PRO & CONTRA: Sollen wir unsere Kinder in die Moschee schicken?

30. Juli 2009

JA, sagt Biber-Redakteurin Öznur Demirbas. Denn man muss kein Fundi sein, um einen Koran-Kurs zu belegen.

Ich erinnere mich sehr gerne an meine Zeit in der Meidlinger ATIB-Camii, der Moschee der Avusturya Türk Islam Birliği (Türkisch Islamische Union für kulturelle und soziale Zusammenarbeit in Österreich). Als Kind und dann schon als Teenager besuchte ich den dort angebotenen Korankurs ungefähr drei Jahre an Wochenenden und in den Ferien. Vor dem Mittagsgebet lehrte unser Hoca den Neulingen das arabische Alphabet und las mit den Fortgeschrittenen ein bis zwei Seiten im Koran. Mädchen und Buben wurden getrennt unterrichtet, aber wir trafen uns in den Pausen und spielten gemeinsam. Auch wir Mädels hatten die meiste Zeit einen männlichen Hoca. Neben Ilahis, Liedern mit religiösen Inhalten, sang er mit uns auch Lieder aus den Charts oder hörte uns einfach nur zu und klatschte mit. Außerdem machten wir mit ihm gemeinsame Picknicks oder gingen Autodrom-Fahren in den Prater. In den Gebetsräumen der Moschee war Kopftuch für uns Pflicht, aber sobald wir draußen waren, rutschte es schon wieder von unseren Köpfen herunter. Für unseren Hoca war das o.k. Es gab Mädchen, die es immer trugen, und solche wie ich, die es nur in den Gebetsräumen umbanden.
Manchmal blieben wir auch nach dem Kurs in der Moschee und holten uns Jause und Naschzeug vom Buffet, das damals durch unsere Einkäufe ein süper Geschäft machte.

Wir spielten Fangen und Verstecken oder improvisierten Modeschauen. Manchmal waren unser Gelächter und unser Geschrei so laut, dass der Imam das Mittagsgebet wiederholen musste. Vielleicht übertrieb unser Hoca auch immer nur, damit wir leiser wurden. Doch er war nie sauer auf uns und ließ uns spielen so lange wir wollten. In der Schule hatte ich nie türkische Mitschülerinnen, diese fand ich erst in meiner Moscheezeit. Zwar verstand ich mich super mit meinen österreichischen Freundinnen und Freunden, aber was ich in der Moschee erleben durfte, war anders. Dort konnten wir uns austauschen und vielleicht auch abschauen, wie andere mit diversen Problemen fertig werden.
Für meine Eltern war es wichtig, mich mit dem Islam vertraut zu machen. Zwar brachten sie mir notwendiges Basiswissen bei, aber sie wollten, dass ihre Kinder den Islam auch praktisch sehen und miterleben: das Gebet in der Gemeinschaft verrichten, den Gebetsruf mal live hören und einen Hoca persönlich kennenlernen. Sie wollten, dass ich mir ein eigenes Bild vom Islam mache und nicht vorgefertigte Meinungen übernehme. Man muss kein Fundi sein, um den Korankurs besuchen zu können und man wird auch kein Fundi, weil man den Korankurs besucht hat. Daher no panic, because I’m islamic.

NEIN, sagt biber-Kolumnist Sedat Pero. Denn die Imame in unseren Moscheen kennen das europäische Leben nicht und wollen es auch gar nicht kennenlernen.

Zugezogene Türken und Kurden schicken ihre Kinder in Österreich in die Moscheen, um ihnen eine gute Erziehung bieten. Die türkischen Moscheen folgen jedoch einer religionsnationalistischen Linie und unterscheiden sich von Moscheen anderer Minderheiten. Sie propagieren Religion als Ideologie, die alle Lebensbereiche umfassen soll. Diese Moscheen bilden eine wichtige Säule der Expansionspolitik der Türkei in Europa und sind mit der türkischen Politik sehr eng verbunden. Freitagspredigten kommen nicht selten per Mail oder Fax aus Ankara. Langfristig will der türkische Staat damit Einfluss auf die Politik in Europa nehmen. 
Wenn die Kinder am Nachmittag und an freien Tagen in die Moschee gehen und an verschiedenen Aktivitäten teilnehmen, sollen sie niederschwellig ideologisch ausgerüstet werden. Erziehung und Bildung werden von Imamen vermittelt, die keine pädagogische Ausbildung abgeschlossen haben, eine nach europäischen Kriterien schon gar nicht. Diese Imame kennen das europäische Leben nicht und wollen es auch gar nicht kennenlernen. Sie sprechen kein Deutsch und haben keine Ahnung von Geschichte und Geografie. Das Ergebnis: Einwandererkinder werden zur zweiten oder mittlerweile dritten Generation.

