arme reiche Menschen

21. März 2011

Fragt mich nicht wie, aber gestern verirrte ich mich in der Innenstadt in die Onyx-Bar. Nichtsahnend fuhr ich mit dem Lift rauf und betrat plötzlich eine andere Welt. In orientalisch-modernem Ambiente, saßen Menschen, Champagner und Wein schlürfend, denen man schon auf den ersten Blick ansah, dass sie "anders" waren. Ich musste nicht einmal die Moncler-Jacken, D&G Sonnenbrillen, Louis Vuitton Täschchen und Louboutin Schuhe erblicken, um zu wissen, dass das vor mir, die oberen Zehntausend  waren. Hm, naja, wenn wir schon einmal da sind, setzen wir uns halt hin, und trinken was, dachte ich mir, außerdem ist die Bar echt gemütlich und schön eingerichtet mit Blick auf den Stephansdom.

Hier versammelt sich also die Schickeria Wiens, von oben herab blickt man auf das Fußvolk, wie passend, nuckelt an den Cocktails und plaudert über Alltägliches. ALLTÄGLICHES? Dieses Wort hat hier eine andere Bedeutung. Der Gucci-Mann (von oben bis unten in Gucci) neben uns, erzählt seinem Gegenüber von 56 Millionen Euro Umsatz, den er gemacht hat, die Familie rechts von uns beschwert sich darüber,dass ihr Koch heute krank ist, und sie Auswärts essen müssen, und die zwei Teenie-Mädchen, ca. 14 Jahre alt, von Kopf bis Fuß in Designerklamotten, und von falsche Wimpern, Extensions und blauen Kontaktlinsen verschönert, ärgern sich darüber, dass das Iphone 5 noch uuur lang braucht, bis es rauskommt, Gott sei Dank hat Daddy sie vorgemerkt, schließlich müssen sie es vor allen anderen aus der Klasse haben!

Neid kam in mir hoch, auch wenn ich mir eigentlich nichts aus Markenkleidung und Luxus mache, ging es mir doch um diese Unbesorgtheit, diese Selbsverständlichkeit, mit der die Mädchen ihren dritten Anti-Alk-Cocktail bestellten, ohne auf den Preis zu achten, oder ins Fendi-Geldbörsal zu gucken, ob sie eh genug Geld dabei hatten. Es gingt darum, dass diese Familie neben uns, sich keine Sorgen darüber machen musste, wie sie die Ausbildung ihrer Töchter finanzieren sollten, wie sie sich den Führerschein für alle 3 leisten konnten, ob sich ein Familienurlaub im Sommer ausging, sondern schlicht und ergreifend nur darüber, den Kopf zerbrachen, in welchem Luxus-Restaurant sie den heute speisen sollten.

Nachdem ich mir gespannt die "Sorgen" der Reichen angehört hatte, ein kleines Vermögen für einen Kaffee und einen Cocktail ausgab, von der Kellnerin mit bösen Blicken gestraft wurde, nachdem ich ihr nur 2€ Trinkgeld hinterlassen hatte, war sie es doch gewohnt, dass ihr tiefer Ausschnitt und der Ledermini, ihr erheblich mehr Trinkgeld einbrachten, verließ ich diesen himmlischen Ort über den Dächern Wiens um eine Erkenntnis reicher, Geld macht nicht glücklich, aber viel Geld schon!

Kommentare

 

auf einen Kaffee und ich kann dir dieses Sorglos-Gefühl auch geben, wenn du magst. (:
Und ähm tschuldigung, der Kellnerin das nächste mal bitte kein Trinkgeld geben, ist fast schon beleidigend dort. (;^

 

wieso?

 

Bars gibt man dem Personal für gewöhnlich kein Trinkgeld und wenn, dann rundet man auf einen Zehner auf. Sie hätte dich nicht böse angesehen, wenn du ihr kein Trinkgeld gegeben hättest. Wirklich nicht. (:

 

eine kellnerin die kein trinkgeld möchte....hmmm...auch was neues für mich... man lernt nie aus :-)

 

jebi ga.

