Die Geschichte meines Vaters

„Wir telefonieren am Abend. Ich hab euch lieb.“- Das waren die letzten Worte von meinem Vater an mich und meine Schwester.

Ende Oktober 2013 bekam mein Papa eine ganz normale Grippe. Ein paar Tage später wurde er in ein Krankenhaus in Wien eingeliefert. Er sollte eine Gallenoperation bekommen.

Mein Vater konnte noch nicht operiert werden, da seine Entzündungswerte zu hoch waren. Ein Freund von ihm, der in demselben Krankenhaus arbeitete, versicherte ihm, dass alles okay sei und dass sich das wieder legen wird und er bald operiert werden könnte.

Am 7. November kam dann der Anruf in der Nacht. Ich hörte nur wie meine Mutter ständig „ja.“ sagte. Sie kam in mein Zimmer und sagte mit monotoner Stimme „Papa hatte einen Herzstillstand. Sie wissen nicht ob er die Nacht überlebt.“ Zittrig fuhren wir ins Krankenhaus. Die Autofahrt verlief ruhig und keiner wagte es etwas zu sagen. Im Krankenhaus angekommen warteten wir eine Ewigkeit. Ich wollte nicht realisieren was passiert war und konnte nicht schlafen. Die Ärzte sagten uns, dass er einen Herzstillstand hatte und 45 Minuten reanimiert werden musste. Sie führten ihn auf einer Liege an uns vorbei und ich sah seinen leblosen Körper angeschlossen an Geräte. Uns wurde gesagt es gäbe drei Möglichkeiten. Entweder er überlebt, er wird behindert oder er stirbt. Nach ein paar weiteren Tagen wurden wir gebeten uns zu verabschieden. Ein Arzt der auf der Intensivstation beschäftigt war, mit dieser Akte aber nichts zu tun hatte, flüsterte uns zu, dass er an unserer Stelle das Krankenhaus verklagen würde, weil offensichtlich ein gravierender Fehler passiert ist. Das taten wir auch und es kam raus dass er von Anfang an tot war, das Krankenhaus aber seinen Körper auf der Intensivstation behalten hat um rauszufinden, was der Fehler war. Es kam zum Vorschein, dass Sie ihn nicht ausreichend untersucht haben und ihn trotz zu hoher Entzündungswerte in den OP geschickt haben.

Wir verklagten das Krankenhaus auf fahrlässige Tötung, ließen die Anklage aber fallen weil so etwas einige Jahre dauern kann, sehr teuer ist und wir damit Abschließen wollten.

Die Zeit danach war unreal. Es fühlte sich an als wäre ich in einer Blase. Fern von der Realität und mit leerem Kopf. Wenn ein Mensch der immer da war und den du dein ganzes Leben geliebt hast einfach aus deinem Leben gerissen wird, ist das ein unbeschreibliches Gefühl. 

 

Frida ist 19 Jahre alt.

Kommentare

 

Dieser Text hat mir die Augen geöffnet!! 

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