„Am liebsten esse ich veganen Baklava-Cheesecake“

22. Oktober 2021

 

Kochbuchautorin Serayi dreht den Köftespieß um und zeigt, dass orientalische Küche nicht nur fleischlastig geht - sondern auch komplett ohne tierische Produkte. Die 26-Jährige Deutsche mit türkischkurdisch-persischen Wurzeln erzählt, warum Gewürze das Nonplusultra sind, und verrät, welche Zutat in jede Küche gehört.

Foto:Orienttrifftvegan
Foto:Orienttrifftvegan

Von Aleksandra Tulej

BIBER: Serayi, dein erstes Kochbuch „Orient trifft vegan“ ist ein Spiegel-Bestseller geworden. Ende des Jahres kommt dein zweites Buch „Orient trifft fit“ heraus. Was erwartet uns im zweiten Teil?

SERAYI: Im ersten Buch finden sich vorwiegend traditionelle Rezepte, die es so schon gibt – nur habe ich eben die veganen Optionen nachgekocht. Für das zweite Buch habe ich selbst neue orientalische, gesunde Rezepte kreiert, die es so noch gar nicht gibt. Mit Kräutern, Gewürzen, Rosenblättern – also allem, was traditionell dazugehört, aber eben vegan und meiner Meinung nach gesünder. Es geht mir aber nicht um Kalorienzählen, sondern einfach um das Mindset, dass bewusste, gesunde Ernährung sich positiv auf Seele und Körper auswirkt.

Was hat dich dazu bewegt, vegan zu leben?

Das war ein Prozess. Ich bin vor ungefähr sechs Jahren auf Dokus über Milch und Fleischproduktion gestoßen und das hat mich zum Nachdenken bewegt. Ich habe dann für mich beschlossen, dass ich nicht mehr Teil von so einem System sein kann, und habe aufgehört, Fleisch zu essen – zuerst wurde ich vegetarisch, dann vegan.

Orientalische Küche, die man eigentlich als fleischlastig kennt, und Veganismus? Wie passt das zusammen? Wie kamst du auf die Idee, dein erstes Kochbuch zu kreieren?

Als ich anfangs probiert habe, vegan zu kochen, war ich sehr schnell enttäuscht. Ich habe Tofu-Rezepte nachgekocht und mir dann gedacht: „Mein Gott, das schmeckt ja einfach nur nach Pappe!“ (lacht) Ich weiß noch, wie ich in der Küche stand und verzweifelt festgestellt habe, dass ich doch nicht mein ganzes Leben Spargel mit Tofu auf Bambussprossen essen kann. Ich habe einfach die Küche meiner Heimat vermisst. Das Essen, mit dem ich aufgewachsen bin. Die Gerichte, die ich als Kind geliebt habe. All das, was mir immer so gut geschmeckt hat. Und daraus ist die Leidenschaft geworden, Speisen, die ich aus meinem Kulturkreis kenne, zu veganisieren. Die Bilder habe ich dann in veganen Facebook-Gruppen geteilt und bin schnell auf eine riesige Resonanz gestoßen: So viele Menschen wollten die Rezepte für mein veganes Börek oder die veganen Sarma. Dann habe ich wegen dieser Nachfrage mit meinem Blog begonnen, und – was soll ich sagen - darauf bin ich dann hängengeblieben und aus der Leidenschaft ist dann mein Beruf geworden.

Wie hat deine türkische Familie in Deutschland darauf reagiert, als du vegan geworden bist?

Meine Mama hat früher jeden Tag Fleisch gekocht. Ich bin mit diesem Mindset aufgewachsen, dass eine Mahlzeit ohne Fleisch kein richtiges Essen ist. (lacht) Heute isst meine Mama einmal im Jahr, zu Bayram, Fleisch. Meine Schwägerin ist Vegetarierin geworden. Bei meinem Bruder merke ich auch, dass er immer mehr Mandelmilch und Tofu in seiner Küche hat. Nicht, dass die jetzt alle vegan geworden sind, aber ich sehe schon einen enormen Umschwung und ein Umdenken. Am Anfang habe ich aber ständig dieses typische „Hä, was kannst du dann noch essen?“ zu hören bekommen. Aber als ich denen nach und nach aufgezählt habe, wie viele Gerichte bei uns sowieso schon vegan sind, wie zum Beispiel Rote Linsensuppe, war das für viele ein Aha-Erlebnis und bei einigen hat ein Umdenkprozess begonnen.

Und was sagt deine Familie in der Türkei?

Sie sind sehr stolz, wenn sie hören, dass ich mit meinen Rezepten so vielen Menschen aus Deutschland ihre Heimatküche nähergebracht habe.

Eines von Serayis Gerichten: Vegane Ghelgheli-Bällchen
Eines von Serayis Gerichten: Vegane Ghelgheli-Bällchen

Wo kaufst du deine Produkte ein?

Ich kaufe 90 Prozent meiner Zutaten im orientalischen Supermarkt. Ich mag es einfach, dass das dort, wenn ich Petersilie kaufen will, nicht nur 10 Gramm sind, sondern wirklich ganze Bündel. Es gibt auch eine größere Auswahl an Hülsenfrüchten, Bohnen und Gewürzen. Ich koche sehr, sehr viel mit Petersilie, Minze und anderen Kräutern, weil es auch einfach schon in unserer Küche drin ist. Aber natürlich gehe ich auch ab und zu in normale Supermärkte.

