"Nur die Raunzerei spricht dagegen."

06. Februar 2015

„Wien muss internationaler werden“, fordert der Präsident der Wiener Wirtschaftskammer Walter Ruck. Der Bauunternehmer über die Sonntagsöffnung, die Anbindung Wiens an die transsibirische Eisenbahn und warum Unternehmer mit Risiko leben müssen.

von Simon Kravagna und Marko Mestrovic (Foto)

Ruck in Garderobe, Bauunternehmer, Karriere
Foto: Marko Mestrovic
biber: Herr Präsident, wie sind Sie Unternehmer geworden?
RUCK: Wenn Sie in einer Familie aufwachsen, wo immer über den Bau geredet wird, weil der Vater Bauunternehmer ist, dann haben Sie nur mehr scheinbar die Wahlfreiheit. Aber im Ernst: Ich bin sehr gerne Unternehmer.

Was gefällt Ihnen daran?
Ich bin ein Fan von Freiheit. Ich möchte arbeiten wie ich will und wann ich will. Wenn mir etwas gelingt, möchte ich die Früchte meiner Arbeit ernten und wenn mir etwas misslingt, dann trage ich auch die Folgen.

Der Sozialdemokratische Wirtschaftsverband (SWV) will, dass Unternehmer und Selbstständige sozial besser abgesichert werden müssen. Ist das in Ihrem Sinne?
Wir haben in den letzten Jahren bereits viele Erleichterungen erreicht. Grundsätzlich möchte ich sagen, dass Gott sei Dank nicht alle Menschen gleich sind. Wenn jemand gerne in einem Angestelltenverhältnis arbeitet, dann ist das vollkommen ok. Und wenn jemand gerne Unternehmer ist, dann ist das ok. Als Unternehmer hat man mehr Freiheiten, aber auch mehr Risiko zu tragen.

Konkret beklagen Ihre roten Mitbewerber, dass Unternehmer erst ab dem 43. Tag im Krankenstand auch das Krankengeld ausbezahlt bekommen.
Ich habe dies den Mitbewerbern bereits öfters erklärt. Auch Angestellte bekommen in Wien von der Wiener Gebietskrankenkasse das Krankengeld erst ab dem 43. Tag ausbezahlt. Vorher zahlt das Krankengeld das Unternehmen, bei dem diese angestellt sind. Wenn ich als Unternehmer bereits früher ein Krankengeld will, dann gibt es die Möglichkeit, sich dafür zusätzlich zu versichern. Das darf man jetzt nicht allein der Sozialversicherungsanstalt (SVA) umhängen.

Wie beurteilen Sie den 20-prozentigen Selbstbehalt, den Unternehmer & Selbstständige zahlen müssen, wenn diese eine ärztliche Leistung in Anspruch nehmen?
Grundsätzlich bin ich für Anreizsysteme, die auch eine Kostenwahrheit widerspiegeln. Deshalb bin ich dafür. Es gibt zudem die Möglichkeit, den 20-prozentigen Selbstbehalt zu halbieren, wenn ich aktiv mit meinem Arzt daran arbeite, mich fit und gesund zu halten. Das nehmen viele SVA-Versicherte in Anspruch und das ist eine gute Sache. Zudem ist es bereits jetzt so, dass Versicherte der SVA in der Regel weniger krank sind und SVA-Pensionsbezieher länger leben. Offenbar ist das System also nicht so schlecht. Ich bin aber grundsätzlich für die Senkung der Beitragszahlungen. Es sollen alle profitieren, nicht nur einige.

Sie fordern, Wien soll zu einer Weltstadt werden. Sind wir das nicht bereits?
Wenn ich mir London oder Paris anschaue, bin ich mir da nicht so sicher. Wir stehen laut etlichen Rankings aktuell gut da, aber damit wir das auch noch in einigen Jahren tun, sollten wir jetzt handeln. Wien muss internationaler werden.

Was fordern Sie konkret?
Generell muss Wien unternehmerfreundlicher werden. Wir sollten eine Willkommenskultur für Unternehmer schaffen. Konkret reicht mein Arbeitsprogramm von der Sonntagsöffnung von Geschäften in Tourismuszonen über die gezielte Förderung von Start Ups, bis hin zur Anbindung Wiens an die Transsibirische Eisenbahn.

Warum eine Anbindung an die Transsibirische Eisenbahn?
Die Verlängerung der Breitspur bis nach Wien würde die Stadt zum zentralen Warenumschlagplatz zwischen Ost und West machen. Diese Chance müssen wir packen und umsetzen. Wir haben alle Voraussetzungen, um Wien zur Weltstadt zu machen. Nur die Raunzerei spricht dagegen. Gehen wir es also an.

 

Wer ist er
Name: Walter Ruck
Funktion: Präsident der Wiener
Wirtschaftskammer, Obmann des Wiener
Wirtschaftsbundes
Beruf: Bauunternehmer

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