Der kann was, der Cem!

20. Januar 2016

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Cem Özdemir
Screenshot: Youtube

Seit 2008 ist Cem Özdemir einer von zwei Bundesvorsitzenden der deutschen Grünen. Der einzige deutsche Parteichef mit Migrationshintergrund wird in der Bundesrepublik immer beliebter und zeigt auf: Einen wie ihn braucht man auch in Österreich.

Migranten haben es leicht in der Politik. Doch, ehrlich! Im Gegensatz zu ihren alt-österreichischen Kollegen haben sie bereits im Vorfeld einen klar definierten Geschäftsbereich. Entweder sind sie Integrationssprecher in ihrer Partei oder werden als Community-Manager für ihre eigene Volksgruppe eingesetzt. Ziemlich übersichtlich und einfach. Aber ziemlich unterschätzend und reduzierend. Die wirklich einflussreichen Politikfelder werden Österreichern anvertraut, wahrscheinlich aus Angst, sich vor den verbalen Angriffen der FPÖ nicht wehren zu können.

Anders in Deutschland. Denn seit 2008 ist Cem Özdemir, ein „Schwabe mit anatolischen Wurzeln“ (wie er sich selbst bezeichnet) einer von zwei Bundesvorsitzenden der deutschen Grünen. Anfangs noch dröge und langweilig wie seine Parteifarbe, entwickelte sich Özdemir immer mehr zu einem ernstzunehmenden Player in der deutschen Bundespolitik. Wie es dazu kam, liegt auf der Hand.

IS-Terrorismus und Cannabis-Legalisierung

Der kann was, der Cem! Im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen mit Migrationshintergrund, hält er in sämtlichen Debatten und Diskussionen mit. Egal, ob es um den IS-Terrorismus, die Türkei, die Euro-Krise, Cannabis-Legalisierung oder um die sexuellen Übergriffe auf Frauen in Köln geht: Der bekennende Vegetarier schafft es, seine Meinungen scharf zu formulieren und ist deshalb gerngesehener Gast in Polit-Talkshows. Er schreckt auch nicht davor zurück, von der Grünen Linie abzuweichen und die Parteilinke in Aufruhr zu versetzen.

„Wer rechtskräftig verurteilt ist, kann abgeschoben werden“

Schon vor einem Jahr forderte er den Bundestag auf, Waffen an die Kurden zu liefern, um den „Islamischen Staat“ zu bekämpfen. Eine Provokation für die zum größten Teil pazifistischen Grünen. Und auch wenn es um den Islam geht, positioniert sich der Sohn türkischer Gastarbeiter deutlich klar: „Es muss möglich sein, im Jahr 2015 die Worte des Propheten zeitgemäß auszulegen. Kein heiliges Buch steht über den Menschenrechten und der Verfassung der Bundesrepublik.“

Nach den sexuellen Übergriffen an Frauen am Kölner Hauptbahnhof sagte er dem Nachrichtenmagazin „Stern“ fast schon in CDU-Manier: „Wer rechtskräftig verurteilt ist, kann abgeschoben werden – sofern es nicht um ein Land handelt, in dem Folter oder Todesstrafe drohen.“

Mehr Schwabe als Türke

Seine größte Stärke in der Integrationspolitik liegt darin, dass er sich nicht als „role model“ für gelungene Integration abstempeln lasse, sondern sich von den auf nationalen und ethnischen Kategorien beharrenden Mulitkulturalisten distanziert habe, wie die deutsche Soziologin Annette Treibel aus Özdemirs Biografie zitiert: „Ich bin deutscher Staatsbürger türkischer Herkunft. Das Schwäbische ist mir noch näher als das Deutsche, und mit der türkischen Herkunft ist es ebenfalls so einfach nicht. Auch „Einwanderer“ (…) trifft den Kern nicht. Ich bin zwar gut zu Fuß, aber ich bin nie eingewandert, sondern hier geboren.“

Einer wie Cem Özdemir würde der österreichischen Politik guttun und frischen Wind bringen. Doch leider würde sich die Politik wie auch die Medien ausschließlich auf seine Herkunft beziehen (wie etwa die Kronen Zeitung bei Maria Vassilakou).

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