Post-Heimaturlaub Gefühle

27. August 2011

Kennt ihr dieses seltsame Gefühl, wenn man nach langen Wochen in der alten Heimat, wieder österreichischen Boden unter den Füßen hat und einen der Kulturschock gravierender denn je einholt?

Mir geht es spätestens dann so, wenn die österreichische Polizei mich bei der Rückfahrt mit einem: "Grüß Gott Frau ...ic, wieso darans eigentli die gonze Zeit so weit links foahn?" anhält, und die 10€, die man ihnen eigentlich, wie es am Balkan üblich ist, für "einen Kaffee" zustecken will, wohl eher als Beamtenbeleidigung gelten würden, für sich behält und brav eine weitaus höhere Summe hinblättert, um am Ende zu Ö3-Musik und Regenschauer (irgendwie regnet es IMMER wenn ich zurück nach Österreich fahre), die letzten Kilometer bis nach Hause, stillschweigend und die korrupte Balkan-Gendarmerie verherrlichend, hintersichzubringen.

Daheim wird erst einmal der Koffer geleert, wobei sofort der Geruch von getrocknetem Fleisch, oder wie ich ihn nenne, der Duft des Balkans, entgegenströmt und einem unweigerlich ein Lächeln abknüpft. Danach isst man die letzten Reste des Reiseproviants, bestehend aus Burek und, ähm, Burek, auf, freut sich einfach so duschen gehen zu können, ohne auf das Erhitzen des Boilers warten zu müssen und legt sich erschöpft ins Bett.

Am nächsten Morgen wird man weder von Kirchenglocken, noch von Muezzin-Rufen oder Katzengejaule geweckt. Zum Frühstück gibts kein frisches Weißbrot vom "Granap" um die Ecke und die Billa-Verkäuferin begrüft einen auch nicht mit: "Guten Morgen Schönheit, wie kann ich dir denn helfen, mein Leben?" ( 1:1 aus dem Bosnischen übersetzt) Die Gärten sind leer, keine Wassermelonen essenden Herren, und Kaffeetrinkenden Damen, die einem beim Vorbeigehen zum Dazusetzen auffordern.

Nostalgisch, denke ich zurück an meinen Heimaturlaub und überlege, ob ich nicht die Mauern meines 14. Bezirks verlassen soll um in Favoriten wenigstens ein bisschen Heimatgefühle zu wecken. Wir ihr seht, sitz ich vor dem PC, war mir dann doch zu gefährlich, ihr wisst schon Ausländer und so. Oh ja, nörgelndes, keifendes, meckerndes Wien - du hast mich zurück!

Kommentare

 

geh, Favoriten is ned so schlimm :-)
ja, die nostalgie ist mir leider all zu gut bekannt; wenn ich aus dem urlaub zurückkehre, begrüße ich jeden in Wien, tagelang auf jugo und versuche mit mazedonischen Denar zu zahlen...klappt leider nicht.

P.S. welcome back, "genieß" das cholerische Wien

 

aber eins steht fest, nachdem ihr euren kulturschock erleben dürft habt ihr die rückreise nach austria gut überstanden und es ist dabei nix passiert - lasst euch angesichts dieser tatsache von den depressionen herunterholen und denkt dabei an die türkische familie in vorarlberg die bei der rückreise verunglückt ist - vater und beide töchter tot...

willkommen daheim ;-)

da fred

 

ich

bin auch frisch vom heimaturlaub zurück. kulturschock pur.

ich muss mich wieder daran gewöhnen, dass mich die nachbarn, der trafikant und die supermarkt-kassierin (teilweise) nicht bzw. nur oberflächlich (professionelles verkäufer-lächeln) grüßen. wenn ich aus dem fenster schau, dann bleibt hier kein auto oder roller stehen, um kurz einen bekannten oder freund zu grüßen. es fehlen die überfüllten, stinkenden mülltonnen, die schreienden ambulanten straßenhändler, die alten omis und opis, die auf der straße vor der eigenen haustür plaudern und meckern. oder die 12- jährigen, die heimlich mit dem roller der älteren brüder ihre runden drehen. der gestank von benzin, dass autos auch vor zebrastreifen nicht anhalten, der gute geruch aus den bäckereien usw...

pS: in wien lässt es sich doch auch gut leben, oder?

 

bin erst seit donnerstag zurück... und jetzt werde ich nostalgisch... ahhhh

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