Schülermeinung von Sumaiya: Corona ist ein Fulltimejob

28. Mai 2020

Newcomer

Ich erstelle ein Deutschreferat für ein Buch, welches ich nie gelesen habe und bringe einem Kind mit Rechenschwäche das Einmaleins bei. Nebenbei setze ich mich mit meiner Teenager-Schwester hin und helfe ihr beim Bewerbungen Verschicken und täglich gibt es zusätzlich neue Arbeitsaufträge vom AMS für meine andere Schwester zu erledigen. Wegen Corona liegt nämlich nicht nur meine Matura auf is, sondern auch der Unterricht an den Schulen meiner jüngsten Geschwister und die AMS-Kurse der etwas älteren. Für mich als Älteste jedoch bedeutet das tagsüber zwischen den Rollen der Lehrerin, AMS-Beraterin und persönlichen Assistentin hin und her zu springen.

Neue Normalität?

Wenn ich mich jetzt an meine kindliche Freude zurückerinnere, als verkündet wurde, dass die Schulen zugesperrt werden, kann ich nur noch den Kopf schütteln. Was anfänglich so gewirkt hat wie ein Kindheitstraum, der in Erfüllung geht (Wer hat früher nicht schon mal davon geträumt, dass die Schule wegen einer globalen Pandemie ausfällt?), hat sich schnell als das genaue Gegenteil herausgestellt. Von der neu gewonnen Freizeit, die ich mit der zusätzlichen Vorbereitung auf die Matura und auf den Aufnahmetest für das Medizinstudium (und vielleicht auch zwischendurch einmal mit Atmen) verbringen wollte, konnte ich mich dadurch getrost verabschieden. Und dann noch dazu auf Instagram unter Corona-Beiträgen zu lesen  wie ‘geschenkt’ die Matura heuer ist und wíe gut wir es haben, dass die Uni-Aufnahmetests verschoben worden sind, bringt mich zum Staunen. Es ist nicht greifbar, wie selten die meisten Leute über ihren eigenen Horizont hinweg sehen können, denn ich weiß, dass der Zustand bei mir daheim kein Einzelfall ist. Aber Hauptsache die Politik klärt bald, ob es jetzt ‘neue Normalität’ oder ‘Ausnahmezustand’ heißt.

Sumaiya Elmurzaeva ist 19 Jahre alt und macht die Berufsreifeprüfung bei Dr Roland in Wien.

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