilfe in einem Land überleben, in dem Krieg herrscht?“, fragt sich Christoph Kornitzer. Er ist der stellvertretende Schulsprecher der Handelsakademie in Eisenstadt, in der der 17-jährige Taufiq die zweite Klasse der Handelsschule besucht. Wie lange noch, ist jedoch ungewiss. Nach einem negativen Asylbescheid droht Taufiq die mögliche Abschiebung in sein Heimatland Afghanistan. Er selbst spricht von seinem Todesurteil, sollte er abgeschoben werden, so Kornitzer. FreundInnen, SchülervertreterInnen und LehrerInnen setzen sich nun für sein Bleiberecht ein. 

„Helft Taufiq!“ heißt die Initiative, die Kornitzer am Freitag ins Leben gerufen hat. Die Petition wurde seit ihrem Start von mehr als 5.000 Menschen unterschrieben, das Schicksal von Taufiq bewegt viele. Mit nur 13 Jahren kam Taufiq 2017 alleine nach Österreich. Bei seiner Flucht aus Afghanistan ist er von seiner Familie, die in der Türkei zurückblieb, getrennt worden. Seit knapp vier Jahren lebt Taufiq in einem Heim des Samariterbundes für unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge in Pottendorf, im Bezirk Baden. Viele seiner FreundInnen kennen ihn seit der Hauptschule, aufgrund seiner liebenswerten, höflichen Art sei Taufiq ein Vorbild für viele. Die mögliche Abschiebung können viele SchülerInnen und LehrerInnen nicht nachvollziehen. Seit dem negativen Bescheid plagen Taufiq Ängste, so Kornitzer: „Er hat mir gesagt, dass er vor dem Einschlafen immer daran denkt, dass nachts die Polizei vor der Tür stehen könnte und ihm sagt, dass er bald weg muss.“ 

Abschiebung
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Nach dem negativen Asylbescheid muss Taufiq nun auf die letztinstanzliche Entscheidung warten, die sein Leben für immer verändern könnte. „Er kann morgen den Bescheid bekommen, oder in zwei Jahren, das wissen wir nicht. Wir alle warten zitternd auf das Urteil und hoffen, dass es positiv ausfällt.“, erzählt Kornitzer. Sollte auch der endgültige Bescheid negativ sein, wird Taufiq nach Afghanistan abgeschoben. Ohne Familie, ohne Geld und mit geringer Überlebenschance, denn in Afghanistan herrscht noch immer Krieg. Der stellvertretende biber-Chefredakteur Amar Rajkovic berichtete 2018 in einem Artikel über das gefährliche Leben afghanischer Rückkehrer. „Wenn Taufiq abgeschoben wird, ist er in Lebensgefahr.“, so Kornitzer. Deshalb setzt sich die Schülervertretung gerade jetzt so sehr für sein Bleiberecht ein. „Wenn Taufiq abgeschoben wird, haben wir vielleicht nur ein paar Stunden, Tage oder Wochen, um uns für seine Rückholung einzusetzen.“ 

Erst vor wenigen Tagen erreichten die Abschiebungen von vier jungen Menschen aus Wien große Aufmerksamkeit. Tina, Lea, Sona und Ashot sind aber keine Einzelfälle. In Österreich stehen hunderte Kinder und Jugendliche kurz vor ihrer Abschiebung. Die Geschehnisse in Wien hat auch Taufiq mitbekommen. „Das hat ihm noch viel mehr Angst gemacht, weil er gesehen hat, wie schnell es gehen kann und wie machtlos man ist.“, erzählt Kornitzer. Der Schülervertreter hat dem 17-Jährigen versprochen, dass sie bis zur letzten Minute für ihn kämpfen werden. Heute, am 1. Februar, findet um 19:00 Uhr eine Kundgebung in der Fußgängerzone in Eisenstadt statt. Organisiert wurde sie von vier Schülervertretungen im Burgenland, sowie u.a. der Sozialistischen Jugend Burgenland und der Grünen Jugend Burgenland. Für viele SchülerInnen wird es die erste politische Veranstaltung, die Solidarität ist groß. Man will nicht hinnehmen, dass ein junger Mensch seine neue Heimat verlassen muss. 

Die Petition „Helft Taufiq!“ kann man unter diesem Link unterschreiben. 

 

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