Die Songcontest-Verschwörung

01. April 2009




Warum immer irgendwelche Connections den Ton angeben. Warum Österreich den Songcontest boykottiert. Und warum trotzdem Hunderttausende hierzulande mitfiebern werden.

von Vesna Isailović

Als vor zwei Jahren Maria Serifović Serbien beim Soncontest in Helsinki vertrat, hatte meine Freundin R., Österreicherin mit serbischen Wurzeln, schon vor dem Bewerb ein sehr gutes Gefühl: "Der Song war brilliant und gepaart mit Marijas traumhafter Stimme konnte es nur gut laufen für Serbien." Sie sollte nicht enttäuscht werden. Mit dem Lied „Molitva“ („Gebet“) gewann Maria Serifović den 52. Songcontest. R. sah sich auch persönlich bestätigt: „Marija hatte eindeutig den besten Titel für mich.“ Das sahen nicht alle so. Von Punkteschieberei war die Rede. Und von der Balkan-Connection.

Die Balkan-Connection

Am 16. Mai 2009 ist es wieder so weit. In Moskau wird heuer zum 54. Mal der Eurovision Songcontest ausgetragen. Österreich nimmt aus Protest gar nicht mehr teil. „Erst wenn der Songcontest wieder ist, was er einmal war, ein Wettbewerb, bei dem das Musikalische im Vordergrund steht, werden wir wieder mitmachen“, begründete ORF-Unterhaltungschef Edgar Böhm im vergangenen September die Entscheidung.

Der ORF-Frust hatte schon in Helsinki seinen Ausgang genommen. Ebenso wie die Gerüchte um Punkteschieberei. Man möchte meinen, Marija Serifović bot damals einfach einen gut komponierten Titel gesanglich sehr gut dar und entschied somit das Rennen für sich. Mitnichten, dachten sich einige. Die Länder des ehemaligen Jugoslawiens wurden beschuldigt, einen geheimen Pakt verabredet zu haben. Ja, von Verschwörung war die Rede, frei nach dem Motto: „Schließen wir uns, wenn auch nur musikalisch, wieder zusammen und boxen den Rest Europas aus dem Rennen.“ Serbien bekam damals die „12 Points“ insgesamt neun Mal zugesprochen und fünf dieser Höchstnoten kamen von Kroatien, Bosnien, Mazedonien, Montenegro und Slowenien.

Die Ost-Connection

Ein Jahr später, als Belgrad Gastgeber für den Eurovision Song Contest 2008 war, war die Balkan-Connection schon wieder Geschichte. Der Gewinnersong hieß „Believe“ und wurde vom Jungen Russen Dima Bilan vorgetragen. Wieder gab es am Sieg etwas auszusetzen. Man hörte so einiges von „Na eh klar, dass die Russen in Serbien gewinnen. Was sonst?“ bis hin zur Ost-Connection. Diese stellt ein ähnlich unsichtbares Bündnis dar wie die Balkan-Connection. Nur sind ihre Mitglieder osteuropäische Länder. Die „12 Points“ für Russland kamen unter anderem von Weißrussland, der Ukraine, Lettland, und Estland.

Nicht ganz unbedeutend erscheint die Tatsache, dass sich genau jene Länder am lautesten aufregen, die in den letzen Jahren kaum vorzeigbare Beiträge ablieferten. Ein kleiner Auszug: Deutschland, Großbritannien, Österreich,… Aber gut, soll so sein.

Weil Vertrauen gut ist, aber Kontrolle schon immer besser war und niemand beim diesjährigen Song Contest auch nur die Chance bekommen soll, irgendeine neue Connection zu bilden, wurden kurzerhand neue Spielregeln aufgestellt. Punkte werden nicht mehr, wie gewohnt, nur per Televoting vergeben. Zum ersten Mal seit 1996 werden wieder professionelle Musikexperten als Jury zum Einsatz kommen. Somit wird sich das Ländervoting zu 50% aus Televoting und zu 50% aus den Jurybewertungen zusammensetzen.

Die Österreich-Connection

Auch wenn Österreich diesmal nicht teilnimmt, werden hierzulande Hundertausende ihren Favoriten die Daumen drücken. Als Fans der Türkei, der Länder des ehemaligen Jugoslawien oder der osteuropäischen Nachbarstaaten, wo viele Zuwanderer ihre Wurzeln haben. Wen sollte sich der solidarische Zuseher, die solidarische Zuseherin, also vormerken?

