Let's talk about heck, baby!

10. April 2020

Der Jugo ist hemmungslos. Im Fluchen. Über Sex reden kann er auch. Wenn es dabei um Autos geht.

von Ivana Cucujkic-Panic

Auto
Foto: Norbert Buduczki

Der Österreicher gibt nicht gerne an. Seine Erfolge zu feiern oder auf etwas richtig stolz zu sein, sagen wir mal… auf den Kauf eines neuen Autos, das wär ihm viel zu peinlich. Nicht so dem Jugo. Der hat mit Angeberei keine Probleme. Empirisch belegen lässt sich das anhand der Anzahl an Profilbildern in den sozialen Kanälen, deren Konterfeis ein schnittiger Sportwagen im Hintergrund ziert.

IM 16. HAB’ ICH FAME

In einem serbisch-vlahischen Haushalt sozialisiert, habe ich jedenfalls wenig Berührungsängste mit fort-geschrittener Prahlerei. Darum – Konfetti! – darf ich mit stolzer Brust in die Welt pfeifen, dass diese Kolumne hier tatsächlich gelesen wird. Nicht nur von meiner Familie. Von Dana zum Beispiel. In einer Bäckerei im 16. Bezirk gönnte ich mir an einem Sonntag eine Balkanspezialität aus Käse, Strudelteig und vor allem viel Fett. „He, bist du nicht diese Ivana aus biber? Ur cool, das lese ich immer“, meinte das fesche Mädl, das mir 3 Euro verrechnete. Schnappatmung, Herzrasen ‚das muss ich sofort meinen Eltern erzählen… Ich hab’ die Autogrammkarten am nächsten Tag doch nicht drucken lassen.

„ETWAS LEICHT EROTISCHES“ – WE DON’T DO THIS

Fanpost landet auch hin und wieder in meinem Posteingang. Von Christian zum Beispiel. Er liest ‚Ivanas Welt’ sehr gerne. Einen inhaltlichen Wunsch für die nächste Ausgabe hat er auch geäußert: „…mag dich fragen ob du mal etwas leicht Erotisches texten könntest?“. Schnappatmung, Herzrasen, das kann ich meinen Eltern unmöglich erzählen... Lieber Christian, es ist nämlich so: Ich freu mich wie ein Käsestrudel über deine Mail, umso mehr schmerzt es mich, meine Fanbase zu enttäuschen. Aber, über etwas ‚leicht Erotisches’ zu schreiben überschreitet einfach mein kulturelles Schamgefühl.

DIRTY TALK FÜR ANFÄNGER

Man kann am Balkan herrlich derb fluchen. Dirty Talk im deutschen Porno liest sich hingegen wie ein Kinderlied. Fluchen gehört zur Sprachkultur. Ein „uh je-bote (ich f**** dich), wir haben uns hundert Jahre nicht gesehen“ ist ein ganz gewöhnliches „Servas, wie geht’s“ unter Freunden. Auf den Tag verteilt fliegen die Genitalien verbal nur so durchs Wohnzimmer einer Durchschnittsfamilie. Flimmert beim gemeinschaftlichen Fernsehen aber unerwartet eine ‚leicht erotische’ Filmszene über den Bildschirm, ist die ab-blätternde Wandfarbe laut Herrn Papa just in diesem Moment aufzufrischen, der Rest simuliert beschämt akuten Harndrang. Wir reden nicht über xeS. Oder Nacktheit.

Ja, in den Nachtklubs sind wir textil schon sehr freizügig unterwegs, zeigen uns gleichzeitig sehr zugeknöpft bei Themen wie tätilauxeS. Vorschlag: Über Autos kann ich Seiten füllen. Das ist quasi Dirty Talk auf Jugo. „Uh, jebote, schau, wie schnell der abgeht...Was für eine heiße Maschine, Bruda! Magst du mal unter meine 60.000 Euro-Haube gucken?“ Aber, das wäre dir viel zu peinlich…

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