Warum mir Wiener Hipster-Clubs am Arsch gehen.

24. November 2013

Mit monotonem Gesichtsausdruck stehen sie reihenweise zum Takt der Musik nickend im Club. Vorsichtig nippen sie an ihrem überteuerten Getränk . Aber bloß aufpassen, dass der rote Lippenstift nicht verschmiert! Jutebeutel auf der Schulter, Jeansjacke, Röhrenjeans, Beanie auflassen,egal wie heiß es drinnen ist. Passt, Outfit sitzt. Auf den Fotos bloß nicht lächeln! Man will ja gelassen und cool, ja fast gelangweilt, rüberkommen. Na, von wem ist die Rede?

Zu cool für Spaß

Zu finden sind sie in der Pratersauna, Forelle, Morrisson &Co., sogar im guten alten Flex. Ja, sogar dort treibt sich mittlerweile die Wiener Hipstermeute herum. Was ein Hipster ist, kann jeder für sich selbst interpretieren, es gibt mittlerweile schon so viele Subgruppen und Bezeichnungen für sie. Vielleicht sind es auch keine Hipster, Bobos oder Whatever - aber für mich sind das genau diese Leute. Diese Leute, die beim Fortgehen keinen Spass zu haben scheinen. Für mich bedeutet Feiern das: lachen, tanzen, Fratzen schneiden auf Fotos  und zur Musik abgehen. Das wird ein bisschen schwierig bei der monotonen minimal-Musik (wie im Einkaufszentrum), die es oft in dem natürlichen Habitat der Hipster spielt, die Zombiemeute rundherum macht es auch nicht besser. Manchmal frage ich mich: Sind die alle eingeraucht?

Bevor jetzt wieder die Moralapostel unter euch auftauchen: Ich weiß, jedem das Seine, jeder hat seinen Musikgeschmack und seine Ansichten von Spaß und niemand wird gezwungen, in bestimmten Clubs fortzugehen. Ich finde es einfach interessant zu erläutern, was ich bis jetzt beobachtet habe.

Alternativ sein ist teuer

Meiner Wahrnehmung nach sind diese Hipsterleute irgendwie pathetisch. Genau wie ihre ,,abgefuckte ‚’ alternative Kleidung, die in Wirklichkeit ein halbes Vermögen kostet und aus Papas Tasche bezahlt wird. Aber Hauptsache über die Regierung und die Reichen aufregen, fuck the System und so. Diese Attitüde spiegelt sich stark in den Preisen der Clubs, in denen sie abhängen, wieder. Ihr könnt mir ja nicht wirklich erzählen, dass jemand, der lautstark unsere Konsumgesellschaft verschmäht, bereit ist, mal locker 15 Euro Eintritt und dann noch an die 10 Euro für jedes weitere Getränk auszugeben. Plus, das Alkohol Preis-Leistungs-Verhältnis lässt einen wirklich nur noch den Kopf schütteln.

Aber Hauptsache über die Snobs schimpfen, die in der Passage und Co. herumgeistern. Zugegeben, ich tu es auch, aber langsam zweifel' ich echt an der Wiener ,“Underground“-Szene. Aber mal von den Preisen und der Musik abgesehen, weil wie gesagt -keiner zwingt mich dazu – verstehe ich nicht, wieso gerade die ,,alternativen’’ Leute so intolerant und hochnäsig sind. Sie wollen so weltoffen, kultiviert, intelligent und einzigartig sein, und sind in Wirklichkeit fast noch schlimmer als die Leute, die sie verabscheuen. Also irgendwie alle anderen, die nicht so sind wie sie selbst. Macht Sinn, oder?.

Balkan oder Bobo?

Vielleicht sollte ich einfach meinen Fortgeh-Horizont erweitern. Ich hoffe, ich werde wegen diesem Geständnis nicht von der Redaktion verstoßen, aber: Ich war noch nie auf der Balkanmeile. Also, wer geht mal mit mir?  Trotzdem wette ich mit mir selbst, dass ich in spätestens wieder einem Monat in einem dieser hipsterinfizierten Clubs lande und mich am nächsten Morgen wieder darüber ärgern und aufregen werde. Ich glaube, ich bin einfach ein ganz ganz schlimmer, hochnäsiger Hipster.

 

 

 

Blogkategorie: 

Kommentare

 

Ich geh mal mit dir :D

Das könnte dich auch interessieren

Foto: Zoe Opratko
Zum Abschied gibt es kein Trompeten­...
Foto: Marko Mestrović
Ob Hijabi-Style, koschere Perücken oder...
Foto: Marko Mestrović
Nicht über die Communitys zu sprechen,...

Anmelden & Mitreden

10 + 8 =
Bitte löse die Rechnung