Die dunklen Facetten des Leistungssportes -Die Geschichte einer Tänzerin

15 Stunden Training, das aufgeteilt auf fünf Tage unter der Woche, den Abschluss machen, am besten auch noch mit einem guten Schnitt, und am Wochenende warten die wichtigen Auftritte für die man mehrere Wochen, wenn nicht sogar Monate, Blut, Schweiß und Tränen geopfert hat. Mit dem Ziel die besten Leistungen zu erreichen und ganz oben auf der Rangliste zu stehen. Nicht selten, dass man an seine Grenzen geht.

So sieht ein ganz normaler Alltag im Leistungssport aus. Für außenstehende Personen nur kaum nachvollziehbar, dass sich sein gesamtes Leben nur um eine Sache dreht, und zwar die Leistung und Verbesserung im Sport. 

Leistungssport
Foto: Katharina Haselbacher

„Dein kompletter Tag ist durchgeplant und du hast eigentlich keine Zeit für anderwärtige Aktivitäten. Dies erfordert sehr viel Disziplin und Wille. Besonders in der Oberstufe musst du jede freie Minute nutzen, wenn du auf Top- Niveau bleiben und immer besser werden willst“, berichtet die 17-jährige Celina Brandstetter, die in Wirklichkeit anders heißt und seit ihrem 12. Lebensjahr Irish Dancing betreibt und mittlerweile als Profi an der Spitze tanzt.

Da die meisten SpitzensportlerInnen schon im Kindesalter mit dem exzessiven Sport beginnen, sind diese schon früh mit dem Leistungsdruck konfrontiert. Daher spielt die Herangehensweise von Erziehungsberechtigten und TrainerIn eine große Rolle. Eltern, die selbst aus dem Sport kommen oder nicht den Traum im Sport nachgehen konnten sehen oft das Potenzial in ihren Kindern und versuchen mit allen Mitteln den Erfolg ihrer Kinder zu fördern, jedoch kann das erhebliche Auswirkungen auf die Psyche haben. „Der Push von meinem Trainer ist mir sehr wichtig, denn nur durch diese Unterstützung kann man besser werden. Wichtig dabei ist, dass die Kritik nicht abwertend ist, sondern einen Ratschlag enthält, der beschreibt, was man besser machen könnte oder woran man arbeiten muss, denn nur dadurch kann ein Erfolg erzielt werden“, berichtet die Grazerin.

Durch den zusätzlichen Leistungsdruck können oft Essstörungen entstehen. Die Diagnose lautet bei LeistungssportlerInnen besonders häufig Anorexia athletica- eine Form der Anorexie (Magersucht). Durch die Verminderung der Nahrungszufuhr erhofft man sich eine Optimierung der sportlichen Leistung. Dabei kommt es aber im weiteren Verlauf zur Leistungsminderung, da auf Dauer der Grund- und Leistungsumsatz, sprich der Verbrauch der Kalorien, die der Körper in völliger Ruhe und bei körperlicher Aktivität verbraucht, nicht durch zugeführte Energie aufgefüllt werden kann.

Aufstehen, Essen, trainieren, vielleicht etwas Essen, Schule, gute Leistungen in Schule erzielen, trainieren, das Essen verbieten, lernen nochmal trainieren, schlafen, vom Essen träumen. Nächster Tag, gleiches Spiel. „Ich war süchtig nach Sport. Ich habe zusätzlich nach dem täglichen Tanztraining zu Hause auch noch Sport gemacht. Ich bin laufen gegangen, habe Workouts gemacht, die immer intensiver und länger wurden. Ich war so fokussiert immer dünner zu werden, in der Hoffnung dadurch bessere Leistungen zu erzielen“, berichtet Celina, die nach drei Jahren Leistungssport mit Anorexia athletica diagnostiziert wurde.

„Es war ein richtig ekeliges Gefühl, immer schwächer zu werden und immer weniger Kraft und Energie zu haben. Manchmal konnte ich abends nicht schlafen, da ich so Hunger hatte. Als ich dann im Krankenhaus war und mir bewusst wurde, dass ich meiner Leidenschaft nicht mehr nachgehen kann ist für mich eine Welt zusammengebrochen, denn ich habe das Tanzen geliebt. Es war eine Qual für mich zusehen, dass die anderen tanzten und ich nicht. Ich war wütend, traurig und enttäuscht von mir selbst. Das Tanzen war mein Ansporn, um zuzunehmen. Es war ein unbeschreiblich schönes Gefühl nach meiner Recovery-Phase wieder Tanzen zu können und es hat so so gutgetan. Mir wurde dadurch bewusst, dass man nur durch ausreichend Essen, gute Leistungen erzielen kann und besonders an Tagen wo man Training hat, benötigt der Körper mehr Nahrung, denn sonst hat man keine Kraft und keine Energie“, berichtet die Leistungssportlerin mit vollem Strahlen im Gesicht, die nach einem halben Jahr Tanzpause wieder an der Spitze tanzt und ihren Sport mit vollen Zügen lieben und leben kann.

Katharina Haselbacher ist 18 Jahre alt und besucht den Zweig Produktmanagement & Präsentation der HBLA Oberwart.

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