Für immer Kind bleiben

14. Januar 2016

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Illustration: Tereza Krizmanich

Ein Blick aus dem Fenster. Zwei kleine Mädchen rennen nur in Unterhose durch den Schnee, wälzen sich darin, bewerfen sich gegenseitig mit Schneebällen. Neid! Das war man selbst einmal: Kind. Eine solche Situation bringt die schönsten Erinnerungen wieder hoch. Wild sein, frei sein, herumtoben. Die unbeschwerte Kindheit!

Doch wenn es so schön war, dieses Kinderleben, warum haben wir es dann abgegeben? Warum haben wir es gegen das streng geregelte Erwachsenenleben eingetauscht? Beim Erwachsenen muss immer alles ernst sein, alles muss anstrengend sein, man muss sich quälen. Erst dann ist es richtig.

Rannten wir als Kinder beim Spielen den ganzen Tag umher und merkten gar nicht, dass wir ständig in Bewegung waren, so müssen wir uns heute zum Joggen überwinden. Nur in Sporthose mit weißen Streifen, fünfundvierzig Minuten täglich und keine weniger. Denn Sport muss man machen, das ist gesund. Alles in uns sträubt sich dagegen, aber das gehört so. Erst die Qual macht die Arbeit zu einer ernstzunehmenden.

Nicht anders geht es in anderen Bereichen des Erwachsenenlebens zu. Im Beruf muss man sich den Kopf über Konzepte und Co. zerbrechen. Ernste Konzepte! Bei den Kindern über ernste, korrekte Erziehung. Kurzum: Wir haben das Spielen verlernt. Oder verdrängt, denn wenn der Ernst des Lebens beginnt, dann hat man auch selbst ernst zu sein.

Als Kind war alles viel einfacher, viel unkomplizierter. Wenn man ein Bild malte, dann mit Spaß locker dahin. Man spielte mit dem Pinsel, mit den Farben. Die Bilder, die man heute vielleicht im Beruf malen muss, heißen „Visualisierung des Soundso“, sind ernstzunehmende grafische Darstellungen, hinter denen ganz viel Kopfzerbrechen und -weh steckt und sind deprimierenderweise meistens nicht mal halb so kreativ wie die Bilder, die man als Knirps in den Sommerferien gemalt hat.

Unser Erwachsenenleben könnte ein Kinderspiel sein, doch wir machen es lieber zur Qual. Aber wieso? Was hindert uns daran, Kind zu bleiben? Der häufigste Grund ist Angst. Die Angst davor, was andere über einen denken, wenn man mit dem Kollegen ausgelassen herumhüpft, weil einem gerade danach ist, obwohl man keine Sporthose trägt. Was andere denken, wenn man anstatt um sieben Ecken zu denken einfach direkt mit einer Antwort der kindlichen Logik daherkommt.

Kindsein als Erwachsener ist so schwer wie Erwachsensein als Kind: Nur wird der Kleine aus dem Haus geschmissen, wenn er beim Rauchen erwischt wird, während der Große sich für immer im Haus verstecken muss, wenn ihn jemand in der Unterhose im Schnee wälzen sieht.

Doch raus aus dem Haus! Für immer ein wenig Kind zu bleiben heißt nicht, verantwortungslos zu sein: Es heißt, wieder zu spielen. Mit allem und überall. Nur Mut. Das Leben ist ein Kinderspiel!

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