The Dark Tourist Rises

16. August 2012

Strandurlaub auf Kreta, all inclusive in Alanya, Partysause auf Mallorca oder Städtetour durch Barcelona - während sich unsereins für einen Standard-Trip in der Ferne entscheidet, suchen sich andere weit exotischere Reiseziele aus. Damit ist nicht etwa der Rucksacktourist in Südamerika oder das Pensionistenehepaar auf Afrika-Safari gemeint. Eine neue Form von Tourismus feiert ihren Durchbruch: dark tourism - urlauben, wo andere qualvoll ums Leben kamen.

 

Als im Januar diesen Jahres die Costa Concordia kenterte waren die "dark tourists"  sofort zur Stelle. Während im Wrack noch nach Überlebenden gesucht wurde, posierten sie auf dem Felsen und stellten die besten Schüsse auf Facebook.

 


Super-Gau

Während sich die Bewohner der Unglücks-Insel Giglio darüber empören, schöpft man andernorts Profit aus den sensationsgeilen Touris. In Tschernobyl werden Extremtouren angeboten, die den Touristen private Einblicke in die Geisterstadt gewähren. Dass die dort vorhandene Strahlung noch immer gefährlich ist, stört hier keinen - hauptsache man hat gute Fotos fürs Familienalbum.

 

Ein MUSS für alle Extremtouristen: der Ground-Zero. Der Terroranschlag vom 11. September setzte die Welt außer Atem und einen Hype in Bewegung: New York - Reisen sind mittlerweile begehrter denn je. Doch nicht der Broadway oder das Empire State Building locken Besucher aus aller Welt - dort wo ehemals die Twin Towers standen, laufen jetzt  sämtliche Touristen-Gruppen auf und ab. 

 

"Where is the Fritzl-house?"

Und auch Österreich liegt ganz weit vorn auf der Beliebtheitsskala der Voyeuristen. Um  genau zu sein, zieht es sie nach Amstetten, dort wo Josef Fritzl seine Tochter  in einer unterirdischen Wohnung gefangen hielt und mit ihr 7 Kinder zeugte. Dieser Ort lockt vorallem unsere deutschen Nachbarn an. Aber auch die Amis machen bei ihrer Österreich-Tour einen Abstecher nach Amstetten, so gab neulich eine Einwohnerin den Wegweiser für ein paar amerikanische Touristen, die zum Fritzl-Haus wollten.

 

 

 

 

 

 

 

Kommentare

 

sehr bizarre entwicklung obwohl ich nicht find, dass das besuchen vom ground zero voyeristisch ist oder so. schließlich befindet sich dort das 9/11 memorial. ich empfand es als das definitiv beeindruckendstes denkmal das ich jemals gesehen habe. hat was sehr ehrfürchtiges vor diesen rießigen, schier undendlich tiefen brunnen, die aber trotzdem nicht protzig wirken, zu stehen.

dennoch ist es sehr komisch wenn mir leute von ihren wandertrips durch den balkan erzählen und dann nur von zerstörten häusern berichten und wie "spooky" manche gegenden waren.

 

bei 9/11 hab ich auch daran gedacht, dass doch die amis selbst den platz sehr "anschaulich" gestaltet haben. müssten sie ihn eben einzäunen, wollten sie die toten nicht stören...

 

also bevor ich mich am leid anderer ergötze, faulenze ich lieber am strand.. ich weiß nicht was menschen dazu bringt, an solche orte zu reisen. vielleicht gibt es ihnen so ein ähnliches gefühl wie es horrorfilme tun? anders kann ich mir den besuch in tschernobyl nicht erklären.. dazu gibts ja übrigens nen film - manche wollen es anscheinend live erleben, da reicht ein kinobesuch wohl nicht. oder sie wollen einfach orte besuchen, die sie oft im tv gesehen haben... hm, komisch auf jeden fall

 

oft gesehen: leute die fotos von sich vor den massengräbern in srebrenica machen und auf facebook stellen. wozu? 

 

ja stimmt, kenn ich auch.. einfach nur absurd

 

sicher bei dark tourists auch beliebt: Phi Phi Island. Der Tsunami hat dort den Menschen keine Chance gelassen. Es ist einer der schönsten Strände überhaupt - aber man kommt nur über dem mit dem Meer mit dem Boot hin, weil hinten nur Fels ist. 

Allerdings: Nicht hinfahren weil so etwas Schreckliches passiert ist, wäre auch komisch. 

Das könnte dich auch interessieren

.
(C) Zoe Opratko Aufgepumpte Muskeln,...
Screenshot: Stadt Wien
Die Stadt Wien und der Bezirk Neubau...

Anmelden & Mitreden

7 + 12 =
Bitte löse die Rechnung