Das ist eine schon früher geschriebene Arbeit, aber noch immer ein aktuelles Thema:  „Materialismus“

„Materialismus beherrscht unsere Gesellschaft!“ Eine Aussage, das weder Entsetzten, noch Empörung hervorruft. Weite Bereiche unseres Lebens werden von der materialistsichen Grundhaltung beeinflusst und  bestimmt. Schließlich wäre es ja sehr unbequem in der Familie ohne den zwei Autos, vier Handys und nicht zu vergessen dem Luxus-Modell Kühlschrank, der sogar jederzeit Eiswürfel aus seinem verchromten Maul ausspuckt.

Doch was steckt dahinter? Warum hat der Materialismus uns dermaßen in Beschlag genommen? Gibt es außerdem noch andere „bessere“ Wertvorstellungen?

Zuallererst sollte man beachten, dass Materialismus im heutigen Sinne nicht mehr nur ein Dach über dem Kopf beschreibt, sondern den Luxus klassifiziert. Luxus ist all jenes, ohne das man auskommen könnte, sodass der Lebensstil noch immer ein im Vergleich zu unseren haarigen Vorfahren  sehr angenehmer wäre. Einigen wir uns darauf, dass alles, das sich eine Familie, die im Westen vom Existenzminimum lebt, leisten kann, nicht unter Materialismus fällt.

Materialismus bedeutet einen gewissen Komfort. Er erleichtert die täglichen Hürden des Lebens und nimmt uns im Haushalt, im Büro, in der Freizeit Arbeit ab.

Im Laufe der letzten 100 Jahre hat sich die materialistische Grundhaltung aufgrund der fortschreitenden Technik extrem geändert. Heutzutage ist es gang und gebe, dass in jedem Hauhalt eine Waschmaschine, ein Wäschetrockner und ein Geschirrspüler vorhanden ist. Allerdings schlägt sich diese Art von Materialismus selten negativ auf den Besitzer aus, im Gegensatz, er bereitet ein angenehmes Wohlbefinden. Allerdings wird es dann kritisch, wenn Kinder und Teenager, die gewohnt sind immer die neuesten technischen Geräte, vom Multimediahandy, über den i-Pod, bis hin zum eigenen Fernseher, der natürlich DVD-Recorder, Playstation- und Nintendo- Anschluss hat, mit einer Selbstverständlichkeit zu bekommen, dass erstens der Wert des Geldes nicht mehr geschätzt wird und sie zweitens so übersättigt werden, dass sie keine echte Freude mehr empfinden können.

Die Frage ist natürlich, wie es die Wirtschaft geschafft hat, uns glauben zu machen, diese Dinge seien unentbehrlich, die in Wahrheit aber puren Luxus darstellen? Einerseits beeinflussen uns die Medien, mit denen jeder Mensch in westlichen Länder konfrontiert ist, und signalisieren uns, ohne besagte Dinge könnten wir keine Zufriedenheit empfinden.

Nehmen wir als Beispiel das Handy her: Bedürfnisse wurden vom Markt geweckt, die gar nicht vorhanden wären. Dies war sicherlich auch der Grund, warum längere Zeit hindurch jede zweite Werbung eine Werbung für Handies war. Man hat den Menschen – erfolgreich – eingetrichtert, ein Handy wäre alles, was einen glücklich machen kann. Mittlerweile ist dieser Wahn schon ein wenig abgeebbt – es hat schon fast jeder eines. Obwohl dies der Fall ist, steigen dennoch die Verkaufszahlen der Handyanbieter immer mehr. Die Frage ist warum?

Nehmen wir als Beispiel meine Klasse her. Mein erstes Handy habe ich mit 15 zu Weihnachten bekommen, es war ein Geschenk, auf dass ich mich längere Zeit gefreut habe. Jetzt in der achten Klasse habe ich bereits mein zweites Handy. Damals in der fünften haben von rund 27 Leuten eine handvoll kein Handy gehabt. Heute haben alle eins. Allerdings werden diese häufiger ausgetauscht, als es bei mir der Fall war. Handys, obwohl sie noch gut funktionieren erfüllen nicht mehr den Ansprüchen, da es schon längst Neueres, Besseres gibt. Meines Erachtens nach, ist die ursprüngliche Funktion, nämlich die des Telefonierens, durch den Status und die Anerkennung, die einem das Handy gibt, verdrängt worden. So ist es mit allen Sachen. Je mehr man hat und je teurer sie waren, desto mehr Eindruck schindet man. Sei es nun bei Schuhen, technischen Geräten oder Fahrräder. Natürlich sei diese Behauptung in den Raum gestellt, sie ist weder verallgemeinerbar, noch wissenschaftlich bewiesen.

