BART MACHT HART

31. Juli 2012

DEIN BART UND DU

Sieben Männer, sieben Charaktere, ein Bekenntnis: Bart. Wir haben die Best-Behaarten auf Wiens Straßen vor die Kamera geholt und nachgefragt, warum Bart fahrt. In einer Sache waren sich unsere haarigen Mannsbilder einig: Einmal Bart, immer Bart. Denn glatt ist nackt.

Von Delna Antia und Phillipp Tomsich ( Fotos )

 

Der Wachstums-Trend

Fußballstar Piqué hat ihn, George Clooney hat ihn und unser Vize-Chef hat ihn auch: einen Prachtbart. Die Zeiten des butterweichen Baby-Face sind vorbei, der Mann 2012 demonstriert seine Männlichkeit und lässt es wachsen. Und zwar richtig. Was Anfang des Jahres auf Laufstegen und Werbekampagnen überraschend haarig daherkam, wird nun straßen- und vor allem rasentauglich: Die EM 2012 – ein riesiges Bart-Spektakel. Aber nicht nur da: Junge Männer Anfang 20 tragen diesen Sommer Vollbart. Der Dreitagebart war ja immer sexy, aber viel mehr Gesichtsbehaarung galt als ungepflegt. Eigentlich trugen Vollbart nur weise, alte Männer, strenggläubige Muslime und Juden, Alt-Hippies oder naturvernarrte Alm-Peters. Das ist jetzt vorbei. Der Mann 2012 will reif, frei und ungeschniegelt aussehen. Männlich eben. Also zeigt er, was in ihm steckt. Ob lang oder kurz, gekämmt oder getrimmt, ob zu Glatze oder zur Ray-Ban, sprießen muss es.

Schließlich ist der Bart die Visitenkarte des Testosteronspiegels. Auf Wiens Straßen ist der haarige Trend zu bewundern. Ganz modern dabei: der Schwabo-Mann. Jeder zweite Österreicher trägt diesen Sommer Vollbart und sieht damit nicht selten tschuschig aus. Imposanter Kinnbewuchs war ja eigentlich stets Ding der Südländer. Auch unser türkischer Barbier Şenol Koçer (Friseur Kristall) in der Brunnengasse bestätigt die neue Bart-Mode: Wollte „Mann“ zuvor kunstvoll-schmale Linien ums markante Kinn rasiert, soll er heute seinen Kunden, das Vollgewachsene schön zurecht trimmen. Bei all der Haarpflege sagen dann sogar wir Frauen: wie wunder-bart.

 

DER ROCKER

Daniel, 22

Was sagt sein Bart: „Den Barttrend heuer merkt man. Von einer Nacht auf die andere heißt es plötzlich: Ur cool! Früher hörte ich nur: Rasier‘ dich! Aber das tu ich auf keinen Fall. Ohne fühl‘ ich mich unwohl und gleich fünf Jahre jünger. Wer einmal einen Bart hat, schneidet ihn nicht mehr ab.“ Daniel ist Österreicher und Drummer bei einer Rock-Band. Der stolze Bartträger berichtet über haarige Angelegenheiten wie Eis- und Suppenessen. Und darüber, dass man auch höchst ungern verkühlt ist. Aha, interessant, so Bart-Facts.

 

DER STYLER

 

Was sagt sein Bart: „Bart ist männlich. Und den Frauen gefällt’s! Manche Männer sind sogar neidisch auf meinen Bart. Damit er so aussieht,

geht er jede Woche zum Barbier. Aber meine Augenbrauen lasse ich nur beim Damen-Friseur machen – das kriegen die Männer nicht hin.“ Mehmet arbeitet sechs Tage die Woche beim Bäcker „Gül“ am Brunnenmarkt – von 21 bis 6 Uhr in der Früh. Viel Zeit für Party bleibt dem stylischen Türken da nicht. Dafür ist er Wiens schönster Bäcker.

 

 

DER DESIGNER

Dino, 29

Was sagt sein Bart: „Ich bin auch ohne ein Mann. Aber der Bart macht Männer verrucht und mysteriös, das wirkt anziehend auf Frauen. Ich trage seit fünf Jahren Bart, damals habe ich meinen Job in der Hotellerie

geschmissen. Ich hatte einfach keinen Bock mehr darauf, „piekfein“ rasiert zu sein.“ Wir haben Dino zufällig auf der Straße getroffen und Glück gehabt: Zwei Stunden später ist der deutsche Designer- Bart schon im Flieger heim gesessen. Sein Label „DS“ steht für „Dino Sadino“. Hm, mysteriös.

 

DER COOLE

Dalibor, 31

„Warum Bart? Weil er wächst! Und weil die Sportler, die ich mag, Bart tragen. Wie Vlade Divac, serbischer Basketballstar. Bei uns trägt einfach jeder Bart, der Bartwuchs hat. Bart ist männlich! Nur zu rosa Schal – das geht gar nicht.“ Dalibor ist Serbe, arbeitet in einem Callcenter und spielt leidenschaftlich gern Basketball. Immer mit seinem Kumpel Aleks, der den Basketball extra zum Shooting vorbei gebracht hat. Aleks ist eigentlich auch Bartträger, er hatte sich nur leider drei Tage zuvor rasiert.

DER Freigeist

Dejan, 37

Was sagt sein Bart: „Es gibt verschiedene Bart-Phasen. Erst muss man die „Juck-, dann die „Schmalz-Phase“ überwinden.

(Aha.) - Wie ich ohne Bart aussehe, weiß ich nicht. Bart ist für mich so ein Freiheitsding: Würden alle Bärte

und lange Haare tragen, wäre ich frisch rasiert und hätte eine Glatze. Das einzig Nervige: Die Essensreste im Bart!“

Dejan ist selbsternannter Überlebens-Künstler. Der Bosnier beprintet T-Shirts mit coolen Sprüchen. Auf seinem

T-Shirt steht: „Jugo Betrugo“

 

 

 

 

 

DER GEHEIMNISVOLLE

Achmed, 29

Was sagt sein Bart: „Bart fühlt sich für mich natürlich an. Aber für die

Schauspiel-Castings muss ich ihn oft abrasieren. Damit wollen sie mich

weniger „migrantisch“ machen. Dabei steht der Bart eigentlich für einen

Umbruch in meinem Leben: Vor vier Jahren habe ich mich getraut, die

Sachen zu machen, die ich wirklich wollte. Seitdem trage ich Bart. Mit

ihm bin ich auch selbstbewusster.“

Achmed ist Halb-Österreicher, Halb-Ägypter. Weil er deswegen für

viele Rollen „zu migrantisch“ aussieht, schreibt der Schauspieker seine eigenen

Drehbücher. Selbst ist der Bart, ähm Mann.

 

 

 

 

 

 

 

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Kommentare

 

Hach herrjeh, Bart macht hart, wie recht ihr doch habt! Und so schöne Beispiele dafür! Holla die Waldfee!

 

"Jeder zweite Österreicher trägt diesen Sommer Vollbart und sieht damit nicht selten tschuschig aus."  finde nicht wirklich, dass die österreicher dadurch tschuschig aussehen. vielleicht habe ich noch zu wenige exemplare gesehen!!

Herrlicher Text! Wunderbar und lustig geschrieben, musste die ganze Zeit über schmunzeln.. tolle Beispiele! Nachdem ich diesen Artikel gelesen habe, kann ich nur sagen: Super Bart-Trend!! hat mich überzeugt :)

 

War immer schon Bartfan ;)

Nicht zu lang, aber auch nicht gar zu "hingestylt".
 

Kenn nur wenig Männer die ohne Bart besser aussehen als mit.

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