Interview mit Peter Schöttel

19. Januar 2008

Am Montag beehrte uns Ex - Spitzenkicker Peter Schöttel im biber - Büro. Über ihn braucht man nicht viele Worte verlieren, da sich seine Karriere wie ein Bilderbuch liest. Schöttel ist der Rekordspieler Rapids (436 Bundesligaspiele) und Rapid ist der Rekordmeister Österreichs. "Nebenbei" ist P.S. zweimaliger WM - Teilnehmer und hat im Finale des Europacups der Pokalsieger gespielt (1996). Das sind nur einige Höhepunkte seiner glanzvollen Fußballerzeit. Derzeit ist Peter Schöttel Trainer des Traditionsvereins Wiener Sportklub und arbeitet für den ORF als Analytiker. Im biber - Büro präsentierte er sich als ganz lockerer Typ, der auch ab und zu die Schmähkiste auspackt. Also nicht der moderne, arrogante Fußballertyp. Vielmehr lässig und cool drauf. Das Interview wird in zwei Teilen erscheinen, den ersten stelle ich nun online. Hier geht es hauptsächlich um Themen wie den österreichischen Fußball, Jürgen Klinsmann als Trainer des FC Bayern München, die Kommerzialisierung des Fußballs und um Peter Schöttel selbst. Der zweite Teil des Interviews (in dem es logischerweise hauptsächlich um die EM geht) wird im April, in unserem EM - Special erscheinen. Vorab sei noch gesagt, dass Schöttel unser Kaffe geschmeckt hat, was bedeutet, dass die Leute in unserer Redaktion nicht nur Ahnung vom Schreiben, sondern auch vom Kaffe zubereiten haben :-) Nun das Interview:

 

 

Herr Schöttel, Sie haben 436 Bundesliga Spiele für Rapid bestritten. Was bedeutet das für Sie persönlich Rekordspieler des Rekordmeisters zu sein?

Es bedeutet mir schon sehr viel. Rapid ist eben der traditionsreichste Verein Österreichs und in den letzten 109 Jahren haben hier wirklich Topstars gespielt. Seit dem Nachwuchs war ich immer bei Rapid. Ins Ausland bin ich nicht gewechselt, da ich nach dem Bosman - Urteil Kinder bekommen habe und die Familie ein Grund war, warum ich bei Rapid geblieben bin.

 Blicken wir auf den Fußball in Österreich. Kann man generell sagen, dass österreichische Kicker in der T - Mobile Liga einfach zu schlecht sind, um international mitzuhalten?

Wir müssen zunächst von diesem internationalen Anspruch wegkommen. Man muss primär darauf schauen, dass die Österreicher die in der T - Mobile Liga spielen, durchwegs gute Leistungen bringen. Denn sobald sich eine Mannschaft international qualifiziert hat, sei es nur für den UEFA - Cup, wird herumgejammert, dass sie zu viele Spiele absolvieren muss. Zudem muss Vielen zu denken geben, dass Österreich den Anschluss an das internationale Mittelfeld leider verloren hat.

Was sind im EM - Jahr Ihre persönlichen Ziele in sportlicher Hinsicht?

Mit meiner Mannschaft möchte ich in der Regionalliga versuchen das Unmögliche möglich zu machen, nämlich den Aufstieg in die Red Zac Erste Liga. Sollten wir das nicht schaffen, möchten wir dort fortsetzen wo wir im Herbst aufgehört haben, nämlich gut und erfolgreich Fußball spielen. Ich selber möchte mir die Freude und den Spaß erhalten den ich an dieser Tätigkeit habe. Weiters bin ich Analytiker beim ORF und hoffe, dass ich auch hier beim einen oder anderen Match während der EM tätig sein darf.
In Österreich tritt immer mehr das Phänomen der Kommerzialisierung des Fußballs auf. Große Geldgeber kommen und schütten gewaltige Summen aus, wollen dafür aber auch Erfolg sehen. Wie stehen Sie zu diesem Thema?
Hier gibt es zwei Ansätze. Der Erste wäre wie bei Rapid. Hier wurde ausgegeben, dass der Vereinsname frei von Sponsoren bleibt und dass das Stadion auch weiterhin Gerhard - Hanappi - Stadion heißt. Das zweite Beispiel wäre die Austria. In diesem Fall liefert man sich einer Person (Anm.: Frank Stronach) völlig aus. Man muss aber auch sagen, dass in den Topligen wie z.B. England Vieles ohne Kommerzialisierung nicht machbar wäre. Denn dort wo das meiste Geld ist sind nun mal die besten Spieler - ganz einfach.
Was braucht, Ihrer Meinung nach, ein junger Spieler um den Sprung nach oben zu schaffen?
Das kann man nicht generell sagen. Betrachtet man Ümit Korkmaz, so ist er die Ausnahme. Neben seinem Können und den körperlichen Voraussetzungen legt er eine unglaubliche Leidenschaft an den Tag und ist mit so viel Herz bei der Sache. Er hat einen extrem positiven Charakter und ist, trotz dessen dass er Stammspieler bei Rapid ist, noch immer hungrig nach Erfolgen. Dann gibt es wiederum den Fall wie Veli Kavlak. Er war schon immer der Jahrgangsbeste in den Jugendmannschaften Rapids. Daher war es klar, dass er den Durchbruch in die Erste schafft.
   Vieles hängt zwar vom Glück ab, aber der extreme Wille es zu schaffen und noch mehr zu wollen ist fast schon wichtiger.
 

Ein aktuelles Thema im Fußball ist sicherlich, dass Jürgen Klinsmann neuer Trainer des FC Bayern München geworden ist. Was sagen sie dazu, dass so ein junger Trainer wie er so einen großen Verein wie den FCB übernimmt?

Ich denke, dass Jürgen Klinsmann eine sehr gute Wahl für die Münchner ist. Er ist ein Mensch, der von den deutschen Tugenden, z.B. über den Kampf ins Spiel zurückzufinden etc. abweicht. Klinsmann möchte den Horizont im Fußball erweitern und er hat durchaus bewiesen, dass es funktioniert. Man braucht sich ja nur anzuschauen was er bei der WM 2006 mit Deutschland geleistet hat. Vor der WM musste er massenhaft Kritik einstecken, aber anschließend hat er allen bewiesen was er kann. Und ich denke das wird auch den Bayern zu Gute kommen.

Wie sie wissen braucht Klinsmann noch einen Co - Trainer in seinem Assistententeam. Wäre das etwas für sie?

(lacht) Nein, nein. Derzeit konzentriere ich mich nur auf meine Tätigkeit beim Sportklub und schaue, dass meine Mannschaft und ich noch erfolgreicher werden.

Meine letzte Frage Herr Schöttel: Wo wären sie gerne Trainer in der Zukunft?

Ich fixiere mich auf keine Mannschaft. Ich finde das ist etwas das man nicht planen kann. Es ergibt sich einfach. Ich hätte mir ja nie gedacht, dass ich Trainer beim Wiener Sportklub werde. Aber es ist passiert. Und darauf konzentriere ich mich und bin voll dabei. Alles andere steht in den Sternen. Ich bin einer der Sachen auf sich zukommen lässt. Mal sehen was sich ergibt.

 Danke fürs Gespräch!

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