 

gebe prinzipiell nicht gerne trinkgeld. diese wirte und kellner, diese umsatzgeier, was glauben die eigentlich? warum soll ich einer person mehr geld geben, wenn sie eh schon für ihre arbeit geld bekommt?

diese trinkgeld-sache gefällt mir überhaupt nicht, denn davon hängt es ab, wie gut du dasnächste mal behandelt wirst und so...

 

Viele Kellner arbeiten für einen kleinen Stundenlohn und dieser wird dann eben durch das Trinkgeld aufgebessert... Deshalb finde ich es auch ok Trinkgeld zu geben...
Jedoch verstehe ich diese Erwartungshaltung bzgl. der Höhe dieser eigentlich freiwilligen Geste nicht... Und eben wie du schon sagtest, von dieser hängt es dann ab, wie man dann beim nächsten Mal behandelt wird...
Das erinnert mich ein bisschen an die Zigeuner in Bosnien... Früher hieß es "Hast du mal etwas Kleingeld" und heute "Hast du mal ne Mark?"...
Bescheiden sind sie beide nicht mehr, die Zigeuner und auch die Kellner!

 

trinkgeld ist auch eine frechheit...das ist viel zu viel. 5 cent würden reichen...

 

also, erstens es ist absolut keiner verpflichtet Trinkgeld zu geben. Ein Trinkgeld ist eine "Höflichkeitssache" bzw. "Aufmerksamkeitssache" für ein gutes Service...

Wenn der Service scheiße war bzw. wenn das freundliche Verhalten/Benehmen des Kellners vom Trinkgeld abhängt, dann stimmt mit der Person einiges nicht.

Und mal abgesehen davon, jeder hat mal einen scheiß Arbeitstag, ganz einfach... und manche Gäste sind auch keine Heiligen. (da wird mir jeder zustimmen, der mal gekellnert hat) aber, naja... so ist das in jedem Beruf, wo man mit Menschen zu tun hat.

 

Als Gast war ich auch einmal kein Heiliger.
Ich besaß doch tatsächlich eines Tages die freche Frechheit und ging in ein Caféhaus, stellte dort meinen Laptop auf, arbeitete daran etwas und machte Videotelephonie über Skype(TM)(R), konsumierte meine Gedränke, aß eine kleine Kleinigkeit und unterhielt mich dort mit einer Freundin in DeLandia und die Kellnerin dort, die sagte doch tatsächlich, daß das Caféhaus, man stelle sich bitte diese Frechheit vor, also die sagte zu mir am Ende doch tatsächlich, daß das Caféhaus kein Interntecafé ist. Ich habe mir gedacht, ich höre nicht recht! Was geht es denn die Kellnerin an, was ich am Laptop mache? In einem Caféhaus das an jedem Tisch zwei Steckdosen für Laptops hat, deren WLAN zwei Router hat - und dann kommt die daher und sagt frech und schnippisch, daß das Caféhaus in dem sie arbeitet kein Internetcafé ist.
Am liebsten hätte ich der eine für so viel unverschämtheit eine geknallt, also ich hätte mich beschwert, wie schon davor über eine andere Kellnerin dort die mich einfach so geduzt hat und ich hätte diese Kellnerin am liebsten feuern lassen. Ab und an mache ich das gerne.
Eine Arbeit als Kellner oder Kellnerin findet man ja überall, da ist das nicht so tragisch.

Aber da ich dort ohnehin noch öfter bin, werde ich etwas viel, viel besseres machen, ich werde dich Kellnerin als Person persönlich fragen, ob sie einen Laptop hat und weshalb sie in ihrer freien Freizeit nicht selbst in ein Café geht und dort in gemütlich gemütlicher Atmosphäre im Internet unterwegs ist. Ich arbeite dort auch im Internet, also ist es mir ganz egal wo ich arbeite oder mit wem ich mich unterhalte.
Und wenn sie mir dann dämlich kommt, dann lasse ich sie wirklich feuern. Ich habe schon die ganze Zeit ganz intensiv gespürt, daß sie etwas dagegen hat, daß ich so frech bin und mich vergnüge während sie arbeitet. Zumal die Personen mit denen ich mich im Netz unterhalte und zusammen arbeite auch die zukünftigen Kunden des Cafés sind.

 

ähm, ja... die Kellnerin ist ne blöde Kuh, solange du konsumierst und bezahlst, kann es der Depperten völlig egal sein, was du machst.

