23 Jahre Bajram - Eine trans-nationale Wandlung

06. November 2011

Als Kind fand ich die Bajram Festtage immer spektakulär und toll. Zwei Mal im Jahr waren alle in der Nachbarschaft a) nüchtern, b) sauber gekleidet und geduscht und c) nett zu einander. Für die Kinder in Skopje - Kinder wie mich -  war es besonders toll weil sie Geschenke bekammen, weil es süßes - und zwar viel davon - und weil es eine kleine Tradition gab: Die kinder in der Nachbarschaft versammelten sich und gingen von Haus zu Haus um dem jeweiligen hausbesitzer ein frohes Fest zu wünschen und dafür Süßigkeiten oder manchmal Geld zu bekommen. Oh man, war das ein tolles Gefühl. Nicht weil die Kinder nie im Leben Süßigkeiten genossen haben, sondern weil es einfach ein tolles Fest war. Auch für die Erwachsenen. Nachbarn besuchten sich untereinander. Kleine Streitigkeiten unter Nachbarn wurden an diesem Tag vergessen oder verdrängt, Familiendramas soweiso. Jeder besuchte jeden. Das waren Zeiten. Heute schaut es leider anders aus.

 

Heute wohne ich in Wien. Kinder klopfen nicht an meine Tür um mir ein frohes Fest zu wünschen, Freunde/Familie rufen nicht an, jegliche Glückwünsche erfolgen über Facebook (Seriously wtf?!?). Ich habe Heute 47 Personen per SMS gratuliert, nicht einmal die Hälfte hat zurückgeschrieben. Obwohl ich genug Familie in Wien habe, kommt keiner auf die Idee mich zu besuchen. Das Einzige was mir noch ein tolles Gefühl am Bajram-Fest bereitet sind die überfüllten Moscheen. Sehen Sie geehrter Leser/geehrte Leserin, heute war ich in der Moschee im 10. Bezirk um das Bajram-Gebet zu beten und es war bumm-voll. Leute haben teilweise auf der Straße beten müssen. Gottseidank leben wir nicht  in Frankreich, denn dort ist es bekanntlich verboten. Ich habe 20 Minuten gebraucht um die Moschee wieder zu verlassen, da sich rießige Menschenmengen davor gebildet haben. Manche haben sich ein wenig geärgert, doch ich hab sie mit einem kleinen ranodm Witz besänftigen können: "In Mekka ist es noch voller. Dies ist unsere kleine Pilgerfahrt nach außen", sagte ich. Es war vielleicht ein wenig politisch unkorrekt aber was solls, ein wenig Humor muss sein. Heuer waren 4 Millionen Pilger auf der Pilgerfahrt übrigens.

 

Ich habe den Tag mit meine Familie verbracht und es war schön, aber das Gefühl das ich als Kind hatte ist seit langem weg.

 

 

Kommentare

 

netter blog. dieses facebook geht mir auch am keks. warum muss heute alles über faisbuk geschehen, gell? eine sms ist doch persönlicher...

 

word

 

ein Anruf ist auch nett;)

 

e, wenn ich dir das jetzt sage, wirst du es mir nicht glauben: es gibt welche, die gratulieren sich per sms / fb so zu bajram: BSMO


 

 

WAS? holly shit! ist mir noch nicht passiert, ich bekomme stets schöne Gedichte. Aber die erste Person, die mir so eine Abkürzung schickt wird von mir geblocked und ignoriert :)

 

Schöner Blog. Bei mir war das auch ganz genau so in der Nachbarschaft damals. Und Internet hat es nicht mal gegeben, geschweige BSMO via facebook.

 

ich hab dir zurückgeschrieben :D

 

ich hab das als Kind immer mit meiner Schwester gemacht, von Haus zu Haus gehen. WIr haben im 11. gewohnt, da hab es genug türkische Nachbarn :D Die Ausbeute war halt nicht so hoch wie in der Türkei, aber was solls.

 

Wir rufen immer die Familie drüben an, jeden einzelnen, auch wenns nur so 5min-smalltalk-Gespräche sind. Hauptsache die Geste wird geschätzt und der Respekt gezeigt :)

in diesem Sinne Iyi Bayramlar euch allen im Nachhinein!

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