Gegen den Strom

01. Februar 2012

Du willst im Ausland studieren, aber nicht neben einem Haufen anderen Erasmusstudenten hocken? Du willst eine andere Sprache als Französisch oder Spanisch lernen? Na dann – go east!

 

Stefan Osswalds Augen funkeln noch immer, wenn er an sein Auslandssemester denkt und von der schönen Landschaft und den tollen Leuten erzählt. Stefan war nicht in Italien, Frankreich oder Großbritannien; Stefan war in Rumänien, in Klausenburg (Cluj-Napoca) und würde jederzeit wieder hingehen. Er studiert Publizistik und Kommunikationswissenschaften. „Ich wollte nicht dorthin, wo alle hin wollen.“ Außerdem kommt seine Familie aus Rumänien, deshalb wollte er das Land kennenlernen. „Man sollte es auf keinen Fall verpassen“, schwärmt er.

 

Ost-Klischees

Stefan gehört noch immer zu den Pionieren. Nur wenige Studenten zieht es nach Ungarn, Tschechien oder Albanien. Die Zahlen belegen, dass viel mehr Studenten aus den Ländern Osteuropas nach Österreich kommen, als umgekehrt. Das liegt laut Marco Barbadits daran, dass die Leute oft noch ein gewisses Bild vom „Osten“ haben. Der 26-Jährige hat vier Monate  Agrar- und Ernährungswissenschaft in Polen studiert. „Genau diese Ost-Klischees werden widerlegt, wenn man wirklich einmal in Osteuropa lebt und studiert.“ Die Erfahrungen, die Marco schildert, klingen wie aus einem Werbeprospekt der Universität Krakau: „Einfach, freundlich, unkompliziert.“

 

Anderer Ort, andere Probleme

Natürlich kann es schon einmal passieren, dass man vielleicht nur einen Kopierer in der ganzen Bibliothek findet oder man sich mit Händen und Füßen verständigen muss, weil man mit Englisch nicht weiterkommt. Gerade in kleineren Uni-Städten kann die Kommunikation oft schwierig sein, wenn man gar keine Ahnung von der Sprache hat. Auch mit einem elektronischen Anmelde- oder eLearningsystem kann man nicht immer rechnen.

„Auf andere Umstände und Mentalitäten muss ich mich in Spanien genauso einlassen. Die individuelle Betreuung ist aber einfach toll“, er zählt Maria Seedorch von ihrem Aufenthalt in Zagreb. Die 21-jährige BWL- und Slawistik-Studentin fühlte sich dort nicht wie eine Nummer, sondern genoss den sehr persönlichen Umgang auf der Uni – ein Zustand, von dem man auf österreichischen Universitäten nur träumen kann.

 

Wer, wie, was, wo?

Die Liste der Länder, die infrage kommen, ist lang: von Tschechien bis Slowenien, von Rumänien bis Kosovo. Um einen Überblick und ein Gefühl für die ganze Sache zu bekommen, hilft die Homepage des ÖeAD (Österreichischer Austauschdienst). Hier bekommt man einen guten Überblick über die Unis. Konkret gibt es drei Programme, mit denen Studenten nach Osteuropa gehen können:

Erasmus, CEEPUS (Central European Exchange Programm for University Studies) und Joint Studies (nur nach Russland). Jedes Programm hat verschiedene Länder im Programm und bietet verschiedene Stipendiensysteme an. Generell werden Studienaufenthalte in Osteuropa mit großzügigen Stipendien gefördert. Umso weniger ist verständlich, warum die meisten Studenten immer noch nach Westeuropa und vor allem Deutschland wollen.

 

Karriere-Turbo

In den Ost-Ländern kann man, zumindest in den geisteswissenschaftlichen Fächern, vielleicht keinen Abschluss machen, der sich mit internationalen Top-Unis vergleichen lässt. Dafür kann man in Länder reisen, von denen man vielleicht sehr wenig weiß, in denen man individuelle Erfahrungen machen kann und nicht mit anderen Hunderten Auslandsstudenten abgefertigt wird; man kann vielleicht die Sprache lernen, die die Großeltern sprechen; man kann Länder kennenlernen, die in Zukunft immer mehr an Bedeutung gewinnen und hat im Job dadurch womöglich den entscheidenden Vorteil. „Man sollte sich wirklich auf das Abenteuer einlassen“, rät Stefan.

 

Von Marian Smetana

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