Dunkelhaarige Nahost-Männer und blonde deutsche Frauen

09. Januar 2016

In Köln haben mehrere Männer mit Migrationshintergrund während der Silvesternacht hunderte Frauen sexuell belästigt. Rechtspopulisten wittern nun ihre große Chance und sehen vor allem blonde, deutsche Frauen in Gefahr.

In der Nacht von Silvester auf Neujahr hatten sich vor dem Kölner Hauptbahnhof etwa 1000 Männer versammelt. Sie haben sich in mehreren kleinen Gruppen aufgeteilt, Frauen umzingelt, sie sexuell bedrängt und ausgeraubt. Eine Augenzeugin namens Steffi berichtet in der Süddeutschen Zeitung davon, wie sie am Kölner Hauptbahnhof ausstieg: In dieser Situation fiel mir zum ersten Mal auf, dass alles voll war mit arabisch oder nordafrikanisch aussehenden Männern. Man muss vorsichtig sein, wenn man so etwas sagt, aber es ist mir wirklich aufgefallen." Vor einer Bäckerei sah sie ein junges und blondes Mädchen, das weinte. Ein Junge ging auf sie zu und sagte zu ihr mit einem starken Akzent, dass er ihr helfen könne und machte mit seiner Hand obszöne Bewegungen.

Was in Köln in der Silversternacht passierte, war grausam. Doch man hat den Eindruck, dass sich die Medien fast schon auf eine Skandalstory fokussieren, als auf die eigentlichen Taten selber: Nämlich eine, in der dunkelhaarige Nahost-Männer blonde deutsche Frauen vergewaltigen.

Rechtspopulisten, Pegidisten und Flüchtlingshetzer haben es angeblich schon immer gewusst und sehen ihre Stunde gekommen. Ein User kommentiert: „Ein wenig braun würde Deutschland ganz gut tun.“ Ein anderer User empört sich über die „kulturellen Gegebenheiten“ von arabischstämmigen Flüchtlingen: „Sie schlagen, vergewaltigen und töten ihre Frauen. Dort haben sie sich nun ausgelebt und kommen zu uns, um unsere Frauen zu vergewaltigen.“ Der AfD-Politiker Björn Höcke, der durch seinen bizarren Fahnen-Auftritt bei „Günther Jauch“ deutschlandweit bekannt wurde, warnte in einer Rede vor seinen Anhängern, dass „unsere schönen, blonden Frauen in Gefahr seien durch aggressive und sexistische Männer aus dem Nahen Osten.

Ich habe es schon immer gesagt“

Schaut man sich die Seiten von Pegida oder auch der FPÖ an, ist der „Ich-habe-es-schon-immer-gesagt"-Tenor allgegenwärtig. Beim Hetzen gegen Flüchtlinge werden aus rechten "Frauen-an-den-Herd"-Forderern plötzlich die größten Gleichberechtigungsbefürworter. Dabei ist die Reduzierung der Frauen auf ihr Aussehen genauso sexistisch, wie die sexuelle Belästigung durch die 1000 Männer. Außerdem vergisst man ganz schnell, dass sich unter den Vergewaltigungsopfern nicht nur deutsche Frauen, sondern auch welche mit Migrationshintergrund befanden.

Fehler eingestehen und Lösungen bieten

Doch am Ende ist es gleichgültig, welche Herkunft Täter und Opfer hatten. Was in Köln passiert ist, ist jedenfalls nicht hinnehmbar. Statt sich gegenseitig die Schuld zuzuschieben, müssen Verantwortungsträger wie Politiker und Polizei ihre Fehler eingestehen, rechten Hetzern dieses Thema nicht überlassen und konsequent eine Lösung für ein ernsthaftes Problem finden: Eine tiefsitzende Aggression von verhaltensgestörten Männern (unabhängig von der Herkunft und ihrer Rolle) gegenüber Frauen.

Blogkategorie: 

Kommentare

 

Bei diesem Thema sieht man wieder glasklar wie gespalten unsere Gesellschaft ist.

Auf der einen Seite:
"Alle sind gleich: Erzkonservatives Patriarchat, kein Respekt vor Frauen und Meinungsfreiheit (Stichwort Mohammedkarikaturen), gewaltlegitimierendes Machodasein, sowie Abschottungsverhalten sind Folgen einer tiefverwurzelten kulturellen Sozialisierung eines/r jeden MigrantIn.
Eine Mentalität kann man nicht ändern, also alle abschieben, denn in Zukunft fallen mit einer neuen Automatisierungswelle ja eh auch 20% aller Jobs weg."

Auf der anderen Seite:
"Alles nur Einzelfälle. Die Mehrheit ist liberal und gesetzestreu.
Kriminalität, Weltanschauung und sexuelles Bedrängen sind ohne kulturellem Kontext zu betrachten. Alles andere ist Rassismus.
Man kann Menschen ändern und Werte und Verhalten beibringen, also mehr Geld in Integrationsmaßnahmen stecken, denn wir benötigen diese Menschen sowieso für den demographischen Arbeitsplatzüberschuss der Zukunft."

Diesen Kernfragen sollte man auf den Grund gehen. Bei allem anderen reden wir aneinander vorbei.

Das könnte dich auch interessieren

.
Sie kochen, kosten und kreieren: Amina...
.
„Bis ich 13 Jahre alt war, dachte ich,...

Anmelden & Mitreden

12 + 1 =
Bitte löse die Rechnung