Welche Basic-Zutat darf in keiner Küche fehlen?

Salça. Das ist Tomaten- und Paprikamark, das man verwendet, bevor man Zwiebel und Knoblauch anbrät, zum Beispiel. Aber das kann man nicht mit normalem Tomatenmark aus dem Supermarkt vergleichen. Die Tomaten für die Salça werden unter der Sonne getrocknet und das schmeckt man richtig heraus. Ansonsten schwöre ich auf meine Gewürze: Sumak oder Kuzu Et baharati, das ist ein Grillgewürz. Ach ja, und Granatapfelkonzentrat gebe ich auch in gefühlt jede Speise rein!

Kann jeder deine Rezepte nachkochen, oder braucht es dafür mehr als Hobbykoch-Skills?

Es gibt verschiedene Schwierigkeitsstufen, aber schwer ist es nicht! Ich kann immer wieder nur betonen, dass die Gewürze vieles ausmachen, der Rest sind eigentlich einfache Handgriffe. Ich würde sagen, dass das zweite Buch sogar noch einfacher ist, weil es eben weniger traditionell ist und ich eher darauf geachtet habe, dass es auch mal schnell gehen muss.

Was ist dein persönliches Lieblingsrezept?

Baklava-Cheesecake im Glas, zuckerfrei. Ich habe auch schon mal vier Gläser davon auf einmal verdrückt, es ist einfach so so lecker.

 

Serayis Rezept zum Nachkochen:

TEPSI KEBABI – SAFTIGE KÖFTE MIT GESCHMORTEM GEMÜSE VOM BLECH – VEGAN

Zutaten für 2–3 Portionen

Zutaten Gemüse: 2 Melanzani, in Scheiben geschnitten 2 grüne Pfefferoni, mild und grün 3 Tomaten ( groß), in Scheiben geschnitten 4 Kartoffeln, in Scheiben geschnitten

Zutaten für Köfte: 275g Veganes Faschiertes 1 EL Tomatenmark ½ EL Paprikamark 2 Zwiebeln ( eine rote, eine weiße), fein gerieben Hand voll Petersilie, klein gehackt ½ TL Kreuzkümmel ½ TL Chiliflocken 2 TL Kuzu Et baharti ( Lamm- Grill Gewürz) Salz und Pfeffer 1 TL Stärke 2–3 EL Paniermehl

Für die Soße: 300 ml Wasser 1 EL Tomatenmark ½ EL Paprikamark 50 g geschmolzene Margarine oder Olivenöl Salz und Pfeffer

Deko: Petersilie

Gesamtdauer Vorbereitungszeit 15 Min. Kochzeit 35–45 Min.

Tepsi Kebabi (Foto: Orient trifft Vegan)
Foto: Orient trifft Vegan
  1. Alle Zutaten für die Köfte in einer Schüssel vermengen und zu einer homogenen Masse verkneten. Ca. 10 Minuten abgedeckt zur Seite stellen und ziehen lassen. Durch das kurze ruhen verhindert man das auseinanderfallen der Köfte!
  2. In der Zwischenzeit das Gemüse vorbereiten. Kartoffeln, Melanzani und Tomaten in Scheiben schneiden. Orient Tipp: Die Haut der Melanzani längs mit einem Sparschäler im Zebramuster schälen. Das macht sie später butterweich ohne daß sie zerfallen. Die in Scheiben geschnittenen Auberginen in eine Schüssel mit kaltem Wasser und 1 TL Salz hinzufügen. Das Salz entzieht die Bitterstoffe!
  3. Die Auflaufform mit etwas Olivenöl einpinseln. Eine Köfte formen, eine Kartoffel auf die eine Seite kleben, die Aubergine auf die andere. Immer wieder eine Tomatenscheibe dazwischen. Nebeneinander das Gemüse und die Köfte eng zu einem Kreis schichten. Oben die Pfefferoni verteilen.
  4. Für die Soße in einem kleinen Topf Wasser aufkochen. Tomaten und Paprikamark, Öl oder Margarine und Gewürze hinzufügen und alles miteinander verquirlen.
  5. Ofen auf 180 Grad Ober-Unter Hitze vorheizen. Die mit Gemüse und Köfte befüllte Auflaufform überall gleichmäßig mit der Soße übergießen! So wird das Essen später besonders saftig!
  6. 35–45 Minuten im Ofen schmoren lassen. Die Auflaufform in der Mitte des Tisches servieren und mit fein gehackter Petersilie dekorieren. Mit Reis oder Brot servieren.

Mahlzeit!

Mehr Rezepte findet ihr unter: www.serayi.com

"Vegan trifft Fit" - Serayis zweites Kochbuch (Foto: Vegan trifft Fit)
Foto: Vegan trifft Fit

„Vegan trifft Fit“ – Serayis zweites Kochbuch erscheint Ende des Jahres – ihr könnt es unter www.serayi.com schon vorbestellen.

 

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