Tarik Mete: „Ich vermeide das Wort Gastarbeiter“

11. Oktober 2019

Tarık Mete ist der Silberstreif am roten Horizont. Der 33Jährige Jurist holte die zweitmeisten Vorzugsstimmen (15.380) in der SPÖ und das trotz Listenplatz 134! Mete versucht im biber-Interview seinen Erfolg zu erklären, fordert eine Neuaufstellung der eigenen Partei und verrät uns auch gleich die Namen dazu.


von Amar Rajkovic und Christoph Liebentritt (Foto)

biber: Herr Mete, Gratulation zum tollen Ergebnis. Wie erklären Sie sich Ihren Erfolg?

Tarık Mete: Viele von diesen Menschen fühlen sich von der Politik der letzten Regierung in Stich gelassen und nicht gehört. Dieses Ergebnis ist ein ganz klares Zeichen. Ich hatte auf Facebook im Monat September eine organische Reichweite von über einer Million. Das Ganze hat eine unglaubliche Eigendynamik entwickelt. Das ist doch irre, nicht? Ich schätze die Möglichkeit über die sozialen Medien direkt mit den Menschen zu kommunizieren. 

Haben Sie nicht mit so viel Stimmen gerechnet, insgesamt waren es ja über 15.000?

Nein, ich war anfangs noch misstrauisch als die Ergebnisse aus Vorarlberg und Tirol eingelangt sind. Ich war ja im Wahlkampf nur in der Stadt Salzburg unterwegs. Die Zustimmung aus ganz Österreich ist jenseits aller Erwartungen. 

Vorzugsstimmen, Tarik Mete, Salzburg, Politik,
Neue Nachwuchshoffnung der SPÖ?

Kann es etwas mit der Unterstützung von Hakan Gördü von der SÖZ zusammenhängen?

Hakan Gördü ist Vorsitzender von SÖZ, einer eigenen Partei, die in Wien organisiert ist, also sehe ich ihn grundsätzlich als Konkurrenz. Ich lasse nicht zu, dass man den Erfolg der Menschen, die mich gewählt haben, schmälert und mit irgendwelchen Organisationen in Verbindung bringt. Mich wählen Menschen und nicht Organisationen. Zudem zeigen mir die zahlreichen Nachrichten und Kommentare, die ich in den letzten Tagen erhalten habe, dass das Ergebnis aus einer breiten zivilgesellschaftlichen Bewegung getragen wird und nicht auf eine einzelne Gruppierung reduziert werden kann. 

Stört es Sie, dass Sie vor allem Journalisten auf Ihre Herkunft ansprechen?

Ich habe mit meiner Identität kein Problem. Ich bin Salzburger, durch und durch. Ich weiß auch, wo meine Wurzeln sind und ich stehe zu ihnen. Weil ich aber kein Abgeordneter namens Herbert oder Mario bin, kenne ich die Probleme von jenen, die etwas anders heißen sowie aussehen und die deutsche Sprache nicht perfekt beherrschen. 

Sie sind als erstes Gastarbeiterkind in den Salzburger Landtag eingezogen.

Ich vermeide das Wort Gastarbeiter, ich bevorzuge „Arbeiter“. Vor allem die soziale Herkunft spielt eine wichtige Rolle in der Lebensentwicklung und -planung, das hat wenig mit meiner ethnischen Herkunft zu tun. Wir müssen aufhören Menschen aufgrund Ihrer Herkunft in Schubladen zu stecken. Erst wenn jedes Kind, unabhängig von seiner Herkunft, die Chance auf eine erfolgreiche Zukunft hat, haben wir es als Gesamtgesellschaft geschafft. 

Die Medien zerreißen sich gerade das Maul über den Zustand Ihrer Partei. Was muss sich in der SPÖ ändern?

Wir brauchen einen Plan, eine nachhaltige Strategie für und eine Vision, die wir glaubhaft vertreten können und mitreißend ist, um die Menschen zurückholen. Wir müssen standhaft und nachhaltig zu unseren Idealen stehen. Dafür braucht es klare Ansagen und kein Kopieren der anderen Parteien. Wir haben aus inhaltlicher Sicht einen Ferrari in der Garage stehen und versuchen ihn in ein anderes Auto umzulackieren. Das ist der falsche Zugang. Wir müssen Geschichten erzählen und mit unseren Inhalten und Idealen emotionalisieren.

Mit Ihnen in einer bedeutenderen Position?

Ich bin nicht der Mensch, der sich für höhere Positionen anbiedert. Wenn meine Unterstützung gefragt ist, werde ich mich nicht verweigern. 

Haben Sie Tipps für uns, wer den Turnaround in der SPÖ schaffen soll?

Julia Herr schätze ich sehr. Genauso Max Lercher, mit dem ich aber nicht immer einer Meinung bin. Das gehört aber zu einer gesunden Diskussionskultur in einer Partei dazu. Er schafft es jedenfalls, die Dinge auf den Punkt zu bringen und verständlich an die Menschen zu kommunizieren. Schließlich möchte ich noch Mustafa Durmus aus der Steiermark und Muhammed Yüksek in Wien erwähnen. Es ist aber unfair, einzelne Leute herauszupicken. Wir gewinnen gemeinsam und verlieren auch gemeinsam. Und diese Veränderung, die es braucht, schaffen wir nur miteinander! 

 

wer ist er?

Name: Tarık Mete

Alter: 33

Geburtsort: Salzburg

Besonderes: Trägt sechs akademische Titel und eröffnet im November in Salzburg ein Bildungszentrum (LernProfi), dass Kindern aus einkommensschwachen Familien helfen soll. 

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