Zehn Gründe auf dem Land zu leben

10. Juli 2015

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Hollabrunn
Foto: Onur Kas

Städte sind beliebt. Heute leben mehr Menschen in der Stadt als auf dem Land. Dabei hat das Leben auf dem Land mehr Lebensqualität als in der Stadt. Zehn Gründe, warum es sich im Kaff besser leben lässt.

Bis 2050 werden voraussichtlich mehr als 5 Milliarden Menschen in der Urbanität leben, also rund 70 Prozent der Weltbevölkerung. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Arbeitsplätze, das dichte kulturelle Angebot, hervorragende Infrastruktur und die Möglichkeit soziale Kontakte zu knüpfen, macht die Stadt zu einem attraktiven Lebensraum. Ich dagegen liebe es auf dem Land zu leben. Warum es hier schöner ist (genauer gesagt in meiner Heimat Hollabrunn), hat zehn Gründe:

1. Jeder kennt jeden

Großstädte sind anonym. Die Wahrscheinlichkeit zu vereinsamen ist sehr hoch. Nicht so auf dem Kand. Denn hier kennt sich jeder. Egal, ob es sich um den Supermarkt im Zentrum handelt, der kleine Hofbauerladen von nebenan oder sogar das örtliche Fitnesscenter: Ohne die Frage, wie es dem Papa, der Mama, dem Onkel, der Oma oder dem Opa geht, werde ich den Laden nicht verlassen. Und das ist auch gut so. Denn der Zusammenhalt wird dadurch gestärkt.

Hollabrunn
Hauptplatz von Hollabrunn. Foto: Onur Kas

2. Grüßende Menschen

Der Wiener und die Wienerin sind keine freundlichen Menschen. Bevor sie mich jemals auf der Straße grüßen werden, muss ich ihnen das Gefühl geben, sie seien mir in irgendeiner Form überlegen. Sonst wird mir nicht mal ins Gesicht geschaut. Auf dem Land muss ich dagegen keine Doktor-Titel auf meinem Personalausweis mitschleppen, um mit einem herzlichen „SERVUS“ auf der Fußgängerzone begrüßt zu werden.

3. Die idyllische Ruhe

Die folgende Anekdote stammt von meiner Zeit aus Oberhausen, meiner Heimatstadt in Deutschland: Es ist 7 Uhr in der Früh. Mein Wecker klingelt. Ich nehme den mühsamen Gang ins Badezimmer und setze mich auf die Kloschüssel. Beim großen Geschäft ist es wichtig sich zu entspannen. Kann ich aber nicht. Denn das Badezimmer liegt auf der Seite der Hauptstraße. Gleich um die Ecke stehen ein Aldi, ein Lidl und ein großes Mehrzweck-Einkaufszentrum. Die LKWs mit den frischen Waren donnern an mir vorbei. Mein Kopf ist kurz vorm Explodieren. Doch das gehört jetzt der Vergangenheit an. Nicht der Wecker holt mich jetzt aus meinem Schönheitsschlaf, sondern das Gackern der Hühner. Wenn ich ins Badezimmer gehe, höre ich das Rasseln der Blätter auf den Bäumen. Und wenn ich „Groß“ muss, dann singen die Vögel.

Hollabrunn
Foto: Onur Kas

4. Die Landluft

Wenn der letzte Schnee vom Winter längst weggeschmolzen ist, die Bauern mit ihren Traktoren über die Felder ziehen, die ersten Weizen aus der Erde in die Höhe schießen, die Felder ergrünen und der sanfte Frühlingsregen vom Himmel hinabfällt, kurze Zeit später die Sonne wieder auftaucht und einen Regenbogen entstehen lässt, dann entsteht der unverwechselbare und einzigartige Duft: Die Landluft. Hier inhaliere ich nicht den Gestank von Autoabgasen, Klärwerken, Gasfabriken oder der Kanalisation, sondern den Duft der nassen Erde, grünen Wiesen und den gelben Rapsfeldern. 