Wir leben in Wien, hier gibts genug andere Cafés mit Wlan Zugang... also, bevor du irgendjemanden feuern lässt, such dir ein Café mit ner Bedienung, die keine schnippischen Kommentare von sich gibt.

 

Ich liebe dieses Café, ich bin gerne dort, es erinnert mich an alte englische Cafés und Pubs, ich habe eine emotionale Bindung zu diesem Café, manchmal verspüre ich echt Lust mir das Café zu kaufen, einfach so.
Und die Kellnerin bekommt dann von mir höchst persönlich eine vernünftige Ausbildung, wie man sich nicht emotional an den Gast bindet oder an die Dinge die der Gast tut, was ihr dann natürlich auch in sehr vielen anderen Lebensbereichen helfen wird.

 

Mr. Pink sieht das ähnlich
--> http://www.youtube.com/watch?v=q_pdC7IEz1o

MMn gehört es sich einfach Trinkgeld zu geben, wenn der Service gepasst hat.

 

über dieses scheinbar sorglose leben, habe ich mal mit meiner mutter diskutiert.
das sorglose leben ist gar nicht so sorglos. wenn du in so einer welt lebst, musst du ständig die erwartungen der leute erfüllen, die auch in dieser welt ständig den augen anderer "leid"genossen ausgesetzt sind.
ständig darauf achten, prestige zu versprühen, alla iphone 5. aufgestylt sein, bestimmte benehmen. darfst dich nicht gehen lassen, vor allem in bestimmten gesellschaftlichen situationen.
wie viel zeit da verloren geht, so einen lebensstil zu pflegen?
das geld kommt ja auch nicht von ungefähr. diese kids können zwar während ihrer jugend sorgloser leben, als andere. aber auch ihre zeit wird mal kommen, wo sie den erwartungen der eltern entsprechen müssen.
glaubst, die linsenblauäugige extension-trägerin kann stylistin oder floristin werden, wenn papa millionen umsatz macht?
viele kids versuchen deshalb aus dieser welt auszubrechen, weil sie sich eingeengt fühlen.
und die frau mama muss auch immer topgestylt sein, weil freundinnen auf irgendwelche empfänge einladen.
sicher geht sie zum frisur oder wird prof. geschminkt und muss es nicht selber machen. aber das sind auch termine, die wahrgenommen werden müssen.
ich glaub, dass so ein leben verdammt stressig ist.
sorglos ist schön. aber auch das hat einen verdammt hohen preis - nicht selten die unabhängigkeit und freiheit, das zu tun, worauf du gerade bock hast.

ah ja. und die diskussion mit mama fing an, als wir im 1. eine highsociety-lady total betrunken, mitten am tag, mit zerwuschelten haaren und zerlaufener schminke, weinend die straßen entlang laufen sahen.

 

da geb ich dir auf alle fälle recht! der titel des blogs "arme reiche menschen" hat eig. darauf abgezielt, dass ich eben genau auch auf diesen aspekt eingehe, aber ich habs dann irgendwie ur eilig gehabt und hab total vergessen darüber zu schreiben :-)

 

Wenn du dich von Dingen oder Menschen "machen" läßt und dein Leben aus diesen Dingen oder Menschen gemacht wurde und du es weiter machst, dann entsteht natürlich ein komplett falscher Selbstbezug. Dann formen dich die Dinge und oder die Menschen und nicht du dich selbst und somtit du die Dinge und oder du die Menschen.
Du sollst keine anderen Götter neben mir haben, denn ich bin ein sehr eifersüchtiger Gott, das menschlichste Gebot der Zehn Gebot. Gib niemals die Macht über dein Leben ab, denn darin bist du der Schöpfer deiner Welt und gib sie nie an Dinge [Götzen] ab, denn dann beherrschen sie dich. Das erste Gebot der Zehn Gebote ist die Denkart von Gnostikern, sie haben damit die gerade gegründete jüdische Religion persefliert. Ich finde derartiges durchaus sehr witzig.

Ivana, vertraue mir, wenn du es als neuen Stil argumentieren kannst, darfst du auch im Mehlsack erscheinen. Es kommt natürlich dann auch auf die Art und die Personen des Empfangs an. (:

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