Au Pair: Das wahrscheinlich beste Verhütungsmittel der Welt

26. März 2016

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Au Pair, Kinder, Stress
Kunstwerk: Sonia Iris Boboc (Mitte)

Nach der Matura kommt die große Freiheit. Egal, ob studieren, reisen, oder endlich ausziehen, das Bestehen der Reife- und Diplomprüfung gibt vielen das Gefühl, die Welt läge einem zu Füßen und man hätte alle Möglichkeiten der Welt.

Viele denken sich dann, dass das Koppeln von Auslandserfahrung mit dem Vertiefen von Sprachkenntnissen doch eine tolle Idee ist und wählen deswegen einen Au Pair Aufenthalt im Ausland. So auch ich. Lest weiter, um zu erfahren, warum man sich Au Pair lieber zweimal überlegen sollte.

 Juhu Ausland!

„Ich will ins Ausland und ich mag Kinder“ So fing das alles an. Schritt zwei war das Erstellen eine Accounts auf Aupairwold.com. Schritt drei war die Lüge, dass ich Erfahrung in der Kinderbetreuung habe, weil ich manchmal auf meinen kleinen Bruder aufgepasst habe.

Da ich ins französischsprachige Ausland wollte, fiel schnell die Entscheidung auf die Region rund um den Genfer See. Ich landete schließlich bei einer Familie mit zwei Töchtern, welche damals 5 und 10 Jahre alt waren, und lebte vier Monate lang in einem Dorf mit mehr Kühen als Kindern. Ich hatte bis dahin noch die Illusion, dass kleine Mädchen einfach süße, niedliche, Barbie spielende Menschen in Kleinformat sind. Schnell merkte ich, dass dem nicht so war.

Geschwisterliebe? Fehlanzeige.

Die Große konnte ihre kleine Schwester nicht leiden, weil diese als Kleinste mehr Aufmerksamkeit bekam. „Möchtest du Marmelade oder Nutella auf dein Brot?“, fragte ich eines schönen Morgens die große Schwester. „Ich möchte nichts essen. Ich habe meine Schwester schon vor dem Frühstück gesehen. Heute ist ein Scheißtag.“ Na toll, dachte ich mir und schmierte ein Nutellabrot.

Die Kleine wollte immer Barbie spielen. Kein Problem für mich. Für sie gab es jedoch nur eine erdenkbare Konstellation: Ich spielte das Pärchen und sie spielte die junge, fesche Single-Barbie, die mir dann den Mann ausspannte. Fünfjährige Mädchen erfinden solche Geschichten nicht selber. Ich hätte mir beim ersten Mal Barbie spielen schon denken müssen, dass da irgendetwas komisch ist.

Barbie, Au Pair, Kinder
Foto: privat. Barbie beim wöchentlichen Wasch-Ritual: Im Wasser plantschen, Haare waschen, Haare föhnen. Damit ist Barbie wieder fit für die Jagd auf verheiratete Männer.

Zwei Wochen später saß ich mit der Mutter alleine im Auto. Wir führten Smalltalk, doch auf einmal wechselte sie abrupt das Thema. „Weißt du, ich habe einen Freund“, sagte sie kichernd und wurde rot. „Oh“, sagte ich und wurde auch rot. „Mein Mann weiß davon, aber er glaubt es mir nicht.“ Ich verstand damals und verstehe auch jetzt immer noch nicht, warum die Mutter mir das erzählt hat. Zumindest machte das Barbie spielen mit ihrer Tochter jetzt Sinn.

Kinder, zum Glück nicht meine Kinder.

Sicher sind Kinder immer so, wie man sie erzieht. Es kann auch sein, dass ich einfach in einer sehr komischen Familie gelandet bin und andere Au Pairs supertolle Erfahrungen gemacht haben. Das bezweifle ich nicht. Es war bei mir auch keine rein schlechte Erfahrung. Mit der Zeit schließt man die Kleinen ja ins Herz. Egal wie griesgrämig sie beim Frühstückstisch sitzen oder welche Beziehungs-Konstellationen sie beim Barbie spielen festlegen.  

Eines hat mich das Au Pair Dasein allerdings gelehrt: Lebt man in einem Haushalt mit Kindern, ist man am Ende des Tages überglücklich diese den Eltern wieder abzugeben. Mich hat meine Au Pair Zeit dazu gebracht, meine Familienplanung noch einmal zu überdenken und um etliche Jahre zu verschieben. Das heißt nicht, dass ich jemandem davon abrate, als Au Pair ins Ausland zu gehen. Überlegt euch den Schritt nur lieber zwei Mal.

 

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