Türkische Liste: Pro und Kontra

04. August 2015

Außenminister Sebastian Kurz findet, die türkischstämmige Liste ist abzulehnen, da sie das Gegenteil von Integration ist. Wir in der Redaktion sind gespalten, zwei unserer Redakteurinnen diskutieren:


Sümeyye und Sümerya
Sümeyye und Sümeyra diskutieren. Foto by Marko Mestrovic

Sümeyra Akarcesme: Politische Vielfalt ist sehr wichtig. In Österreich gibt es zwar wenige Kandidaten mit Migrationshintergrund, die in Parteien integriert sind, eine rein türkische Partei finde ich aber eher problematisch.

Sümeyye Özmen: Ich glaube, dass die Partei gute Auswirkungen darauf haben kann, dass auch die österreichischen MigrantInnen in die Politik involviert werden, da sich viele im Moment von den VertreterInnen nicht repräsentiert fühlen.

Sümeyra Akarcesme: So werden aber alle WienerInnen mit türkischem Migrationshintergrund in einen Topf geworfen und als potenzielle WählerInnen dieser Partei gesehen. Das finde ich gefährlich. Denn man geht somit einerseits einfach davon aus, dass die Herkunft des Politikers für das Wahlverhalten entscheidend ist. Und andererseits wird genau für dieses Verhalten Raum geschaffen. PolitikerInnen sollten aber nicht aufgrund ihrer Herkunft gewählt werden.

Sümeyye Özmen: Ein ähnliches Bespiel stellt aber die HDP in der Türkei dar, die den Einzug in das Parlament geschafft hat, eine Minderheit in der Türkei vertritt und auch von den europäischen Medien unterstützt wurde. Wieso also nicht auch in Österreich? Die TürkInnen in Österreich, die einen Großteil der Bevölkerung ausmachen und trotzdem noch nicht als eine Volksgruppe anerkannt sind, haben hiermit ihre Gelegenheit sich selbst zu vertreten und ihren Integrationswille zu demonstrieren.

Sümeyra Akarcesme: Die Ausgangssituation der HDP war aber ganz anders. Das WählerInnenprofil der HDP war viel heterogener als das der türkischen Liste. Die HDP hat auf Ökologie, Gleichberechtigung und Minderheitenrechte gesetzt und hat versucht, verschiedenste Communities in der Türkei zu erreichen und nicht nur die Kurden. Außerdem wählten die HDP auch viele türkische ProtestwählerInnen, die die zwei Drittel Mehrheit der AKP und somit auch die von Erdogan geplante Einführung des Präsidialsystems verhindern wollten.

Sümeyye Özmen: Die Absicht der türkischen Liste ist es aber nicht nur, die eigenen Landsleute zu vertreten, sondern auch verschiedene Ethnen zu repräsentieren. Wie Herr Taskiran in einem Interview erwähnte, sollen auf der Liste auch MigrantInnen aus beispielsweise Lateinamerika oder Südostasien vorhanden sein. Die Liste wurde in den Medien als "Türken Liste" abgestempelt, außerdem wurde versucht, einen Türken, der sich demokratisch beteiligen will, ins Eck zu drängen. Herr Taskiran ist auch mit Vereinen der türkischen Community verbunden, die ihm dabei helfen, ein besseres Bild von den Problemen der Community zu erhalten. Er befindet sich direkt in den Geschehnissen, kann am richtigen Punkt ansetzen, um diese Probleme zu lösen. Viele sprechen auch noch von einer Untergrabung der Kultur, was ich nicht nachvollziehen kann. Man sollte es doch als eine Bereicherung der Gesellschaft und Vielfalt sehen.

Sümeyra Akarcesme:  Es gibt aber bereits Parteien, die die Probleme der MigrantInnen Community konstruktiv angehen. Vielfalt in der politischen Landschaft ist wichtig, darin besteht kein Zweifel. Wenn aber der SPÖ stimmen fehlen und die FPÖ gewinnt, dann hätte das fatale Folgen. Es existiert immer ein Verhältnis zwischen Gewinn und Risiko. In diesem Fall würde der Gewinn der FPÖ mehr Schaden bringen als die Abwesenheit einer AKP nahen Partei im Wiener Gemeinderat.

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Kommentare

 

Was hat denn das mit der Wien-Wahl zu tun. Sind scheinbar ein bissl beleidigt, dass es die HDP in ins türkische Parlament geschafft hat und die europäischen Medien das gut gefunden haben.
Dass die HDP von den EU-Medien toll gefunden wird ist auch ganz leicht erklärt. Tipp: Hat was mit der Politik der Türkei der letzten Jahren und Toleranz zu tun. Toleranz die interessanterweise hierzulande oft von denen verlangt wird, die die HDP scheinbar gar nicht so toll finden. Achja, die Toleranz gegenüber Homosexuellen ist da oft nicht inkludiert. Und die Toleranz gegenüber Meinungsfreiheit auch nicht.
Wie steht denn die Liste vom Herrn Taskiran zu diesen Themen?

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