Wie ich vor den Taliban geflohen bin.

Ich komme aus Afghanistan. In kleineren Städten und Dörfern dort dürfen Mädchen nicht zur Schule gehen. So war es auch bei mir – Ich bin heute 15 Jahre alt und  war in meinem Leben insgesamt einen Monat lang in Afghanistan in der Schule. 

Denn das, was ich dort erlebt habe,  will ich nie wieder erleben müssen. In dem einen Monat, in dem ich in Afghanistan zur Schule ging, musste ich ein Niqab tragen – das heißt, man hat nur meine Augen sehen dürfen. Das ist  ein Gebot der Taliban. Das wollte aber weder ich, noch meine Schulkolleginen. Wir waren zu jung, die Gesichtsschleier waren für uns zu groß. Die Jungs müssen das natürlich nicht-  und das finde ich echt unfair. Eines Tages beschlossen also meine Schulkolleginen und ich, zu rebellieren. Wir sind ohne Niqab in die Schule gekommen  - plötzlich haben die Taliban unsere Klasse gestürmt und drohten, alle Mädchen ohne Niqab um zubringen.

Daraufhin wusste ich, dass ich nur eine Wahl hatte: Ich sprang aus dem Fenster und rannte weg. Bis heute sieht man die Verletzung auf meinem Knie von dem Sprung. Kurz danach kam ich mit meiner Familie nach Österreich. Am Anfang wusste ich nichtmal richtig, wie man einen Stift hält. Ich kannte auch Dinge wie Rolltreppen nicht – woher denn? Mittlerweile habe ich mich in Österreich  eingelebt und würde auch nicht nach Afghanistan zurück wollen. Ich will nie wieder so etwas erleben wie dort. Die Geräusche der explodiernden Bomben habe ich bis heute in meinem Kopf – ich kann auch kein Blut sehen. Am  schlimmsten ist für mich aber immer noch die Tatsache, dass die Mädchen in Afghanistan nichts dürfen und die Jungs alles. Das ist hier anders. Ich fühle mich in Österreich so, als wäre ich aus einem Gefängnis entkommen.

Das könnte dich auch interessieren

.
Sie kochen, kosten und kreieren: Amina...
.
„Bis ich 13 Jahre alt war, dachte ich,...

Anmelden & Mitreden

10 + 3 =
Bitte löse die Rechnung