Für ihr Engagement gegen Frauenhandel und Sexsklaverei wurde Joana Adesuwa-Reiterer mit dem MIA-Award ausgezeichnet. Die junge Nigerianerin ist Vorsitzende des Vereins „EXIT“. Sie kämpft unermüdlich für die Rechte von Frauen, die Opfer von Gewalt wurden.

Von Marina Delcheva und Lucia Bartl (Fotos)

Oft liegt in der Wut die Kraft. Als die heute erfolgreiche Filmemacherin, Autorin und Vereinsvorsitzende vor sieben Jahren nach Österreich kam, musste sie feststellen, dass der Mann, den sie geheiratet hatte, ein Menschenschmuggler und Frauenhändler
war. Obwohl ihre Existenz in Österreich an diesem Mann zu hängen schien, trennte sich Joana Adesuwa-Reiterer von ihm. Sie nahm das Erlebte zum Anlass, um für Betroffene von Frauenhandel zu kämpfen und jene zu schützen, denen Gewalt und Sklaverei angetan wurden. Welche Botschaft die werdende Mutter ihren Kindern vermitteln wird? „Wir sind alle Menschen!“

Film ab
Die Vereinsgeschichte begann mit dem 2006 erschienen Kurzfilm „Greener Pastures“. Dieser zeigt die Realität der sexuellen Versklavung von jungen Nigerianerinnen in Europa. Ziel war, junge Frauen schon in ihrer Heimat über mögliche Folgen von Flucht und Migration nach Europa aufzuklären und mit utopischen Mythen zu brechen. Es folgten weitere Dokumentarfilme, ein Theaterstück und der 2008 erschiene autobiografische Roman „Die Wassergöttin“. Heute ist EXIT eine etablierte Anlaufstelle und bietet von Frauenhandel Betroffenen Schutz, juristischen Beistand und Integrationshilfe.

Tabubrüche
„Menschenhandel ist in Österreich und in der nigerianischen Community immer noch ein Tabuthema“, sagt Joana. Die Vereinsarbeit brachte nicht nur Zuspruch, sondern auch viele Drohungen und Feinde. „Ich hatte wirklich Angst am Anfang. Aber wenn wir jetzt aufhören, haben sie gewonnen!“ Für ihre Verdienste wurde Joana Adesuwa-Reiterer am Weltfrauentag von Staatssekretärin Christine Marek mit dem „MiA 2010“ – Award für Frauen mit internationalem Hintergrund ausgezeichnet.