Sollen Menschen, die ganz andere Interessen vertreten und ganz andere Wertvorstellungen vermitteln, hier in Österreich Kinder unterrichten dürfen? Immerhin hat das, was der Imam sagt, oft einen höheren Wert als das, was in der Schule gesagt wird.
Den Worten folgen manchmal aber auch Schläge. In diesen Parallelgesellschaften wird Gewalt gegen Kinder teilweise immer noch als Erziehungsmittel eingesetzt. So etwas kann nicht einfach im Namen der kulturellen Unterschiede toleriert werden. Selbst wenn die Behörden solchen Fällen nachgehen, werden die Imame in Schutz genommen. Väter und Mütter befehlen ihren Kindern, den Mund zu halten und die Imame gestehen ohnehin nicht. Der einzige Beweis sind die Erzählungen der Kinder. Ist es Zufall, dass viele Kinder die gleichen Fantasien haben? Fantasien wie die folgenden: Jemandem mit dem Lineal auf den Kopf hauen? Einen Kugelschreiber zwischen die Finger stecken und zusammendrücken? Natürlich kann man sagen: „Bei uns in Österreich herrscht Religionsfreiheit und der Islam ist eine anerkannte Religion.“ Wenn aber Toleranz, Gleichheit und die Freiheit anderer verletzt werden, hat die Religionsfreiheit ihre Grenzen. Wer keinen demokratischen Hintergrund hat, kann sich nicht der Demokratie anpassen. Daher ist es die Aufgabe der Intellektuellen, nicht im Namen von „Multikulti“ alles zu akzeptieren, sondern zu intervenieren und aufzuklären.

Bereich: 

Kommentare

 

:)

:)

 

Religion stört nur wenn sie Instrumentalisiert oder als Waffe eingesetzt wird.
Viele die im Namen von Religionen auftreten haben mit Religion weniger zu tun als Gottlose.

 

betrachtet die Dinge einmal aus dem richtigen Winkel!

@ Bogdan Bogdanovicicciccic

Einem Apostaten werden laut Koran nur jenseitige Strafen angedroht. Weltliche Strafen kommen nur dann in Betracht, wenn der Abfall vom Islam in Zusammenhang mit Fahnenflucht oder Hochverrat steht (Verstoß gegen die Sharia: geltendes Recht).

Ausnahmen:

Die weltlichen Strafen werden nicht angewandt bei Unwissenheit des Menschen, wenn er unter Zwang den Glauben ändern musste und bei geistig verwirrten Menschen.

Es gibt heutzutage viele Länder, die sich islamisch nennen, aber in denen nicht die Sharia gilt oder auch Länder, die eine gemischte Verfassung aus Sharia und Menschengesetz haben.

Diese stehen in der Umsetzung der einzelnen Verfahren vor großen Problemen, da sie westliche Menschenrechtsabkommen unterzeichnet haben, die nicht den islamischen Menschenrechten entsprechen.

Die dadurch entstehenden Probleme resultieren daraus, dass sich diese beiden Formen der Menschenrechte nicht miteinander kombinieren lassen und viele der islamischen Staaten nicht hinter ihrer islamischen Gesetzgebung stehen, sondern sich von anderen Werten blenden lassen.

Da der Westen nur auf seine eigenen Menschenrechte konzentriert ist und teilweise wenig Verständnis für andere Rechtsformen zeigt, wird grundsätzlich das islamische Menscherrecht ins unrechte Licht gerückt. Durch die oft einseitige Berichterstattung in den Medien, wird diese einseitige Sichtweise auf ganze Bevölkerungsschichten übertragen. Die Vorzüge der islamischen Menschenrechte werden dabei leider völlig außen vor gelassen. Genau wie andere Gesetzgebungen, müssen auch die islamischen Menschenrechte als Ganzes betrachtet werden. Es wird immer das Extremste zur Diskussion gestellt, ohne die Harmonie einer islamischen Gemeinschaft hervorzuheben. Um objektiv über die Menschenrechte im Islam sprechen zu können, muss man die einzelnen Aspekte im Kontext von innen heraus betrachten, nicht von außen urteilen!

Viele Experten in den Medien sprechen vom Islam mit ihrer westlichen Sichtweise oder man sieht sog. Muslime, die ihre eigene Religion nicht verstanden haben und nicht ausüben. Meist sitzen wir praktizierenden Muslime da und können diesen Mangel an Wissen nicht begreifen. Ohne ein Thema wirklich zu begreifen, und zwar aus muslimischer Sicht, kann eine konstruktive Diskussion niemals aufkommen.

Guckt euch dieses Viedo an falls ihr keine Problem mit der englischen Sprache habt, ein Australier der die Moslems als Terroristen gesehen hat, aber trotzdem ein Moslem geworden ist! http://www.internethaber.com/news_detail.php?id=207511

MFG

 

"Um objektiv über die Menschenrechte im Islam sprechen zu können, muss man die einzelnen Aspekte im Kontext von innen heraus betrachten, nicht von außen urteilen!"

dennoch eine frage: in welchem kontext ist das todesurteil für menschen die ihre freiheit auf wahl de religion in anspruch nehmen, kein bruch eines menschenrechts?

BB

 

die bedeutung des satzes:

"Um objektiv über die Menschenrechte im Islam sprechen zu können, muss man die einzelnen Aspekte im Kontext von innen heraus betrachten, nicht von außen urteilen!"

dennoch eine frage: in welchem kontext ist das todesurteil für menschen die ihre freiheit auf wahl der religion in anspruch nehmen, kein bruch eines menschenrechts?

wo grad die religiösen immer nach ihrem recht auf freie religionsausübung rufen..

BB

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