Proteste nach Mord an Özgecan Aslan

15. Februar 2015

Am Freitag wurde der Leichnam der 20-jährigen Özgecan Aslan in der türkischen Stadt Mersin gefunden. Die 20-jährige Studentin wurde am Mittwoch als vermisst gemeldet. Mittlerweile ist bekannt, dass Özgecan, als letzter Fahrgast im Minibus, vom Busfahrer angegriffen wurde. Er versuchte sie zu vergewaltigen, als sich Özgecan mit Pfefferspray wehren wollte, stach der 26-Jährige mehrere Male mit einem Messer auf Özgecan ein und erschlug sie mit einer Eisenstange. Danach halfen ihm sein Vater und ein Freund den Leichnam zu beseitigen. Mittlerweile hat die Polizei den Täter und seine zwei Komplizen gefasst, sie haben nach Angaben von Hürriyet die Tat gestanden.

In vielen Städten der Türkei kam es nach dem Mord an Özgecan zu Protesten. Auch online verleihen die Menschen ihrer Trauer aber auch ihrer Wut Ausdruck. Für viele ist der Mord an Özgecan das Ergebnis der frauenfeindlichen Politik der AKP. Seit die islamisch-konservative Partei an der Regierung ist, nahm laut Berichten von Frauenorganisationen die Gewalt an Frauen zu. Zuletzt war die AKP durch frauenfeindliche Aussagen von Politikern international in Kritik geraten. Im Juni 2014 forderte Türkeis Vizepräsident Bülent Arınç gar ein "Lachverbot" für Frauen. Frauen sollten nicht laut in der Öffentlichkeit lachen, sondern lieber mehr Koran lesen, so Arınç. Die Partei sorgte bereits 2012 durch eine drohende Verschärfung des Abtreibungsverbots für Proteste, dabei verglich Erdoğan Abtreibungen mit einem Massaker an Zivilisten.

In Internetforen suchen einige die Schuld bei dem Opfer: "Das kann passieren, wenn man sich freizügig kleidet", so die Aussage der Kommentare. Doch viel lauter sind die Kommentare auf Twitter mit dem Hashtag #sendeanlat ("Erzähl auch du!"). Unter dem Hashtag berichten türkische Frauen von ihren Erfahrungen mit sexueller Belästigung.

Während Özgecans Beisetzung forderte der Imam alle Frauen auf vom Sarg zurückzutreten (Im Islam ist es Frauen nicht erlaubt, an der Grablegung teilzunehmen), doch die anwesenden Frauen weigerten sich und setzten damit ein Zeichen gegen die Ungleichbehandlung von Frauen.

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Kommentare

 

...es ist so endlos traurig! Es ist soooo endlos traurig, dass Menschen mit Argumenten wie "sowas passiert in westlichen Ländern auch" oder "man muss halt aufpassen, wo man alleine hingeht" lesen muss! Endlos traurig, dass Frauen das Kennzeichen ihres Taxis an Freunde weiterschicken - für den Fall der Fälle! So nah fühlt sich die Gefahr für alle an! Es ist so endlos traurig, dass Frauen sich nicht trauen über Belästigungen zu sprechen, aus Angst man könnte sie beschuldigen! Endlos traurig, dass wir immer mit Sätzen wie "Das gehört sich nicht für Mädchen" aufwachsen mussten! Özgecan ist nicht die erste und wird auch die letzte Person sein, die diesem verkorkstem System zum Opfer wird! Einfach nur traurig!

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