Ein weiterer Grund des Materialismus ist der Anstieg des Reichtums in westlichen Ländern. Menschen die mehr Geld haben, als sie brauchen, investieren es in materielle Dinge.

Bei Menschen, die genug verdienen, ist das so üblich. Ein Problem, das allerdings immer häufiger auftritt, ist, dass Leute Schulden machen, um sich Dinge kaufen zu können, die sie sich sonst nicht leisten könnten. Sie fühlen sich minderwertig, wenn sie sich nicht einen gewissen Lebensstandard leisten können. So zum Beispiel beim Urlaub. Zugeben müssen, sich keinen Urlaub leisten zu können, fällt in der heutigen Zeit vielen Leuten schwer. Deshalb versuchen sie durch Überstunden und zusätzlichen Jobs, das Geld für einen Urlaub zusammenzubringen. 

Ein weiterer negativer Aspekt des Materialismus ist das Verschwinden des Bewusstseins für den Wert des Geldes.Vor allem Kinder lernen heutzutage immer weniger einen korrekten, also bewussten Umgang mit Geld. Dass Mütter und Väter hart arbeiten müssen um den Wünschen ihres Nachwuchs gerecht zu werden, wissen viele Kinder nicht.

Die Frage ob es möglich sei, den Materialismus einzudämmen, ist leicht zu beantworten. Nein! Er ist schon viel zu weit in die Menschen eingedrungen, als dass man ihn jetzt noch durch eine andere Wertvorstellung ersetzen könnte. Die einzige Möglichkeit für den Einzelnen dem Materialismus zu entkommen, wäre, irgendwohin auszuwandern, wo man werder Shoppingcenter, noch Fernsehen, noch Geld kennt, also zu irgendwelchen Buschmenschen -Indianern und dergleichen-. Es wäre sicher interessant, die Erfahrung zu machen, eine zeitlang in einer Umgebung zu leben, in der soziale Bedürfnisse, nicht materialistische im Vordergrund stehen.

Da aber die materialistische Ansicht nicht bei allen Menschen die gleiche ist, gibt es viele Konfliktpunkte. Die einen sind sparsamer und gehen bewusst mit Geld um, die anderen sind eben verschwenderischer. Das hat sicherlich auch viel mit der Erziehung und den Werten, die einen die Eltern vermitteln, zu tun. Gerade hier gibt es viele Unterschiede. Manche, zu denen ich mich übrigens auch zähle, wissen sehr wohl, was es heißt einmal etwas nicht zu bekommen oder längere Zeit sparen bzw. arbeiten zu müssen,  bevor man sich etwas leisten kann. Andere wiederum haben keinen blassen Schimmer, was es heißt für Geld arbeiten zu müssen. Das sind diejenigen, die immer alles bekommen, ob das ihnen sonderlich gut tut ist zu beizweifeln. Mein Cousin, zum Beispiel ist eines der verwöhntesten Kinder, die ich kenne. Jedesmal zu seinem Geburtstag oder zu Weihnachten stellt sich meinen Eltern erneut die schwierige Augabe etwas zu finden, das ihm gefallen könnte. Er besitzt alles und freut sich über nichts. In seinem Fall ist eine Übersättigung an materiellen Dingen eingetreten.

Ich betrachte die momentane Entwicklung in der Gesellschaft eher skeptisch. Geld und infolgedessen Wertgegenstände spielen eine immer größere Rolle, die andere, wichtigere Dinge, wie Freundschaften, Freizeitbeschäftigungen und Beziehungen in den Hintergrund stellen. Da ich so erzogen wurde, nie zu vergessen, dass anderswo Menschen tagtäglich verhungern, finde ich den verschwenderischen Stil mancher Menschen schockierend und alamierend. Allerdings bin ich, wie alle anderen, von meiner Umgebung und Umwelt beeinflusst und kenn kein Leben ohne Materialismus. Jedoch bin ich bestrebt bewusst zu leben, zu hinterfragen und mich nicht mit anderen Leuten zu messen.

Bei mir selbst zeigt er sich vor allem bei Süßigkeiten. Es gibt Zeiten, da bin ich dermaßen übersättigt, dass ich vor einem vollen Süßigkeitenregal nicht weiß, was ich mir nehmen soll. Wenn dies wieder mal der Fall ist, versuche ich längere Zeit auf die schokoladigen Dickmacher zu verzichten, um wieder Gusto zu verspüren und ich mich sowohl auf ein Stück Schokolade, als auch auf einen Keks freue.

Zum Schluss bleibt mir nichts anderes übrig, als einen Apell an alle, die dies lesen, zu stellen: „Vergesst nicht den Materialismus einmal zu vergessen und euch dem Immateriellen zu widmen.“