Auch taube Menschen sind Menschen!

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Hallo, ich heiße Aleksandra und bin 13 Jahre alt. Ich habe eine Körperbehinderung. Damit meine ich nicht, dass mir ein Fuß oder eine Hand fehlt, sondern ich bin von Geburt an taub und deshalb werde ich mein ganzes Leben lang ohne Ohrprothesen nie hören.  Dafür musste ich dreimal operiert werden. Warum drei statt zwei? Ich habe doch nur zwei Ohren. Der Grund war folgender: Nach der zweiten OP wurde fiel das Hörgerät nach zwei Monaten aus, was eben nicht passieren hätte dürfen und das war natürlich ganz schrecklich für meine Eltern, weil bei all diesen OPs war ich ca. 3 bis 4 Jahre alt. Aber nach der dritten OP hat es endlich geklappt und ich konnte zum ersten Mal hören! Meine Eltern waren überglücklich!

Für immer taub

Das nächste Problem war, dass ich mit 4 Jahren noch keine Wörter sprechen konnte. Ich kannte nur die Mimik, weil ich bis zum 4 Lebensjahr eben nichts hören konnte.  Warum wurde ich nicht schon früher operiert? Haben meine Eltern nichts bemerkt? Das fragte ich mich früher oft. Doch später haben meine Eltern bemerkt, dass ich nicht reagiere, wenn sie mich rufen. Sie sind zu vielen Ärzten gegangen, aber niemand traute sich zu sagen, dass ich taub bin. Bis endlich nach einer ewigen Zeit sich jemand getraut hat zu sagen, dass ich nichts höre. Natürlich waren dann meine Eltern am Boden zerstört. Als mein Vater davon erfuhr, ging er zu Hause ins Badezimmer und weinte. Ich bin zu ihm gekommen und habe seine Tränen weggewischt  aus dem Gesicht,  weil ich eben nicht wusste, was los ist.

Für mich war es früher ganz normal nichts zu hören. Als ich in den Kindergarten gekommen bin, und  ich diese Prothesen bekommen habe, konnte ich nicht mal 10 Wörter sprechen, aber ich war auch nicht in einem normalen Kindergarten, sondern war im BIG.  Dort gehen  Kinder, die halt nichts hören können oder andere körperliche Probleme haben. Ich musste ja eben ganz hart alles lernen: Wie man hört, wie man die Geräusche hört und damit umgeht … und ich musste sprechen lernen. Mit 4 Jahren musste ich alles kennenlernen, was ich verpasst hatte. Als ich in der Volksschule war,  konnte ich immer noch nicht perfekt sprechen und war immer noch am Lernen, aber ich habe mit Freunden vieles spielerisch gelernt. Es war auch schön,  dass sie mich akzeptierten, weil ich bin ja auch nur ein Mensch so wie ich bin und man kann auch mit mir spielen.  

viele Freunde, stolze Eltern

Aber es gab und gibt auch Fälle, wo ich ausgelacht oder diskriminiert werde. Das war, Gott sei Dank, sehr sehr selten.  Jetzt bin ich in der 4. Klasse Mittelschule und hab dort viele neue Menschen kennengelernt und habe hier meine Best Friends Forever (BFFs). Wir verbringen viel  Zeit  und gehen zusammen durch dick und dünn. Wir sind unzertrennlich. Und dank meiner Eltern bin ich hier und kann reden, was ein Wunder ist, weil ich eben mit  4 erst angefangen habe zu sprechen.  Vor allem meine Mutter hat mir das Reden beigebracht. Sie hat alles gezeichnet. Sie hat mehrere Bilderbücher gemacht,  damit ich Serbisch und Deutsch  lernen kann.  Dank ihr bin ich jetzt hier und kann diesen Text schreiben. Ich bin auch echt zufrieden mit meinen Leben und genieße es. Natürlich gibt es Momente, die mich aufregen und in denen ich weinen muss. Ich hab akzeptiert, dass ich taub bin. Ich hab alles, was ich ja auch haben kann: Viele Freunde und stolze Eltern.

Was ich damit sagen will. Egal, was für Probleme ihr habt, ihr könnt trotzdem alles schaffen, auch wenn es schwierig ist, man muss kämpfen. NIEMALS aufgeben!  Das kommt nicht in Frage! Und seid glücklich mit dem, was ihr habt. Falls ihr wissen wollt, was für eine Ohrprothesen ich habe, sie heißt Sonnet. 

Eure Aleksandra

 

Aleksandra ist 13 Jahre alt und besucht die 4a in der NMS Glasergasse.

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