So ist die ISLAM-Ausstellung auf der Schallaburg

02. Mai 2017

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Die Schallaburg hostet von 8. März bis 5. November 2017 ihre große ISLAM-Ausstellung. biber war vor Ort und hat viele Eindrücke gesammelt.

Das schöne, ruhige Schloss Schallaburg in Niederösterreich hat sich an ein stürmisches Thema herangewagt. Es will mehr als ein schöner Freizeitort sein. Die Schallaburg soll ein Ort der Begegnung und des Austausches sein, betont der künstlerische Leiter Kurt Farasin. Wer eine Ausstellung über den Islam macht, trifft sicherlich einen Nerv. Wer österreichische MuslimInnen selbst über sich sprechen lässt und nicht nur über sie spricht, geht einen Schritt weiter. Die Schallaburg startet mit ihrer Islam-Ausstellung den Versuch, aus einer Ausstellung einen Dialog zu machen.

Schallaburg
Schallaburg

Wieso gerade eine Ausstellung über den Islam? Farasin: “Wir wissen so wenig. Uns fehlt der Bezug. Deshalb muss man einen Schritt zurück gehen und Dinge erarbeiten. Die Schallaburg geht hier mit der Zeit”. Ihm ist klar, dass viele BesucherInnen mit ihren Meinungen in die Ausstellung gehen. Es soll gemeinsam diskutiert werden. Die Frage die man sich gestellt hat, war: Macht man eine Ausstellung über Religion oder über in Österreich lebende Muslime? Für die beiden Kuratorinnen Lisa Noggler-Gürtler und Maria Prantl ist klar: “Den Islam” und “die MuslimInnen” gibt es nicht. Deshalb treten für die beiden die Communities in den  Hintergrund und der Alltag des Einzelnen in den Vordergrund. Die Ausstellung soll als Plattform für unterschiedliche Stimmen dienen und eine große Bandbreite zeigen. Es gibt viele Fremdbeschreibungen, aber was wollen MuslimInnen selbst betonen? Die Kuratorinnen haben einen Background in Sozialarbeit und haben viel Zeit mit den Menschen verbracht, die Teil der Ausstellung sind.

Was sieht die Ausstellung ISLAM aus?

Die Ausstellung “Islam” ist in verschiedene Kapitel unterteilt: besprochen, bewohnt, beseelt, begrenzt, bekleidet, bedroht, berufen, beliebt. So geht man auf der Schallaburg selbst durch verschiedene Räume und wird durch diese Themen geführt. Ein Beispiel: Der Umgang mit der Sprache spielt im Islam eine große Rolle. Vor allem bei der Überlieferung des Wort Gottes. Denn es sind gewisse Mehrdeutigkeiten vorhanden, die nach Übertragung den Sinn verändern können. Solche Dinge werden im Kapitel “besprochen” behandelt. Blickfang ist die hängende Bibliothek.

Schallaburg
Schallaburg

Natürlich kann man auch klassisch Objekte wie Gebetsteppiche oder Kopfbedeckungen aus aller Welt bestaunen. Ganz besonders hervorzuheben ist aber die Ausstellungsarchitektur, die die Ausstellung so interaktiv macht. Man kann sich Dinge anhören und sie angreifen. Man kann eine eigene Moschee mit Bausteinen bauen, die App “Muslim Pro” ausprobieren oder auf einer Karte abstecken, wo der Orient beginnt und wo er endet. Sogar ein eigener Gebetsraum, den man betreten kann, wurde gebaut. Achtung: Schuhe ausziehen ist Pflicht! Darüber hinaus kann man natürlich den KulturvermittlerInnen Fragen stellen.

Auch die Optik ist durchdacht: Islam wird in den Medien oft mit schwarz in Verbindung gebracht. Die Raumfarbe in der Ausstellung ist aber weiß, luftig und leicht, als Gegenbild zu dunkel und bedrohlich. Die wiffen Comics von Tuffix geben einen zusätzlichen lockeren Touch.

Schallaburg
Schallaburg

Selbstverständlich kommt keine Ausstellung über den Islam ohne das Thema Kopftuch aus. Einer der Kulturvermittler erklärt: “Das Kopftuch ist ein Gebot. Man kann sich einem religiösen Gebot unterordnen. Ein Gebot ist aber kein Zwang.” So sollte es zumindest sein. Dass es dennoch soziale Zwänge gibt, sind sich die meisten einig. Die muslimische Frauen, die in der Ausstellung porträtiert werden und zu Wort kommen, tragen überwiegend Kopftuch. Eine Tatsache, die einigen BesucherInnen unangenehm aufgefallen ist.

Zu viel Kopftuch? Zu wenig Terror?

Da wir Teil einer Führung waren, gab es viele Anmerkungen aus dem Publikum - Lob aber auch negative Kritik. Wir hörten uns um: Es wurde die kritisiert, dass MuslimInnen in der Ausstellung nur als Opfer von Diskriminierung und nie als TäterInnen dargestellt werden. Zudem fanden einige, dass die Auseinandersetzung mit dem Kopftuch unzureichend war. Tatsache ist: Terror wird kaum thematisiert und das Kopftuch wird überwiegend in Form einer positiven Selbstbestimmung gezeigt. Die Begründung dafür ist, dass man einen Dialog auf Augenhöhe führen wollte und somit Provokation nicht das Ziel war. Es entstand eine aufgebrachte Diskussion im Publikum, es ist ja auch für viele ein emotionales Thema. Das ist ein gutes Zeichen und der Beweis, dass die Ausstellung einen Nerv trifft. Würde die Islam-Ausstellung nicht polarisieren, wäre sie gescheitert. Alles in allem meinte die Schallaburg, sie befinde sich in einem Lernprozess und nehme Kritik dankend an. Eine absolute Wahrheit gibt es sowieso nicht, man kann nur Fragen und Standpunkte diskutieren. Die Schallaburg soll mit der Ausstellung “ISLAM” das Forum dafür sein.

biber Fazit:

“Islam” ist auf jeden Fall eine Ausstellung, die man mehrmals besuchen und bei der man mitdiskutieren sollte. Behaltet eure Meinung also nicht für euch, sondern teilt sie der Schallaburg mit. Die Islam-Ausstellung ist dazu gedacht, den Anstoß für Diskussionen und

Dialoge zu geben. Genauer genommen müsste die Ausstellung “Selbstwahrnehmung von gläubigen Muslimen in Österreich” heißen. Aber das ist wohl kaum ein catchy Titel. Was aber catchy ist, ist der Hashtag, den wir uns für die Schallaburg ausgedacht haben: #inshallahburg. Ihr könnt ihn gerne verwenden und uns auf Instagram taggen - @biber_mitscharf und @schallllllllaburg (mit 8 l).

 

Vermittlung
15 VermittlerInnen, auch mit muslimischen Background, 3 Slots pro Tag
Preis
Tagesticket um 11 Euro oder Saisonkarte zum Preis eines Tagesticket (Vollpreis 11 Euro). Man muss mal hin, aber wenn man einmal dort war, kommt man garantiert wieder, zahlt sich also voll aus. Es gibt auch Ermäßigungen und vergünstigte Familientickets.
Anfahrt aus Wien
Mit dem Auto etwa eine Stunde zu Schallaburg 1 oder mit dem Zug bis nach Melk und mit der Wachaulinie 1 direkt zur Schallaburg.

 

Dieser Artikel ist eine entgeltliche Schaltung in Form einer Kulturkooperation mit der Schallaburg. Die redaktionelle Verantwortung liegt allein bei biber.

 

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