5. Versteckte Sehenswürdigkeiten

Wien ist Österreichs Stadt der Sehenswürdigkeiten. Die Hofburg, das Schloss Schönbrunn, das Prater Riesenrad und der Stephansdom sind weltweit bekannt. Aber irgendwann war man so oft in Wien, dass es langweilig wird und die Wahrzeichen der Stadt nur noch nerven.  Dörfer und kleine Städte besitzen so gut wie keine Sehenswürdigkeiten. Auf dem Land gibt es dagegen kleine Reliquien mit großen Legenden. Etwa der Pinkelstein im Weinviertel. Der Überlieferung nach soll Wolfgang Amadeus Mozart auf dem Weg nach Prag in Raschala bei Hollabrunn eine Pinkelpause eingelegt und auf diesen einen Stein gepinkelt haben.

Hollabrunn
Foto: Onur Kas

6. Einkaufen ohne Stress

Zugegeben. Auf dem Land könnten die Geschäfte länger offen haben. Denn die meisten schließen um 17 Uhr, mit ein paar Ausnahmen. Doch beim Wochenendeinkauf habe ich nicht das Gefühl, als fänge am darauffolgenden Tag der dritte Weltkrieg an und dass die Leute die Einkaufsmärkte deswegen leer räumen. Ich kann entscheiden, zu welcher Uhrzeit ich einkaufen gehe. Trotzdem finde ich das, was ich brauche. Und Parkplätze gibt es auch genug.

Hollabrunn
Foto: Onur Kas

7. Einfach näher dran an der Natur

Wenn ich mich auf dem Land mit der Natur einen will, dann sind der Wald und die Felder der perfekte Rückzugsort, wo man Vögel zwitschern hört statt schimpfende Autofahrer. Der saubere Teich ist umringt von Hügeln und eine hervorragende Abkühlungsmöglichkeit. Die weiten Felder sind Menschenleer, dass ich beim Gassi-Gehen mit dem Hund, diesem keinen Maulkorb verpassen muss und er sich wie ein Freigeist austoben kann. Entspannung pur vom stressigen Arbeitstag.

8. Das Pendeln

Ja richtig gelesen. Das Schöne am Landleben ist das Pendeln. Für einen Ruhrpottler wie mich, kein Problem. Denn das Pendeln liegt uns im Blut. Klar, die Wiener und Wienerinnen sind es gewohnt, ihre Arbeit gleich vor der Haustür zu haben. Dadurch können sie länger schlafen. Aber mal ehrlich: Man bekommt so von der Welt überhaupt nichts mit. Kein Wunder warum Wien so skeptisch gegenüber allem ist, das von draußen kommt. Es ist so schön mit dem Zug durch grüne Wiesen zu fahren, hinaus in die weiten Felder zu schauen und seine Gedanken zu verlieren. Besser kann man sich auf den Arbeitstag kaum vorbereiten.

9. Arbeiten in der Stadt. Leben auf dem Land

Ein wichtiger und positiver Aspekt der Stadt muss erwähnt werden. Dort gibt es einfach mehr Arbeit, man kommt mit vielen Menschen in Kontakt und der Alltag ist pulsierender. Deswegen arbeite ich auch gerne in Wien. Und ich liebe es. Aber nach einem stressigen und ereignisreichen Tag in Wien wohnen? Abschalten ist da schwierig. Denn nach der Arbeit will ich meine wohlverdiente Ruhe. Und das bietet mir das Land. Was gibt es denn Schöneres, als, nach dem ganzen Telefonbimmeln, Emails-Verschicken, Verkehrslärm und Einkaufstrubel, mit dem Zug aus der Betonwüste Wiens zu entkommen, zurück ins grüne zu fahren und anschließend mit einem entspannten Spaziergang auf den ruhigen Straßen den Tag zu beenden?

Hollabrunn
Foto: Onur Kas

10. Der klare Nachthimmel

Durch den städtischen Lichtsmog Wiens wird man kaum die Sterne erkennen können. Höchstens den Mond oder ein funkelndes Objekt, das sich bewegt und in Anflug auf Wien-Schwechat ist. Die Nächte, insbesondere die im Sommer, sind auf dem Land traumhaft schön. Draußen auf dem Feld, wo es keine künstlichen Lichter gibt, siehst du sie alle: Venus, Jupiter, Saturn, das Sternbild „Großer Wagen“ sowie den „Orion“. Und das funkelnde Objekt, auf das der Gürtel des Orion zeigt, ist kein Flugzeug, sondern „Sirius“, das südlichste sichtbare Himmelsobjekt des Wintersechsecks im Sternbild „Großer Hund".

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