East Side vs. West Side

13. April 2018

Von Jelena Pantić-Pantić

Mit ihrer neuen Ausstellung „Byzanz und
 der Westen – 1000 vergessene Jahre“ 
wird die Schallaburg ihrem Anspruch, ein Begegnungsort zu sein, einmal wieder gerecht. Wie Missverständnisse zwischen Brüdern im Mittelmeerraum blutig endeten und was das mit dem heutigen Österreich zu tun hat.

Wenn ihr jünger seid, stehen die Chancen hoch, dass ihr noch nie etwas von Byzanz gehört habt. Weil wir kaum etwas darüber lernen. Dabei kommt ein großer Teil der neuen ÖsterreicherInnen aus diesem Kulturkreis. Also Kurzfassung: Im 4. Jahrhundert teilte sich das Römische Reich in Ost und West. Der byzan- tinische Osten ist orthodox, der Westen katholisch. Der Osten spricht Griechisch, der Westen Latein. Im heutigen Osten sind Türkei, Balkan, Arabische Halbinsel und Nor- dafrika. Im heutigen Westen zum Beispiel Italien und Österreich. Mit „Byzanz und der Westen – 1000 vergessene Jahre“ setzt die Schallaburg bis 11. November 2018 den Fokus auf vergessene Geschichte, die heute nicht aktueller sein könnte.

(Miss-)Verständigung 

Über Exponate wie Ikonen, Münzen, Reliquien und vielem mehr lernen wir, wie die beiden Seiten miteinander kommu- nizierten, was sie verbunden, was sie getrennt hat. Der Handel blühte, Byzanz war eine absolute Supermacht und man tauschte sich aus: Kunst, Seide, Edelsteine. Und wenn etwas noch begehrter war als Seide und Gold zusammen, dann waren das byzantinische Prinzessinnen. Doch die Erfolgs- story beginnt zu knacksen: Konkurrenz, Machtgier und Misstrauen sind zu groß. Besonders spannend ist der Raum „Gemischte Gefühle“.
Ein Raum voller Schubladen, die mit „Vorsicht, Misstrauen, Anerkennung oder Verachtung“ beschriftet sind. Vorurteile, die so stark behaftet sind, dass sie teilweise bis heute anhalten. Schlussendlich spalten die Vorurteile und die misslungene Kommunikation Ost und West mehr als die tatsächliche Tei- lung: das Mittelmeer.

Schallaburg
Schallaburg

Was hat das mit uns zu tun? 

Byzanz ist ein europäisches Thema, obwohl es aus dem Bewusstsein der westlichen Kultur gedrängt wurde. Auch heute spielt das Mittelmeer eine bedeutende Rolle, auch heute sind Krieg und religiöse Konflikte nicht überwunden. Ängste, Sehnsüchte, Macht und Einfluss sind zeitlose Themen. „Jene Mechanismen, die Konstantinopel zu Fall gebracht haben, wiederholen sich heute in den Medien“, sagt der künstlerische Leiter Kurt Farasin. Keine gemeinsame Sprache sowie fehlende Menschlich- keit und Augenhöhe, führen unweigerlich zur Katastrophe. Mit sechs Jahren ist das die in der Schallaburg am längsten vorbereitete Ausstellung, mit einer erfolgreichen Verbindung von wissenschaftlichem Anspruch und Vermittlung mit fantastischen Illustrationen, interaktiven Elemente und ausgebildeten VermittlerInnen. Man kann „Byzanz und der Westen“ als Wochenendausflug, Information oder Mahnmal verstehen, früher begangene Fehler nicht zu wiederholen.

Dieser Artikel ist eine entgeltliche Schaltung in Form einer Kulturkooperation mit der Schallaburg. Die redaktionelle Verantwortung liegt allein bei biber. 

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