Das wichtigste Wort auf Reisen

04. März 2020

Trip&Travel - Destination: Sri Lanka

von Andrea Grman

Meistens und am allerliebsten verreise ich alleine. So bleibe ich spontan, flexibel und lerne tolle Menschen kennen. Und doch gibt es manchmal Situationen, in denen ich lieber nicht alleine wäre. Gut, dass ich mit meiner Mama in Sri Lanka war. Das hat die folgende Situation zwar nicht verhindert, aber zumindest fühlte ich mich ein wenig sicherer.

Wir fuhren mit dem Zug von der Hauptstadt Colombo ins Hochland. Obwohl wir uns den Luxus der zweiten Klasse gönnten, waren die Waggons gesteckt voll. Meine Mama ergatterte einen Sitzplatz und ich stellte mich neben sie. Während wir plauderten, bemerkte ich einen gut gekleideten, groß gewachsenen Mann neben mir. Er lächelte mich an. Ich lächelte zurück, schenkte ihm aber nicht weiter Beachtung – bis er fast an mir klebte. Zuerst schrieb ich das dem vollen Waggon zu. Es dauerte ein wenig, bis ich bemerkte, dass er seinen Penis an meinem Hintern rieb. Nach einigen Sekunden der Fassungslosigkeit drehte ich mich zu ihm. Als ich in sein Gesicht sah, fand ich weder Scham noch Selbstgefälligkeit. Ich blickte in ein breites Lächeln und die Suche nach Bestätigung – als wäre er davon überzeugt, dass mir seine Aktion gefällt. Ich sagte ihm, er solle sich umdrehen und mich in Ruhe lassen. „You don’t like it?“, fragte er völlig verdutzt. „No! No, I don’t like it!“ Er entfernte sich sichtlich enttäuscht und stieg bei der nächsten Station aus. Ein anderer Mann neben mir, der die gleichen Absichten hatte, schien abgeschreckt zu sein und vergrößerte seinen Sicherheitsabstand.

Glücklicherweise habe ich nur von wenigen solcher Vorfälle zu berichten. Dennoch muss man auf alles gefasst sein. Offenbar hat sich in vielen Ländern das Klischee etabliert, dass europäische Frauen sehr leicht zu haben und ohnehin für jeden Spaß bereit sind. Meist reicht ein lautes und entschiedenes ‚No‘, um die werten Herren vom Gegenteil zu überzeugen – egal ob am Markt in Äthiopien oder beim Autostopp durch Armenien. Und falls es hart auf hart kommt, habe ich immer noch mein Pfefferspray.

 

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