Die Türkei schickt ihren heißesten Export seit es bauchfrei gibt ins Rennen: Hadise mit dem tanzbaren Titel „Düm Tek Tek“. Die Bosnier haben sich dazu entschieden, sich von ihrer legendären Band „Regina“ mit dem Song „Bistra Voda“(„Reines Wasser“) repräsentieren zu lassen. Die 23-jährige Andrea Demirović geht mit „Just get out of my life“ für Montenegro an den Start. Elena Gheorghe wird für Rumänien „The Balkan Girls“ singen. Serbien schickt zwei lustige Frisuren und einen Schuh nach Moskau. Marko Kon und Milan Nikolić werden Serbien mit ihrem Titel „Cipela“ („Schuh“) vertreten. Für Kroatien wird Igor Cukrov mit einer sanften Ballade „Lijepa Tena“ („Schöne Tena“) sein Bestes geben.

Insgesamt werden 43 Länder teilnehmen, von denen nur die Hauptgeldgeber Deutschland, Spanien, Frankreich, Großbritannien und der Titelverteidiger Russland direkt für das Finale qualifiziert sind. Alle anderen Länder müssen in die Vorausscheidung.

Und wie steht es um R's Erwartungen an den diesjährigen Song Contest? „Serbien hat dieses Jahr gute Chancen, den allerletzten Platz zu ergattern. Ich bin mehr als enttäuscht von der Songauswahl." Und sie fügt hinzu: "Bosniens Lied gefällt mir sehr gut. Schade, dass Österreich nicht mehr dabei ist. Soweit mir die Spielregeln bekannt sind, dürfen nur die Länder voten, die auch tatsächlich mitmachen. Wirklich schade, ich würde gerne meine Stimme für Bosnien abgeben." Womit wir dann wieder bei der Balkan-Connection wären.

 

 

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Kommentare

 

ich glaube der grund dafür dass sich die balkan länder uneinander soviele punkte geben ist einfach die gemeinsame Sprache ...

nicht zu vergessen dass die interpreten meist in ganz ex-yugoslavien bekannt sind und nicht nur in dem land welches sie vertreten ...

einen zeljko joksimovic kennt man eben in serbien,kroatien,bosnien,slowenien,makedonien und montenegro ...

 

des rätsels lösung und punkt.

 

PS. guter artikel vesna!!!

 

ich weiss nicht warum sich viele Serben über CIPELA aufregen?.. ich finde das Lied repräsentiert das wahre, verrückte und volkstümliche (harmonika) Serbien! und ausserdem ist es ein Ohrwurm! jetzt mal ehrlich, Balladen geh'n mir schon langsam am oasch.. Regina als Band liebe ich, aber das Lied ist eine Schlaftablette :]

vozdra!

 

12 points for Cipela :-)) bin absolut deiner meinung, mal was anderes im gegensatz zu den letzten paar jahren...is ein super Ohrwurm

 

ich musste schon lachen naja wenn sich svabos aufregen
wenn sie nicht gewinnen dann sind sie selber schuld weil sie kommen mit tepaten lieden daher man kann nix machen die balkaner haben einfach ein gutesd gespür für muzik
zeljko joksimovic hatte ien super lied in dim einen jah´r dshalb hat er keinen schlechten platz gekriegt oda dima bilan aus russland das lied war einfach chaooz und wenn die österreicher glauben das wir gegen sie sind dann is das ja ein blödsinn weil es is zwar bissl respektlos aber um ehrich zu sein haben die kein richtiggen geschmack füa muzik cih hab die lieder von chrisitna stürmer gehört und die sind noicht so gut oda von dj ötzi aba es ist ja so das ist derr geschmack von österreichern und wenn ein svabo unsere balkan muzik hört gefällt es ihm einfach nich das hab ich gemerkt weil ich hab mal unsere serbische muzik in bim ghört und der hat mich sofort angeschrien und geschimpft ich sei ein tepater tsch7usch unds soll mich schleichen aba naja er kann mia ja nix machen´ich bin eben eine serbin und höre lieber majne muzik als die voon österreichern füa gibtz nix besseres von muzik wie z.B. von seka aleksic oda djogani usw. AHJA und dajn bericht vesna war einfach spitze mach weiter soo

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